Die 7… Glanzlichter des SK Sturm im Europacup (2)
Heute startet der SK Sturm Graz gegen Ajax Amsterdam das Abenteuer Europacup. Das Ziel: Die Champions-, mindestens die Europa League. 90minuten.at blickt auf sieben Momente in der Europacupgeschichte der Blackies zurück.
Platz 5: Als für Arsenal in Liebenau nichts zu holen war
Unter dem „Peitschenknaller“ Gerdi Springer qualifizierte sich der SK Sturm 1970 sensationell für den Messestädtecup, Vorgänger des späteren UEFA-Cups. Statt Jubel- herrschte aber bei den Grazer Blackys eher Katerstimmung. Der Erfolgstrainer verhandelte heimlich mit Rapid und wurde noch vor den internationalen Auftritten rausgeworfen. Der neue Coach, János Szép, war alles andere als beliebt und die Fans grummelten ob der unschönen Entwicklungen. Nichtsdestotrotz war der Start ins neue Spieljahr gut, speziell im Europacup. Tampere aus Finnland wurde in Runde eins hinausgeworfen und dann kam das Hammerlos: Arsenal FC. Der schlaue damalige Präsident Hans Gert tauschte als erstes das Heimrecht. Eigentlich sollte Arsenal zu Hause beginnen. Gert fürchtete aber eine Tracht Prügel in London und ein folgendes leeres Stadion in Graz. So empfing der SK Sturm die Engländer im randvollen Liebenauer Stadion und die junge Grazer Mannschaft schrieb gegen den haushohen Favoriten Geschichte. Nach einem 0:0 zur Pause – was als Endergebnis schon einer mittleren Sensation geglichen hätte – setzte weiter nicht Arsenal, sondern ein Youngster bei den Grazern ein Ausrufezeichen. „In der 50. Minute die Sternstunde des 19-jährigen Heinz Zamut: Von halblinks zieht er ab, ein Traumschuss – und das Leder pendelt zum 1:0 im Kreuzeck des Nordtores“, hält die Sturm-Chronik „Wir sind Sturm“ dazu fest. Sturm gewann mit 1:0. Dass das Rückspiel unglücklich mit 2:0 verloren ging, was das Ausscheiden bedeutete, tat der Begeisterung um diesen Erfolg keinen Abbruch.
Platz 4: Drama gegen Nottingham Forest
Die erste wirklich erfolgreiche Europacup-Saison für Sturm trug sich 1983/84 zu. Der Weg führte im UEFA-Cup bis ins Viertelfinale, wo schließlich Nottingham Forest auf dem Programm stand. Damals, anders als heute, noch Teil der ersten Garnitur auf der Insel. Auswärts fuhren die Grazer eine resepktable 1:0-Niederlage ein, für das Heimspiel war noch nicht alles verloren. 21.000 schwarz-weiße Fans stürmten das Bundesstadion Liebenau, um den SK Sturm erstmals in der Geschichte in ein europäisches Semifinale einziehen zu sehen. Es begann nach dem Geschmack des Publikums: In einem offenen Schlagabtausch ging Sturm durch Božo Bakota in Minute 44 in Führung. Er verwandelte einen Elfmeter gegen den damaligen niederländischen Nationaltorhüter Hans van Breukelen. Bakota traf wie jedes einzelne Mal, wenn er für die Schwoazn vom Punkt antrat. Doch dann nahm das Drama seinen Lauf. Die Grazer erspielten Großchancen, schafften aber keinen zweiten Treffer und mussten in die Verlängerung. Nur noch sechs Minuten waren auf der Uhr, als Nottingham von links flankte. Walter Hörmann produzierte zunächste per Kopf im Strafraum eine Kerze, ging nach, und dabei mit Steve Hodge für den zweiten Ball in den Zweikampf. Die Fernsehübertragung zeigte eine Berührung, der Engländer fiel und Schiedsrichter Romualdas Yushka zeigte auf den Elfmeterpunkt. Fassungslosigkeit in Liebenau. ORF-Kommentator Robert Seeger schrie: „Er gibt Elfmeter! Nein, nein, nein!“, und schleuderte empört seinen Kopfhörer auf die Laufbahn des Stadions. Nie und nimmer wäre das ein Foul gewesen, war der einhellige Tenor an diesem Abend in Graz. Božo Bakota sollte viele Jahre später den Zweikampf von Hörmann sehr wohl als Foul bezeichnen, damals interessierte diese Variante aber absolut niemanden. Noch einige Jahre danach war in Graz das Wort ‚Yushka‘ als Beschimpfung für schlechte Schiedsrichter durchaus geläufig.
Platz 3: Gernot Jurtin schießt Hellas Verona aus dem Stand KO
Am 19. Oktober 1983 ging es für den SK Sturm im UEFA-Cup nicht nur gegen die damalige italienische Spitzenmannschaft Hellas Verona, es ging zum Hinspiel auch in den Hexenkessel des Stadio Marc' Antonio Bentegodi. Verona nannte damals eine der berüchtigsten Fankurven sein Eigen und 42.000 fanatische Anhänger erwarteten die Grazer zur zweiten Runde im UEFA-Cup. Obendrauf führten die Italiener schnell: Spielmacher Pietro Fanna erzielte aus spitzem Winkel im Fallen die Führung nach knapp einer Viertelstunde. Aber nur fünf Minuten später kamen die mutig aufspielenden, von der Atmosphäre unbeeindruckten, Grazer Gäste zum Ausgleich. László Szokolai bekam den Ball am Sechzehner mit dem Rücken zum Tor, nahm ihn einmal mit rechts mit, drehte sich und schloss in Weltklassemanier ins rechte Kreuzeck ab. Und es kam noch besser. Gernot Jurtin sollte in Minute 27 einen Treffer für die Ewigkeit abliefern. Laola1.at-Schreiber Andreas Terler beschrieb diesen so: „Božo Bakota schiebt den Ball von rechts auf den gut 25 Meter vor dem Tor, zentral postierten Jurtin. Eine Aktion, die man vielleicht aus Jux beim Training riskiert, versucht der Stürmer aus heiterem Himmel. Aus dem Stand zieht der damals 28-Jährige ab. In hohem Bogen fliegt der Ball auf das Tor von Claudio Garella. Dessen Augen folgen dem Spielgerät, aber sein Körper kommt über einen Ausfallschritt nicht hinaus. Der Ball schlägt im Kreuzeck ein.“ Verona konnte vor der Pause aber noch ausgleichen. In Halbzeit zwei war die Partie ein harter Schlagabtausch, in der Sturm-Abwehrrecke Manfred ‚Mandi‘ Steiner zum ‚Turm von Verona‘ wurde. Dabei zog er sich auch ein Cut am Kopf zu, als er mit blutigen Textilien am Körper nach dem Spiel erschöpft in Richtung Kabine stapfte, ließ er noch wissen: „Solche Spiele taugen mir, die sind wie für mich geschaffen. Wenn totaler Einsatz gefragt ist, dann fühle ich mich wohl.“ Im Rückspiel erkämpfte Sturm zu hause ein 0:0 und war eine Runde weiter. Die 5.000 mitgereisten Tifosi waren sehr aufgebracht und die freiwillige Feuerwehr Kirchbach musste die erhitzten Gemüter auf den Rängen mit dem Wasserschlauch kühlen.