ÖFB-Team: Kein hohes Pressing mehr? Trotz klarem Matchplan kein Sieg [Spiel-Analyse] (2)
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ÖFB-Team: Kein hohes Pressing mehr? Trotz klarem Matchplan kein Sieg [Spiel-Analyse] (2)

Die österreichische Nationalmannschaft verlor beide Länderspiele und muss in die Liga B der Nations League. In beiden Partien war ein klarer Matchplan zu erkennen, allerdings wurden die Torchancen nicht ausgenützt und auch die Umstellungen von Rangnick konnten das Ergebnis verbessern.

Interessante Positionierungen im Aufbau

Gegen Frankreich blieben die Österreicher nicht in der 4-4-2-Staffelung, sondern wechselten auf ein 4-3-3 oder - um es genauer zu sagen-  auf ein 2-3-2-3. Maximilian Wöber und Christopher Trimmel besetzen auf der 2. Ebene die Breite, Seiwald bewegte sich auf der Sechserposition und Sabitzer und Xaver Schlager waren die beiden Achter auf der 3. Ebene. Die Fünferkette der Gegner sollte von Marko Arnautovic, Onisiwo und Andreas Weimann gebunden werden.

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Abbildung 8: Positionierungen im Spielaufbau

Durch diese Positionierungen war es immer wieder möglich über das Zentrum mit Seiwald in die gegnerische Hälfte zu dribbeln. Ließ sich einer der Stürmer in den Zwischenlinienraum fallen, so bildeten die Österreicher im Zentrum eine Raute und Frankreich hatte es nun schwer weiterhin mannorientiert zu bleiben. Dadurch gab es immer einen Mann frei im Zentrum und durch die eher defensive Ausrichtung von Griezmann konnten die beiden Innenverteidiger häufig Seiwald anspielen und die erste Pressinglinie überspielen. Hier ein Beispiel, wo Schlager das ebenfalls umsetzt:

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Abbildung 9: Schlager wird im Spielaufbau angespielt

Allerdings kam es auch einige Szenen, bei denen diese Überzahl im Zentrum nicht ausgenutzt wurde. Vor allem, wenn Seiwald zugestellt wurde, löste man das Pressing nicht über einen ballfernen Spieler oder mit einem Chipball über die Pressinglinie. Dann wurde eher der hohe Ball nach vorne gespielt, als dennoch die spielerische Lösung zu finden.

Im Spiel gegen Frankreich gab es auch einige Mal ein Abkippen von Schlager zwischen die beiden Innenverteidiger. Damit sorgte er für eine Überzahl in der ersten Aufbaulinie gegen die beiden Stürmer der Franzosen. Dadurch war es auch möglich, dass die äußeren Innenverteidiger besser in den freien Raum hinein dribbeln konnten.

Kam nun der Ball vom Spielaufbau ins mittlere Drittel, so wurden vor allem die Breitengeber am Flügel gesucht. Gelangte der Ball auf einen der Außenverteidiger, wurde versucht, den Ball flach und diagonal ins Zentrum zu spielen. In diesem Zwischenlinienraum vor der Abwehr bewegte sich auch immer wieder ein Stürmer, der nach den Tiefenläufen der beiden offensiven Mitspieler, frei zum Anspielen war. Auch die Achter versuchten mehrmals diesen Raum zu besetzen.

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Abbildung 10: diagonaler Pass von Wöber auf Sabitzer in den Zwischenlinienraum.

Gegen Kroatien gab es auch aufgrund der unterschiedlichen Formationen einige Änderungen im Spielaufbau. Österreich agierte im Ballbesitz in einem 3-4-1-2. Dabei war auch das Ziel von Ebene zu Eben langsam voranzuschreiten und nicht so schnell wie möglich mit vertikalen Pässen nach vorne zu spielen. Da waren vor allem die beiden Flügelspieler (Trimmel und Sabitzer), die die Breite für längere Ballzirkulationen gaben. Interessant war besonders die Personalie Sabitzer am linken Flügel, der zwar in der Vergangenheit diese Position oft gespielt hat, jedoch selten linker Wingback in der Fünferkette war und auch in letzter Zeit hauptsächlich im Zentrum spielte.

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(Abbildung 11: Positionierungen gegen Kroatien

Die Probleme

Eines der größten Probleme in dieser Länderspiele war besonders das Kreieren von Chancen und, wenn es zu Torchancen kam, diese zu nützen. Das zeigt das Kroatien-Spiel: War der xG-Wert gegen Frankreich noch sehr niedrig, lag er gegen Kroatien bei knapp 2,0 hatte, was sich im Endergebnis nicht widerspiegelte.

Besonders auffällig waren auch die Flanken aus dem Halbfeld, die in beiden Partien vermehrt gespielt wurden. Zwar wurde aus einer Flanke ein Tor erzielt, jedoch kam es öfters zu Ballverlusten - auch, weil die Flanken oft schlecht getimet waren. Die Abwehrlinie stand oft bereits im Strafraum und war in der Rückwärtsbewegung, anstatt dass sie in der Vorwärtsbewegung am falschen Fuß erwischt wurde. So haben es die Gegner leichter den Ball zu klären beziehungsweise die Flanke abzuwehren.

