Kluge Händchen?! - Die große 90minuten.at-Transferbilanz (3)
Bis 6. Februar haben die österreichischen Klubs noch Zeit sich zu verstärken. 90minuten.at zieht eine erste Bilanz.
TSV Hartberg: Sieben Punkte mit demselben Personal verteidigen
Die Steirer korrigierten das Missverständnis Tino-Sven Susic und trennten sich vom Mittelfeldspieler. Dazu geholt hat man sich Sturms Juwel Michael John Lema. Innenverteidiger Benjamin Wallquist hätte man wohl gerne gehabt, der wechselte lieber zu den Juniors OÖ. Ansonsten blieb es ganz ruhig in Hartberg, Grund zur Sorge gibt es einstweilen nicht. Sieben Zähler gilt es auf die Wiener Austria zu verteidigen, das sollte möglich sein, auch wenn drei der vier Gegner in den letzten Runden des Grunddurchgangs in der Tabelle vor den Hartbergern stehen.
Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Klassenerhalt schon früh fixiert werden kann, was auch der durchaus mutigen Spielweise der Schopp-Elf geschuldet ist. Letztes Jahr operierte der TSV in der Qualifikationsgruppe weniger mutig, es wurde noch einmal eng. Und selbst wenn man hinter die Austria rutschen sollte, hat man Punkteteilung hin oder her wohl einen guten Polster auf den Tabellenletzten.
90minuten-Fazit: Der TSV Hartberg musste nichts verändern, hat zwar vor dem Winter eine empfindliche und vielleicht wichtige 0:5-Schlappe just gegen die Austria hinnehmen müssen, setzte aber mit einem Heimremis gegen Salzburg noch ein Ausrufezeichen. Der Kader hat mit einigen guten Leistungen gegen Teams von „oben“ schon aufgezeigt und hätte sich ein Antreten in der Meistergruppe verdient.
Sturm Graz: Weiter so!?
Mit besserem Torverhältnis aber von den Punkten her mit Hartberg gleich auf liegt der SK Sturm. Die Blackies haben Spieler abgegeben (Lema, Pink, Koch) und Talent Tobias Koch als Kooperationsspieler bei Lafnitz gemeldet. Ansonsten konnten einige Sommerneuzugänge doch zeigen, was sie können, allen voran Bekim Balaj, Kiril Despodov und Emanuel Sakic. Die Grazer haben dieselbe Bilanz wie der gerade abgehandelte kleinere steirische Verein, hatten aber keine wirklichen Schwächephasen, wenn, dann zum Ende der Herbstserie hin.
Das Personal kann überzeugen, wenn Trainer Nestor El Maestro noch besser vermitteln kann, was zu tun ist, dann kann man schon Richtung Platz drei schielen, was gegenwärtig das Höchste der Gefühle für einen heimischen Klub ist, der nicht Salzburg oder der LASK ist. Zu denken sollte den Grazern aber schon geben, dass man mit wohl ungleich höherem Aufwand nur marginal besser als der TSV Hartberg dasteht.
90minuten-Fazit: Die Grazer, ansonsten immer gut für Last-Minute-Deals, sind bislang ruhig geblieben und vertrauen dem Personal, das im Herbst die Mindestanforderung „Meistergruppe“ schon beinahe eingetütet hat. Und im Zweifelsfall kann man sich die Austria in der 21. Runde auch noch selbst vom Leib halten. Dann muss aber deutlich mehr kommen, denn der Anspruch der Grazer kann dann doch nicht sein, auf Augenhöhe mit Hartberg und einem im Umbruch befindlichen WAC um den vierten Platz zu rittern.
Wolfsberger AC: Alles neu macht der Jänner
Trainer weg, einer der Spielmacher weg, Stürmer weg, Abwehrchef und Kapitän weg. Und dennoch haben sich die Wolfsberger eigentlich kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können, als einen Umbruch einzuleiten. Denn: Im Gegensatz zu so manch anderem Kleinen, der in den letzten Jahren weit vorne zu finden war, zerfiel die Truppe nicht und schlitterte nicht in ein saison-technisches Debakel. Gemeinsam mit dem gar nicht so kleinen SK Rapid führt man das Feld der „best of the rest“ an. Natürlich schmerzen die Abgänge, aber ein Marcel Ritzmaier, vorher jahrelang im Ausland, wird sein Karriereende nicht in Wolfsberg verorten, Kapitän Sollbauer ist 29 und wenn ihn wer will, dann geht man und als Klub legt man auch keine Steine in den Weg.
Expertise und Erfahrung gibt es in der Defensive genug, Nemanja Rnic und Manfred Gollner sowie die Außenbahnspieler Lukas Schmitz und Mike Novak sind erfahren genug. Vorne ist man nun vielleicht noch ein bisschen mehr von Michael Liendl abhängig, aber das ist ok. Nicht weniger als 14 Verträge laufen im Sommer aus, nachdem man mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird, können die Spieler vorspielen. Zudem sind es noch dazu sehr erfahrene Kicker rund um die 30, die da zu Saisonende mit einem endenden Vertrag konfrontiert sind. Eine weitere Qualifiaktion für Europa wäre wohl hilfreich und scheint nicht ausgeschlossen.
90minuten-Fazit: Neo-Trainer Ferdinand Feldhofer hat mit Lafnitz bewiesen, dass er aus wenig viel machen kann. Mo Sahli steht für den bereits gepflegten Stil. Die Abgänge in Abwehr, Mittelfeld und Offensive mögen schmerzen, vollkommen unersetzbar sollten sie nicht sein und ein kleinerer Kader birgt auch Chancen – vor allem auch, weil man es letztlich nicht schaffte, in der Europa League zu überwintern. Nachdem die Chance hoch ist, dass der Europa League-Startplatz aus dem Cup von den noch vertretenen Salzburg und LASK auf den Ligadritten wandert, scheint auch eine neuerliche Europacupteilnahme nicht ausgeschlossen. Um die Chance darauf zu wahren, muss man in der Meistergruppe sowie so nur Vorletzter werden.