Spiel-Analyse: Salzburgs Fünferkette deckt Rapids Schwachstellen erst spät auf (3)

Das Topspiel der 16. Runde der Tipico-Bundesliga hielt alle Versprechungen und übertraf diese sogar teilweise. In einem, taktisch wie spielerisch, hochklassigen Match endet die Rekord-Serie des Rekordmeisters gegen starke Salzburger.

Rapid agierte im Pressing traditionell stark mannorientiert und presste den Gegner in der ersten Phase des Spielaufbaues dementsprechend hoch an. Je tiefer der Gegner aufbaut, desto höher pressen die Rapidler; das ist eine direkte Konsequenz des mannorientierten Pressings. Wurden die Salzburger aber mannorientiert hoch angepresst, löste sich der zentrale Innenverteidiger immer wieder und schob eine Linie vor, besetzte dadurch die Sechserposition und bildete mit Alexander Walke eine Raute. Dadurch konnten die Salzburger das Pressing der Rapidler ein ums andere Mal umspielen. Von dort kam der Ball oft zu den Außenverteidigern, welche bei Salzburg eine extrem wichtige Rolle im Spielaufbau spielen. Als Hauptfokuspunkt laufen fast alle Angriffe über Ulmer und Lainer, welche von der Seitenlinie aus diagonal das Spiel eröffnen.

 

Aber auch die Rapidler waren stark im Spielaufbau auch dank des überragenden Dejan Ljubicic.

 

Generell muss man es den Rapidlern hoch anrechnen, dass sie im Spielaufbau fast alle Situationen spielerisch lösen wollen und Strebinger die Vorgabe erhält, jeden Abstoß möglichst flach rauszuspielen. Das Niveau der Tipico-Bundesliga ist durch den spielerischen Wandel von Sturm und Rapid im Vergleich zur Vorsaison stark gestiegen und das merkt man auch. Gegen den Ball konnten die Rapidler ebenfalls ihr sehr mannorientiertes Pressing anpassen und Fehler, welche beispielsweise noch gegen Sturm Graz offensichtlich waren, besser kaschieren.

 

Fazit

Die Bundesliga lebt! Sturm und Rapid spielen endlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, forcieren spielerische Lösungen und bereiten sich wieder vermehrt auf die Gegner vor. Salzburg sah sich sogar gezwungen, das gefühlt in Stein gemeißelte 4-1-2-1-2 umzustellen. Etwa,s was die Mozartstädter in der laufenden Saison erst ein einziges Mal gemacht haben, um Oliver Lederers Plänen zuvorzukommen. Die Umstellung auf eine Fünferkette hatte vielerlei Gründe, in erster Linie ging es darum, die Angriffe und Konter der Rapidler nach einer intensiven englischen Woche besser zu verteidigen. Die wichtigste Komponente des 5-2-3 waren jedoch die dadurch höher stehenden Außenverteidiger.

Diese Umstellung brauchte zwar seine Zeit um zu greifen, gegen Ende der ersten Halbzeit konnten die Salzburger jedoch den entscheidenden Konter fahren und dadurch den Ausgleich erzielen.

Da im Aufbau beide Außenverteidiger extrem hochschieben und die Außenstürmer dadurch einrücken dürfen, hat man zwar sowohl Tiefe als auch Breite im Offensivspiel, doch die Restverteidigung ist dadurch geschwächt. Konnte man bisher über das gute Gegenpressing Ballverluste kompensieren, wurde die quantitativ schwache Restverteidigung der Rapidler durch die Pressingresistenz und die Fünferkette der Salzburger mehrmals bloßgestellt. Alles in allem ein verdienter Erfolg der Salzburger in einem taktisch interessanten Topspiel.

 

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Über den Autor: Momo Akhondi

Momo Akhondi ist neben seiner Tätigkeit bei 90minuten.at auch Analyst beim deutschen Taktik-Portal Spielverlagerung.de und arbeitet mit Bundesligatrainern aus Österreich und Deutschland zusammen.