Und wieder gab es einige Fehler im Aufbau. So wie im Hinspiel gegen Frankreich entstand auch diesmal wieder das Gegentor durch einen Eigenfehler im Ballbesitz. Um auf dem höchsten Niveau zu performen, sollten einfache Pass- und Annahmefehler nicht passieren. Dazu kommt auch das Thema des Torhüters auf, der vor allem im Spielaufbau heutzutage eine wichtige Rolle im Vergleich zu den letzten Jahren eingenommen hat.

 

Der Tormann macht den Unterschied

Erst vor kurzem gab Patrick Pentz sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Und sofort machte es einen großen Unterschied, ob der ehemalige Austria-Goalie spielte oder nicht. Besonders im Ballbesitz, was die große Stärke von Pentz ist, fehlt er, wenn er nicht im Tor steht. Besonders in den ersten beiden Spielen konnte man sehen, was für hervorragende Pässe der Schlussmann spielen kann und auch immer wieder mit Ruhe und ohne Hektik das Pressing der Gegner überbrücken konnte.

Dazu im Vergleich Heinz Lindner, der im Spiel gegen Kroatien im Tor war. Um genauer zu beschreiben, was gemeint ist, hier dazu ein paar Beispiele:

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Abbildung 12

Lindner bekam den Ball von David Alaba im Spielaufbau und wurde von Budimir angelaufen (Abbildung 12). Durch das Attackieren des gegnerischen Stürmers wurde der Tormann ein wenig hektisch, hatte eine unsaubere Ballmitnahme und konnte den Ball nicht mehr gut zu Stefan Posch spielen. Das Zuspiel kam zu weit nach vorne und Posch konnte nicht mit einer offenen Stellung den Ball mitnehmen, Ivan Perisic nutzte diese Situation aus, um den Innenverteidiger anzupressen. Der Bologona-Legionär hatte keine Chance sich aufzudrehen, musste zurückspielen und der Schlussmann der Österreicher spielte einen hohen Ball nach vorne.

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Abbildung 13

Nach einem Abstoß kam der Ball zu Alaba , der spielte jedoch gleich zurück zu Lindner (Abbildung 13). Einerseits war der Ball nicht scharf genug gespielt vom Innenverteidiger, andererseits strahlte der Tormann durch das Anlaufen von Vlasic auch wieder keine Ruhe aus. Auch hier wirkte die Aktion sehr hektisch und sehr unsauber ausgeführt. Zwar waren auch die Positionierungen der Innenverteidiger nicht optimal, allerdings könnte man meinen, dass Pentz ähnliche Situationen mit einem flachen Zuspiel zum anderen Innenverteidiger oder sogar nach vorne besser lösen könnte.

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Abbildung 14

Diesmal wurde Lindner gar nicht hoch angelaufen bzw. nicht in einem hohen Tempo und spielte den Ball wieder auf Posch. Dieses Zuspiel was sehr suboptimal, da der Pass zu scharf und ein wenig halbhoch gespielt wurde, sodass der Ball direkt vor Posch nochmal aufsprang. Der Innenverteidiger hatte große Probleme mit der Ballmitnahme und konnte sich wieder nicht nach vorne orientieren. Für Perisic war dieser Pass wieder ein Pressingauslöser und da der ÖFB-Verteidiger mit dem Rücken zur Spielrichtung stand, konnte der Flügelspieler ihn schnell unter Druck setzen. Er musste der Ball wieder hoch nach vorne spielen.

Um nun auch zu zeigen, wie gut Pentz mit dem Fuß ist, hier ein Beispiel:

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Abbildung 15

Das Spielgerät landete nach einem Freistoß bei Pentz. Griezmann lief ihn mit vollem Tempo an. Durch die Bewegung der Ballmitnahme auf die linke Seite wurde der Stürmer der Franzosen getäuscht, sodass Pentz den Ball zu Schlager zurückspielen konnte. Somit musste der Atlético Madrid-Stürmer den Laufweg kurz korrigieren, was dem Schlussmann der Österreicher mehr Zeit gab. In der Anschlussaktion spielte Pentz den Ball auf Seiwald, der den Ball auf den rechten Innenverteidiger passte. Philipp Lienhart konnte daraufhin den freien Raum vor sich andribbeln und die erste Pressinglinie war überspielt. In dieser Aktion konnte Österreich nicht nur das Pressing der Franzosen überspielen, sondern auch die Ruhe und die Bewegungsausführung von Pentz sorgte für eine gewisse Ausstrahlung: Keine Hektik, ein wenig Risiko, um das Pressing zu überbrücken.

 

Fazit

Unter Rangnick ist nun ein klarer Matchplan zu erkennen, der auch gegen stärkere Mannschaften Sinn ergibt. Jetzt stellt sich wieder die Frage, wie Rangnick gegen schwächere Teams spielen lassen wird. Zudem hat Österreich vor allem in der Offensive große Probleme. Immer wieder kommt man zwar in das letzte Drittel, jedoch werden Ballbesitzphasen nicht richtig vollendet. Zu oft kam es zu Halbfeldflanken und die Torchancen, wenn sie sich welche erspielten, wurden nicht genützt. Des Weiteren sollte Pentz, vor allem gegen Mannschaften, die ein hohes Pressing oder phasenweise ein hohes Pressing ausüben, immer spielen. Denn es macht einen großen Unterschied, ob ein Tormann ohne Probleme die erste Pressinglinie überspielen kann oder dies erst die Innenverteidiger machen müssen.

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