Taktisch interessanter SKN St. Pölten fordert Meister Red Bull Salzburg bis zuletzt (3)

Red Bull Salzburg bleibt mit dem Sieg gegen den SKN St. Pölten an Sturm Graz dran. Hinter dem klaren Ergebnis steckte jedoch ein Riesenstück Arbeit gegen taktisch clevere und mutige Niederösterreicher.

Vor allem Tormann Riegler ist mit den Anforderungen im Spielaufbau klar überfordert. Dabei sind es weniger die groben Patzer, welche ihm zum Verhängnis werden, sondern vor allem die mangelnden Fähigkeiten im Spiel mit dem Ball. Abgesehen von den klaren technischen Unzulänglichkeiten, schafft es der 25-Jährige Schlussmann sehr oft nicht, Situationen während des ersten Ballvortrages zu erkennen und entsprechend zu entscheiden, ob der Angriff über einen Flachpass gestartet werden kann oder nicht. Mehrmals konnte man erkennen, wie Oliver Lederer seinen Tormann lautstark dazu aufforderte den ersten Pass im Spielaufbau kurz zu spielen, während Riegler prompt auf den hohen Ball zurückgriff. Dabei sind die hohen Bälle von Riegler nur selten kontrolliert auf eine Seite gespielt worden, sondern oft überhastet im Zentrum gelandet.

 

Ein anderes schwerwiegendes Problem ist die Unfähigkeit der Niederösterreicher, Situationen zu erkennen, in denen sie vom Gegner gut isoliert werden und den Angriff besser abbrechen sollten. Oft ist es notwendig, einen schlechten Angriff zu unterbrechen und über den Tormann den Spielaufbau neu zu starten. Obwohl von Trainer Lederer immer wieder vehement gefordert, lief das Tabellenschlusslicht in vielen Angriffen lieber mit dem Kopf durch die Wand, als den Angriff in aller Ruhe abzubrechen und den Ball über die Innenverteidiger und den Tormann rezirkulieren zu lassen. Dabei machten die Niederösterreicher immer wieder den Eindruck, als würden sie ihrem Stammkeeper hierfür nicht ausreichend vertrauen.

 

Man muss festhalten, dass Christoph Riegler aufgrund seiner technischen sowie strategischen Limitierungen für die – von Trainer Oliver Lederer angedachte – Spielweise fast gänzlich ungeeignet scheint.

Auch wenn viele wichtige Grundpfeiler des Positionsspieles im Spiel des SKN St. Pölten noch fehlen, so hat man trotzdem schon demonstrieren können, dass man einige Prinzipien bereits intus hat. Zum Beispiel nutzten die „Wölfe“ gegen Salzburg ihre rechte Seite immer wieder klug und kombinierten gefällig um den Gegner anzulocken. Hatte sich dieser ausreichend auf die rechte Seite der Gastgeber begeben, verlagerten die Niederösterreicher das Spiel rasch auf die gegenüberliegende Seite. Dort hatte man mit dem schnellen Balic und den kombinationsstarken Bajrami auch die passenden Spieler für vertikale Flügeldurchbrüche.

 

Fazit

Die Salzburger überraschten mit einer neun Formation, brauchten aber ein wenig, um sich auf das starke Pressing der St. Pöltener einzustellen. Im Endeffekt setzte sich die hohe individuelle Qualität der Mozartstädter verdient durch. Der Weg dorthin war jedoch ein steiniger.

Oliver Lederer ist es in kürzester Zeit gelungen, der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken. Wenngleich die Abstände im Spielaufbau oft noch sehr weit und sehr diffus sind, merkt man, dass seine Mannschaft eine gewisse Pressingresistenz an den Tag legt und viele Situationen spielerisch lösen kann. Dies ist wohl auch auf das Training des 39-jährigen zurückzuführen. 

Im Kader des Tabellenletzten befinden sich jedoch nach wie vor viele Spieler, die mit der Spielidee des UEFA-Pro-Trainers nicht unbedingt vereinbar scheinen. Durch die Niederlage gegen Salzburg hat der SKN St. Pölten bereits 8 Punkte Rückstand auf den SV Mattersburg. Und wenn die Niederösterreicher nicht bald Siege einfahren, sind alle spielerischen Fortschritte wertlos. 

 

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Über den Autor: Momo Akhondi

Momo Akhondi ist neben seiner Tätigkeit bei 90minuten.at auch Analyst beim deutschen Taktik-Portal Spielverlagerung.de und arbeitet mit Bundesligatrainern aus Österreich und Deutschland zusammen.