Spiel-Analyse Austria Wien gegen AC Milan: Gute Idee, schlampige Ausführung (3)

Die Austria verliert gegen AC Milan wie im Hinspiel mit 1:5. Dabei waren die Ideen von Thorsten Fink eigentlich brauchbar. Die stärkere individuelle Klasse und die schlampige Ausführung ermöglichten aber einen weiteren deutlichen Sieg der Italiener.

Pentz‘ ungenütztes Potential

Das Pressing Milans war sehr hoch und mannorientiert organisiert, Austria fand keinen Weg um sich freizuspielen. Hier band man Pentz zu wenig ein, der als elfter, freier Mann im Ballbesitz hätte agieren können. Durch Pentz‘ Einbinden hätte man Milans Pressing anlocken können. Wird Pentz attackiert, bedeutet das, dass ein anderer Spieler am Feld frei steht. Dies wurde jedoch gegen Milan nicht genutzt, weshalb die Austria viele, schlecht vorbereitete hohe Bälle schlagen musste. Monschein war hier wie bereits erwähnt Zielspieler, konnte jedoch gegen eine gut gedrillte, physisch starke Dreierkette nur wenig ausrichten. Diese hohen Bälle hätten durch vermehrtes Anlocken besser eingebunden werden können, wurden jedoch immer wieder zu früh und in schlechte Staffelungen geschlagen, wo man die Duelle um den ersten und zweiten Ball verlor.

 

Hier agierte die Austria weiterhin im aufgefächerten 4-1-4-1, wodurch bei hohen Bällen ins Mittelfeld nur Serbest zum Aufsammeln bereit stand. Erst in der 52. Minute wurde Pentz nützlich eingebunden, als er einmal kurz andribbelte, von beiden Stürmern unter Druck gesetzt wurde aber dann der hohe Ball in den freien Raum gespielt werden konnte. Zwar spielte man viele Abstöße kurz ab, dann wieder zu Pentz zurück und lockte so die Milan-Stürmer etwas an; dieses Anlocken war jedoch stets zu kurz und hatte keine wirkliche Effekte.

 

Fazit: Es war ok

Austrias generelle Strategie, sich sehr kompakt vor dem eigenen Strafraum zu formieren und über Konter Chancen zu generieren, war an sich passend. Die Ausführung war jedoch mangelhaft und funktionierte nur die ersten 10 Minuten. Als Milan dann etwas temporeicher agierte hatte man bereits Probleme in der Defensive, die Führung kaschierte hier einiges.

Natürlich kann und wird man das Argument der individuellen Unterlegenheit wieder anführen, und es ist, zumindest teilweise, auch berechtigt. Dies täuscht jedoch nicht über starke taktische Mängel hinweg. Zwar ist eine Grundorganisation bei den Veilchen zu erkennen, im Detail ist alles jedoch noch sehr schlampig, was von stärkeren Mannschaften gnadenlos ausgenutzt werden kann. Bei Red Bull Salzburg sind Woche für Woche herausgearbeitete, stets angewandte Prinzipien in allen Spielphasen sichtbar, dies fehlt der Austria noch immer. Taktische Kohärenz, detaillierte Ausarbeitung von Prinzipien und Organisation in allen Spielphasen sind die Grundlage für Erfolg. Mit sehr guten Spielern kann man mäßig oft gewinnen, in den entscheidenden Duellen wird man jedoch meist verlieren. Und als individuell unterlegene Mannschaft hat man ohne diese taktische Stärke sowieso keine Chance, außer man hat Glück.

 

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