Rapid braucht mehr Positionsspiel. Und das so schnell wie möglich

Was Rapid nach dem Abgang von Barisic letzte Saison gebraucht hätte, wäre der nächste Schritt in Sachen Ballbesitzfußball gewesen. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi

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Fazit

Bei Rapid herrscht dringender Handlungsbedarf. Der jetzige Trainer setzt auf eine Ausrichtung, die nicht nur mit den Spielern, sondern auch mit einem Verein wie SK Rapid inkompatibel zu sein scheint. Es gibt daher Zweifel, dass selbst bei einem radikalen Umbruch im Sommer Rapid mit dieser Spielidee nicht konstant oben mitspielen wird können – zu ineffektiv sind Flanken als Offensivmittel, zu unausgereift ist der Spielaufbau bei dieser Spielweise, die Canadi zu präferieren scheint.

 

Was Rapid nach dem Abgang von Barisic letzte Saison gebraucht hätte, wäre der nächste Schritt in Sachen Ballbesitzfußball gewesen. Während unter Barisic immer öfter der Ball nur alibi-mäßig hin und hergeschoben wurde, ist die Prämisse des Positionsspiels das Bewegen des Gegners und nicht die Bewegung des Balles an sich.

 

Rapid braucht Trainer, der den Grundprinzipien des Positionsspiels folgt

Im Positionsspiel wird jedoch nicht nur großer Wert auf den Spielaufbau gelegt, sondern auch die defensive Absicherung bei Ballverlusten und die Kontersicherung stehen im Vordergrund. Zu guter Letzt geht es beim Positionsspiel nicht nur darum, die richtigen Räume zu öffnen, sondern vor allem diese in weiterer Folge mit den eigenen Schlüsselspielern zu besetzen. Dadurch wird die Rollenverteilung der einzelnen Spieler spezifisch auf deren Stärken zugeschnitten, um diese möglichst oft in Situationen zu bringen in denen sie brillieren können (und umgekehrt Situationen vermeiden in denen ihre Schwächen zum Vorschein kommen). Dies steht im klaren Gegensatz zur aktuellen Spielidee, in der die fix vorgegebenen Rollen seines Systems von jenen Spielern besetzt werden sollen, denen er am Ehesten zutraut diese ausfüllen zu können.  

 

Eine Mannschaft wie Rapid, die gegen viele tiefstehende Gegner spielen muss, sollte also auf einen Trainer zurückgreifen, welcher den Grundprinzipien des Positionsspiels folgt, oder diese zumindest versteht und beherrscht.

 

Guardiola, Enrique, Tuchel …

In Europa spielen Mannschaften wie Manchester City (Guardiola), Barcelona (Enrique), Borussia Dortmund (Tuchel), Sevilla (Sampaioli), Napoli (Sarri) aber auch der kleine Verein aus Las Palmas (Setien) alle ihre ganz eigene, personalisierte Version des Positionsspiels, welche aber alle denselben Grundprinzipien unterlegen sind.

 

Und Österreich?

In Österreich spielt die Wiener Austria unter Thorsten Fink auch eine eigene, wenn auch recht unausgereifte Version des Positionsspiels, die  jedoch primär den Fokus auf Ballbesitz und Flügelangriffe legt. Des Weiteren beschäftigt sich in Österreich Ex-Admira-Trainer Oliver Lederer intensiv mit dem Thema Positionsspiel und spezialisiert sich seit geraumer Zeit auf diesem Gebiet.

 

Eine detaillierte Analyse zum Thema Positionsspiel gibt es auf dem Taktikportal Spielverlagerung.de.

Über den Autor: Momo Akhondi

Momo Akhondi ist neben seiner Tätigkeit bei 90minuten.at auch Analyst beim deutschen Taktik-Portal Spielverlagerung.de und arbeitet mit Bundesligatrainern aus Österreich und Deutschland zusammen.