Foda: Unzureichender Matchplan und ohne Lösungen gegen tiefstehende Gegner [Spiel-Analyse] (2)
Die österreichische Nationalmannschaft konnte zwar die Gruppe in der Nations League gewinnen, allerdings zeigten sie in diesem Lehrgang sehr schwache Leistungen. Franco Foda findet nur sehr schwer Lösungen gegen tiefstehende Gegner.
4. Die Startelf und die Einwechslungen: In allen drei Länderspiele hatte man Gegner, die „wie erwartet“ in einem tiefen Mittelfeld- oder Abwehrpressing agierten. Foda stellte daraufhin mehrere Verteidiger in die Startelf, sodass sie in der Defensive keine Probleme bekommen. Das ist widersprüchlich. Österreich hatte aber große Probleme in der Offensive, Großchancen zu kreieren, da nur zwei bis drei richtige Offensivspieler auf dem Feld standen. Zudem gab es dennoch Probleme in der Defensive, da die Restverteidigung zwar aus einer großen Anzahl an Spielern bestand, sich aber nicht situationsgerecht positionierte.
Und, wie auch in der letzten Analyse zum vergangenen Lehrgang („Österreich mit Qualität im Spielaufbau, aber passivem Pressing [Spiel-Analyse]"), kann man auch in diesen Spielen die Einwechslungen kritisieren. Im Spiel gegen Nordirland kam es nach dem Rückstand direkt zu den Einwechslungen von Adrian Grbić, Louis Schaub und danach Arnautovic, die sofort das Offensivspiel anregten. Wieso nicht gleich so, fragten sich nicht nur Fans.
Im Spiel gegen Norwegen kam es in den letzten Minuten zu einem Wechsel der Innenverteidiger. Trauner kam statt Ilsanker. Viele Trainer beschweren sich über die große Belastung der letzten Wochen, nützen jedoch nicht die fünf Auswechslungen, um Spieler eine Pause zu überlassen. Zudem wirkte es beim Wechsel von Trauner so, dass Foda den 0:1 Rückstand halten wollte.
5. Kein klarer Matchplan von der Bank aus: Zu sehen waren drei Länderspiele, in denen Österreich zwar eindeutig mehr Ballbesitz gehabt hatte, allerdings war es nicht deutlich, wie sie den tiefen Abwehrblock knacken wollten. Von den Spielern kam nur wenige Lösungsversuche und auch über die drei Spiele hinweg gab es nur wenig Veränderung in der Spielausrichtung. Auch der Trainer muss den Spielern Lösungsvorschläge geben und zwischen den Spielen den Profis aufzeigen, wie sie einen tiefen Abwehrblock überbrücken können, um einen Torschuss zu kreieren. Für diese Qualität der Mannschaft kamen sie viel zu selten vor das gegnerische Tor und das lag nicht nicht nur an den Spielern.
Norweger mit klarem Plan
Die österreichische Nationalmannschaft, die Spieler in ihrem Kader hat, die seit Jahren Bestandteil des ÖFB und der internationalen Elite sind, konnte keine gute Leistung gegen einen Gegner wie Norwegen zeigen, der in dieser Konstellation noch nie zusammengespielt hatte und vom Niveau auch in nicht so starken Ligen spielt. Zudem war diese Mannschaft eine Not-Elf, die in den letzten Tagen zusammen gekratzt wurde und gerade einmal gemeinsam trainierte.
Die norwegische Nationalmannschaft hatte aber einen klaren Plan, wie sie die Österreicher besiegen wollen. In einem 4-4-2 agierten sie im Mittelfeldpressing, in den es oft zu einem Herausrücken einzelner Spieler kam, um den Ballführenden im Spielaufbau zu stören. Dieser Trigger war oft ein schwaches oder schlechtes Zuspiel in der 1. Aufbaulinie der Österreicher oder auch eine geschlossene Stellung der Innenverteidiger zum Spielgeschehen. In vielen Situationen konnten die Norweger die Gastgeber durch geschicktes Anlaufverhalten auch immer wieder zurückdrängen und nicht nach vorne spielen lassen. Auch im Ballbesitz gab es eine klare Spielausrichtung zu erkennen. Sie versuchten so schnell wie möglich nach vorne zu spielen und nicht lange den Ball zu halten. Ziel war oft Jørgen Stand Larsen, der mit einem hohen Ball angespielt wurde. Seine Hauptaufgabe war daraufhin den hohen Ball auf die tieflaufenden Mitspieler weiterzuleiten. Der Stürmer leitete durch das Weiterköpfen den Führungstreffer der Norweger ein.
Verbesserungsvorschläge für Österreich
Die Probleme in diesem Lehrgang sind angesprochen worden. Nun kommen einige Verbesserungsvorschläge für tiefstehende Gegner, die man im nächsten Lehrgang berücksichtigen könnte. Zunächst sollte der Ball in der ersten Aufbaulinie schneller zirkuliert werden und sie sollten versuchen, die gegnerische Mannschaft noch mehr die Verschiebebewegungen ausführen zu lassen. Das heißt, dass man im Ballbesitz sehr breit steht und versucht, schnellstmöglich die Seite zu wechseln, um bei einer Möglichkeit, den frei gewordenen Raum auf der anderen Seite zu nützen. Dies gilt auch, wenn die Österreicher im mittleren oder im vorderen Drittel des Feldes sind. Um Räume zu schaffen, muss man den Gegner zum Verschieben zwingen und das funktioniert nur mit schnellen und dynamischen Seitenwechseln.
Des Weiteren sollten sie hohe Bälle aus der ersten Aufbaulinie vermeiden, da Mannschaften wie Norwegen und Nordirland genau das erzwingen wollen und man so immer wieder zu einem Ballverlust kommen könnte. Auch zu erwähnen ist das Herauskippen der Sechser. Die Bewegung neben den Innenverteidiger bringt zwar den Innenverteidigern eine weitere Anspielmöglichkeit, jedoch fehlt in der vertikalen offensiveren Position ein Spieler, der dazu beitragen kann, das Spiel schneller nach vorne zu bringen. Zudem sollte das Anlaufverhalten und das Gegenpressing von der gesamten Mannschaft mit mehr Intensität ausgeführt werden.
Fazit
Österreich gewinnt die Gruppe der Nations League und ist zudem seit sechs Spielen ungeschlagen. Allerdings muss man betrachten, gegen wen und wie sie in diesen Partien auftraten. Es geht nicht um die „Attraktivität“, wie Julian Baumgartlinger sagte, sondern die Leistung einzelner Spieler und die bis jetzt fehlende Intensität in den Umschaltphasen. Besonders der Unterschied zwischen den Leistungen im Verein und der Nationalelf waren in diesem Lehrgang eklatant. Viele der Profis spielen bei Klubs, in denen hauptsächlich hoch angepresst wird und in den Umschaltphasen hohe Intensität besteht. Diese Qualitäten werden im Nationalteam jedoch aufgrund der „passiven“ Spielweise des Trainers nicht wirklich abgerufen.