Punktuell statt Panik - Die große 90minuten.at-Transferbilanz (4)

Die Wintertransferzeit ist vorbei und die Klubs haben geholt und abgegeben. 90minuten.at bilanziert die Übertrittszeit Anfang 2020.

Rapid Wien: Der Weg stimmt. Personell.

Nach der Horrorsaison 2018/19 ist der dritte Zwischenrang gut, vermutlich sogar das, was derzeit drinnen ist. Mehr geht wohl nicht wirklich, auch wenn die Punkteteilung einen Titeltraum wohl ermöglichen wird. Insofern gab es wenig Grund, Dinge zu verändern, vor allem Kicker aus dem eigenen Nachwuchs folgen den Beispielen Wöber/Müldür/Ljubicic und zeigen auf. Aliou Badji brachte man an, das Missverständnis dürfte finanziell ohne groben Schaden geklärt worden sein. Mit Ercan Kara holte man einen ähnlichen Stürmer, vermutlich um ungleich weniger Geld, vom SV Horn. Da kann nicht viel schief gehen. Für das zentrale Mittelfeld wurde Dejan Petrovic verpflichtet - er kommt von Aluminij aus Slowenien, Barisic kennt ihn aus seiner Zeit im Nachbarland. Notwendig wurde dieser Transfer, weil Dejan Ljubicic mit einem sich letztlich zerschlagenen Transfer zu Chicago Fire liebäugelte.

In der Offensive hat man zuweilen noch Probleme, richtig durchzuwirbeln. Allerdings gab es da eine Reihe an Kickern, die das könnten, aber im Herbst fehlten. Ein Tamas Szanto ist schon lange verletzt, Thorsten Schick folgte nach fünf Runden, Philipp Schobesberger und Koya Kitagawa folgten im Herbst. Da ist es eben aus verschiedenen Gesichtspunkten nicht ratsam, massiv viele neue Kreativspieler zu verpflichten, sondern auf diese, gerne „interne“, Neuzugänge zu warten. Und dann kommen wieder die eigenen Nachwuchskicker ins Treffen. Kelvin Arase oder Dalibor Velimirovic zeigten schon, dass sie etwas drauf haben.

 

90minuten-Fazit: Vermutlich werden die Rapidler im ÖFB-Cup den gar nicht so beliebten Bullen und Athletikern die Daumen halten. Denn wenn einer von den vermutlich über die Liga für die Champions League-Quali spielberechtigten Klubs den Cup gewinnt, dann darf man als Drittplatzierter direkt in die Europa League, Peinlichkeiten wie von Sturm oder der Austria kann es dann nicht geben, Geld fließt quasi automatisch. Wenn Kühbauer noch die im Herbst Verletzten einbauen kann, vor allem Schick und Kitagawa sollten offensiv für Furore sorgen können, dann hat man alles richtig gemacht. Rapid wirkt derzeit dennoch um einiges stabiler als der WAC, Sturm oder Hartberg.

LASK: Klug verstärkt zum Coup?

Neben Talent Ibrahim Dramé ist Husein Balic der wohl wichtigste Neuzugang dür die Athletiker. Vielleicht ist er der Puzzlestein, um noch eine flotte Waffe im doppelten Duell mit Salzburg zu haben. Große Veränderungen braucht es ohnehin nicht. Die Mannschaft ist stabil, im Cup mit dabei, man liegt nur zwei Punkte hinter dem Serienmeister. Nachdem der Kader bei den absoluten Leistungsträgern eng ist und bekanntlich auch der Aufstieg in die Zwischenrunde der Europa League beim erstmaligen Antreten in diesem Bewerb souverän gestaltet wurde, ist es passend und gut, eine weitere Alternative in der Offensive zu haben. 

Emanuel Pogatetz, zwischenzeitlich Unruheherd, wurde zu den Juniors OÖ abgegeben, Yusuf Otubanjo, der bei Valerien Ismael kein Leiberl hatte wechselte nach Armenien. Eine Leihe von Kooperationsspieler Andrade zum WAC scheiterte am Konstrukt mit den Juniors als eigenständigem Verein. So mancher Sommerneuzugang wie Thomas Sabitzer oder Valentino Müller möchte sich zudem empfehlen und mehr Spielzeit sammeln.

 

90minuten-Fazit: Die Athletiker hatten kaum Grund zur Kaderveränderung, haben dies bei Zu- und Abgängen nur punktuell gemacht. Gleich am Valentinstag kommt es ohnehin zum Duell mit den Bullen, allzu viel Bedeutung sollte man dem aber wegen der Punktetrennung nicht zukommen lassen. Ob die steil aufsteigenden Linzer nun schon bereit sind für einen Titel, wird sich weisen. Dass das Können vorhanden ist, dürfte man gesehen haben. Was die Situation aber vor allem mental mit den Athletikern macht, steht auf einem anderen Blatt Papier. 

Red Bull Salzburg: Wieder ein Reset, wieder Erfolg?

Erling Haaland weg, Takumi Minamino weg, dutzende weitere Gerüchte um viele Spieler. Mit Basel-Talent Noah Okafor reinvestierte man einen Teil der Ablösesumme, er soll in der Offensive für Glanzlichter sorgen - sollte er zumindest bei einer so hohen Ablösesumme. Über die Liga müssen sich die Bullen wohl weniger Sorgen machen, Patson Daka und Hee-Chan Hwang wissen wo das Tor steht. Vorsichtshalber hat man ja den mittlerweile zum deutschen U21-Teamspieler gereiften Mergim Berisha zurück beordert. Supertalent Karim Adeyemi wurde befördert. Und Seiko Koita gibt es auch noch. Youba Diarra beorderte man von St. Pauli zurück, der soll sich aber auskurieren.

Ansonsten haben die Bullen Platz im Kader geschaffen. Neben den Erwähnten wurden einige verliehen - Smail Prevljak (Eupen) ,Jasper van der Werff (FC Basel - Leihe), Kilian Ludewig (FC Barnsley - Leihe), Jung-min Kim (Admira - Leihe) - weitere verkauft: Marin Pongracic (VfL Wolfsburg) und Anderson Niangbo (KAA Gent). Weitere Zu- und Abgänge werden international ohnehin fast im Minutentakt ventiliert, wie oben beschrieben ist man aber eigentlich in allen Mannschaftsteilen gut aufgestellt - auch wenn Minamino und Haaland mit Sicherheit Ausnahmekönner sind. Und wie jede Transferperiode gilt: Wer den von Freund zusammengestellten Kader klein schreibt, wird regelmäßig groß enttäuscht. Aber....

 

90minuten.at-Fazit: Die Erfolge der letzten Jahre sind evident, man ist in drei Bewerben gut dabei, hat nach wie vor einen großen Kader, der in aller Regel national beide Titel holen kann, das mit hoher Wahrscheinlichkeit. International wird man es unter Umständen spüren, die Losfee meinte es aber gnädig, deutsche Klubs liegen den Bullen zwar, ein Ausscheiden gegen ein Team aus einer Topliga ist für einen österreichischen Klub aber auch keine Schande. Aber! Hier eine Liste ausgewählter Spieler, die im Sommer und Winter gingen: Haaland, Minamino, Dabbur, Lainer, Wolf, Schlager, Pongracic, Gulbrandsen. Da wird man sich etwas einfallen lassen müssen, um nicht mittlerweile halbjährlich die Besten zu verlieren. Ewig wird es nicht gut gehen.