Mattersburg trotz 0:3 gegen Sturm stark [Spielanalyse] (2)

In einem Spiel, das härter umkämpft war als es das Ergebnis vermuten lässt, zeigte der SV Mattersburg eine ambitionierte Leistung gegen ein am Ball strategisch klug agierendes Sturm Graz.

Verlagerungen um Verlagerungen

Wie bereits erwähnt nutzten die Grazer geschickt und fokussiert Verlagerungen von einer Seite auf die andere. Oftmals vom ballfernen Halbraum oder ins Zentrum auf den Flügel, um dann mit hohem Tempo gegen die Pressingbewegung Mattersburgs wieder in die Spielfeldmitte zurück zu spielen. Sturm zwang so die Mattersburger, die sowieso einen läuferisch anspruchsvollen Spielstil pflegen, zu weiten Laufwegen im Pressing. Dies sollte zwangsläufig Lücken im Defensivverbund der Gäste öffnen, und dies tat es auch. Wie bereits beschrieben, konnten die Flügelspieler immer wieder ihren Stürmer oder zentralen Mittelfeldspieler als Anspielstation finden. Jene boten sich immer wieder klug außerhalb des gegnerischen Deckungsschattens an.

Pässe gegen die Pressingbewegung sind vor allem nach Seitenwechseln deswegen schwer zu verteidigen, da sich die Orientierung der verteidigenden Spieler zuerst zum Ort der Verlagerung wenden muss, und dann eigentlich gleich in Folge wieder in die selbe Richtung. Dies ist, sofern Pässe zurück in die Mitte mit entsprechender Geschwindigkeit gespielt werden, natürlich nicht einfach zu verteidigen. Es verlangt ein hohes Laufpensum, sodass die Kompaktheit stets aufrechterhalten wird. Atletico Madrid schafft dies zum Beispiel vorbildhaft. Werden die Abstände jedoch nicht beibehalten, droht man entweder aufgrund von zu hohem Fokus auf zentrale Kompaktheit keinen Zugriff auf den Flügelspieler zu bekommen. Jener kann dann, nachdem er die Verlagerung angenommen hat, freier Richtung Tor dribbeln. Oder man attackiert zu ungestüm die Verlagerung und vernachlässigt zentrale Räume, die mit simplen Direktablagen bespielt werden können. Sturm Graz nutzte diese Entscheidungskrise klug aus und bereitete den Gästen damit über 90 Minuten Schwierigkeiten, wenngleich man aus diesen Spielzügen kein Tor generieren konnte.

 

Starke Partie von beiden Seiten, wenngleich das 3:0 für die Grazer nicht unbedingt für die Leistung der Mattersburger spräche. Alle drei Tore, inklusive des letzten Treffers von Eze aus ungefähr 50 Metern per Heber über Kuster, fielen jedoch nicht aus den Ballstafetten der Grazer. Diese sorgten dennoch für Ermüdung und Inkohärenz im burgenländischen Defensivverbund, weshalb sie durchaus als einer der Siegesgründe angegeben werden dürfen. Die Mattersburger agierten eigentlich recht gut, ließen kaum Chancen aus dem Spiel zu. Waren im Großen und Ganzen jedoch womöglich etwas zu weit auseinander sowie selbst zu ungefährlich im sehr simpel angelegten Angriffsspiel.

 

>>> Nächste Seite: Heiko Vogel: "Ich bin zu 99 Prozent zufrieden"