Martin O'Neill stellt Irland um und erreicht verdientes Remis gegen Österreich

In einem durchschnittlichen Spiel lag Österreich lange Zeit in Führung, Irland konnte aber nach Umstellungen in Halbzeit 2 noch verdient ausgleichen. Eine Taktikanalyse von Alex Belinger.

Österreichs Pressing mit Schwächen

Die Iren kamen immer wieder auch zu längeren Ballbesitzphasen. Das Pressing der Österreicher war nämlich nicht besonders druckvoll und man agierte eher abwartet in einer 4-1-4-1-Ordnung. Burgstaller lief die Stürmer nur in manchen Situationen wirklich aggressiver an.

Das 4-2-3-1 der Iren zeigte sich meistens als 2-4-3-1. Die Außenverteidiger schoben ein wenig vor, die Sechser blieben auf Höhe der Außenverteidiger und auf Höhe von Burgstaller. Wurde ein Sechser angespielt, so rückte ein Österreicher aus dem Mittelfeld etwas hervor. Irlands Ballbesitzspiel war recht simpel ausgerichtet. Es wurde viel horizontal gespielt und Durchbrüche am Flügel mit den Pärchen aus Außenverteidiger und Flügelspieler gesucht. Oder es wurden hohe Bälle auf Sturmspitze Jonathan Walters gespielt. Kombinationsspiel mit flachen vertikalen Pässen ist bei Irland eher nicht eingeplant, allerdings bot sich dies in vielen Situationen durchaus an.

Denn das 4-1-4-1 Pressing war sehr unkompakt und bot einen riesigen Zwischenlinienraum. Sowohl horizontal als auch vertikal waren die Abstände sehr groß und das Mittelfeld war leicht zu durchspielen. Irlands linker Mittelfeldspieler, James McClean, rückte etwa öfters ein, um den freien Halbraum neben Baumgartlinger zu nutzen. Um keinen freien Gegenspieler in diesem wichtigen Raum zu haben, ging Lainer mit ihm mit, öffnete dadurch aber den Flügel für den gegnerischen Außenverteidiger und zwang dadurch auch Lazaro weiter nach hinten, was ein druckvolles Pressing erschwerte.

Irland stellt um, Österreich nicht

In der zweiten Halbzeit kam Österreich zunächst zu zwei guten Möglichkeiten aus Umschaltsituationen, die Stangelpässe konnten aber nicht vewertet werden. Danach bekam Irland immer mehr die Oberhand und Drückte auf den Ausgleich. O’Neill stellt vom 4-2-3-1 auf 4-4-2 um, welches sich quasi als 2-4-4 präsentierte.

Irland spielte quasi ohne Mittelfeld. Die Sechser blieben ähnlich tief wie in der ersten Halbzeit, allerdings gab es davor keinen Zehner mehr und es entstand ein sehr großes Loch, welches nur von österreichischen Spielern besetzt wurde. Das war aber auch egal, Irland war sowieso nicht an Kombinationen in diesen Räumen interessiert. Weiterhin wurde nur am Flügel gespielt oder direkt hoch in die Spitze. Dies war durch die Umstellung auf das 4-4-2 unangenehmer, denn alle Spieler der Österreichischen Abwehr hatten nur einen direkten Gegenspieler. Dies ist vor allem gegen den Fokus auf lange Bälle unangenehm, da es schwieriger ist, sich gegenseitig abzusichern und diese Bälle aus der irischen Abwehr überall hin geschlagen werden können und Österreich daher nicht etwa durch Verschieben und ausreichend Druck auf den Ballführenden die Gegenspieler auf der ballfernen Seite unbewacht lassen kann.

Die naheliegende Reaktion darauf wäre eine Umstellung auf ein 5-4-1 gewesen, welches ja schon gegen Moldawien und Finnland gespielt wurde. So hätte Österreich gegen nur mit langen Bällen und Flanken agierende Iren wieder Überzahl in der Abwehr und vor allem ein besser gesichertes Abwehrzentrum gehabt. Koller – der sich bisher selten durch gute Umstellungen in den Spielen ausgezeichnet hat – tat dies nicht, vermutlich um weiterhin in Ballbesitz das Zentrum besser kontrollieren zu können, was ja auch ein legitimer Grund ist.

 

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