Spiel-Analyse: Salzburgs Fünferkette deckt Rapids Schwachstellen erst spät auf (2)
Das Topspiel der 16. Runde der Tipico-Bundesliga hielt alle Versprechungen und übertraf diese sogar teilweise. In einem, taktisch wie spielerisch, hochklassigen Match endet die Rekord-Serie des Rekordmeisters gegen starke Salzburger.
Mit einem bemerkenswerten Schachzug konnte Goran Djuricin die Salzburger überraschen und erwischte die drei Innenverteidiger der Salzburger nach sieben Minuten schon am falschen Fuß. Was gegen Sturm Graz bereits kurz angetestet wurde, wurde gegen den Tabellenführer aus der Mozartstadt erstmals von Beginn an praktiziert: Philipp Schobesberger startete als alleiniger Mittelstürmer. Schobesberger als Neuner limitiert die Mannschaft zwar im Spielaufbau, weil er weder die Bälle vorne sichern kann, noch im Kombinationsspiel technische konstante Ablagen spielt. Was die Umschaltsituationen hingegen angeht, ist der 23jährige eine Waffe und das bekamen auch die Salzburger zu spüren.
Durch die Umschaltsituation in der siebten Minute sah sich Marco Rose gezwungen früh in der Partie die erste Anpassung vorzunehmen. Miranda hatte da bereits einmal das Nachsehen gegen Schobesberger und war dadurch auch früh gelbvorbelastet.
Dementsprechend tauschte er nach nur wenigen Minuten die Postionen von Pongracic und Miranda. Der Kroate agierte fortan als zentraler Innenverteidiger in der Fünferkette. Dass der junge Kroate nicht von Beginn an im Zentrum agierte lag spricht dafür, dass die Salzburger nicht damit gerechnet hatten, dass Schobesberger tatsächlich als Mittelstürmer starten wird. Es ist bezeichnend, dass Pongracic in weiterer Folge ebenfalls in einem Duell mit Schobesberger verwarnt wurde, wäre Miranda da noch zentraler Innenverteidiger wäre er des Platzes verwiesen worden.
Für die Fünferkette bei RB Salzburg gab es also vielerlei Gründe gegen den Ball. Einerseits wollte man gegen die massive Belagerung der letzten Linie im geregelten Spielaufbau der Hütteldorfer einen Mann mehr zur Verfügung haben, andererseits sollte bei eigenen Angriffen die Restverteidigung gestärkt werden und dadurch Konter verhindert werden.
Viel wichtiger war jedoch der Effekt der Fünferkette auf das Spiel der Mozartstädter mit dem Ball. Wie bereits erwähnt spielen die Rapidler unter Djuricin mit extrem hohen Außenverteidigern. Rose verriet auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass es eine Vorgabe war hinter die hohen Außenverteidiger des Gegners zu kommen, wenn Rapid den Ball in der Vorwärtsbewegung verlieren sollte.
Durch die drei Innenverteidiger konnten die Außenverteidiger tendenziell höher stehen, ohne ihren Rücken freizugeben. Eben das konnten die Rapid-Außenverteidiger nicht. Dabei kommt es den Salzburgern zu Gute, dass die Mannschaft von Goran Djuricin im Angriff relativ symmetrisch agiert. Es kommt oft vor, dass sowohl Bolingoli, als auch Auer weit nach vorne schieben und die Breite im Angriff geben. Oft greifen Trainer hier auf asymetrische Varianten zurück und lassen abwechselnd nur einen Außenverteidiger nach vorne, Rapid schiebt jedoch beide nach vorne und bringt sich dadurch immer wieder in knifflige Situationen bei Ballverlust. Dadurch, dass man aber viele Spieler in der Offensive zur Verfügung hat, kann man schnell ins Gegenpressing kommen, den Ball zurückerobern und kommt damit gar nicht erst in die Verlegenheit einen Konter mit schwacher Restverteidigung verteidigen zu müssen, denn eigentlich wäre man da auf eventuelle Konter nicht besonders gut vorbereitet. Schafft es nun ein Gegner das Gegenpressing der Rapidler zu überspielen und die Räume im Rücken von Bolingoli und Auer zu attackieren wird es brenzlig. So auch beim Ausgleich durch Hwang.