Neue Innsbrucker Wege in die neue Bundesliga? (2)
2018/19 wird die neue 12er-Liga an den Start gehen. Wacker Innsbruck will mit von der Partie sein. 90minuten.at hat Innsbrucks Manager Alfred Hörtnagl zum Gespräch gebeten.
Alte Tugenden statt Geheimrezept
Als solide Arbeit lässt sich auch die Rückkehr zu zwei alten Fußballtugenden beschreiben, die für den erfolgreichen Herbst mitverantwortlich waren. Da wäre zum einen Wackers Heimstärke und zum anderen die beste Defensive der zweithöchsten Spielklasse. Der Innsbrucker Tivoli war im vergangenen Herbst eine wahre Festung. 22 Punkte holte Wacker in den bisherigen Heimspielen und somit nur um sieben weniger als in der ganzen letzten Saison. Zudem gelang es noch keinem Team am Tivoli drei Punkte zu holen. Dabei kassierten die Tiroler nur vier Gegentore – eine eindrucksvolle Bilanz.
Der Zuschauerschnitt von knapp 3.000 ist dennoch ausbaufähig. Bei Wacker ist man sich aber sicher, dass mehr Leute kommen, wenn sich das Team langfristig in der Spitzengruppe festsetzen kann. Dann sollen noch mehr Fans als bisher die junge Truppe nach vorne peitschen. „Wir wollten, dass die Gegner von Beginn an das Gefühl haben, dass auswärts am Tivoli nichts zu holen ist“, erklärt Hörtnagl. Der aber zu bedenken gibt, dass nur Heimstärke alleine nichts bringen würde und deshalb sei es wichtig gewesen, auch auswärts schnell Punkte einzufahren. Dass das gelang, lag wohl auch an Wackers Defensive.
Das Team von Coach Karl Daxbacher ließ in den bisherigen 20 Runden gerade einmal 18 Gegentreffer zu, so wenige wie kein anderes Team der Liga. Die Vorwürfe, dass Daxbacher nicht gerade zu den modernsten Trainern zählen würde, kann Manager Hörtnagl überhaupt nicht verstehen. „Ich weiß nicht woher das kommt. Modern hat nichts mit Alter zu tun und außerdem gibt der Erfolg, den Daxbacher bei allen seinen Stationen hatte, seiner Arbeit recht.“ Besonders die Tatsache, dass Karl Daxbacher bereits mit zwei verschiedenen Mannschaften einen Aufstieg realisieren konnte, stärkt das Vertrauen in den 64-jährigen Übungsleiter, der vor fast genau einem Jahr das Kommando bei Wacker übernahm.
Aufstieg muss das Ziel sein
Natürlich ist der Aufstieg in dieser Saison das große Ziel in Tirol. Doch die Konkurrenz ist groß. Nur drei Punkte Differenz liegen zwischen der SV Ried auf Platz eins sowie dem TSV Hartberg auf Rang fünf. Für Hörtnagl ist diese „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ in der Liga keine Überraschung: „Die SV Ried steht absolut verdient da oben. Mit Wiener Neustadt und Hartberg war nicht unbedingt zu rechnen aber die Hartberger haben eine eingeschworene Mannschaft, die im Grunde schon so gemeinsam aufgestiegen ist und Wiener Neustadt ein tolles Kollektiv, mit einem neuen Trainer und in Salihi einen Stürmer, der aus nahezu allen Lagen trifft.“ Ebenfalls noch mit in der (Meisterschafts-)Verlosung, jedoch nicht aufstiegsberechtigt, der FC Liefering. Zwar ist die Ausgangslage für Wacker ordentlich, dennoch bereitet das Thema Aufstieg Alfred Hörtnagl Kopfzerbrechen. „Das ist im Moment eine riesige Challenge. Es wäre für Wacker sicher keine einfache Situation, wenn wir den Aufstieg verpassen würden. Es kann dir ja niemand genau sagen, wie die zweite Liga ab der kommenden Saison wirklich aussehen wird“, sagt er.
Natürlich geht es dabei vor allem um den finanziellen Aspekt der neuen „Erste Liga“. Der Wacker-Manager bezeichnet diesen als „größten Unsicherheitsfaktor“. Immerhin werde es ja nach der Aufstockung Teams geben die wirklich aufsteigen wollen und andere, die versuchen, sich zu stabilisieren, ist sich Hörtnagl sicher. Besonders für die Verantwortlichen jener Teams, die sich berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstieg nach dieser Saison machen dürfen, ist es eine spezielle Herausforderung zweigleisig zu planen. Trotz der aktuellen Tabellensituation und dem klaren wirtschaftlichem Streben nach der Bundesliga-Rückkehr, hat man sich beim Tabellendritten darauf geeinigt, nicht zu viel über das Thema Aufstieg zu sagen. „Es bringt uns ja nichts dauernd davon zu reden. Wir können nicht beeinflussen was in ein paar Monaten sein wird“, versucht Hörtnagl auf die Euphoriebremse zu treten.
Direkte Duelle als Chance
Am internen Ziel Aufstieg ändert dieses Understatement natürlich wenig. Dabei gibt es eine besondere Fügung für das Daxbacher-Team. Zwischen den Runden 33 und 35 kommt es innerhalb von sieben Tagen zu drei echten Spitzenspielen. Zunächst empfängt Wacker am Tivoli die SV Ried, anschließend muss man nach Liefering und Wiener Neustadt. Ein Nachteil? Für Manager Hörtnagl nicht unbedingt: „Für mich sind solche direkten Duelle immer eine Chance. Es kann also auch ein Vorteil sein, wenn wir dann alles zu unseren Gunsten drehen könnten.“
Doch dieser kleinen Kampfansage an die Konkurrenz folgen sogleich wieder leisere Töne des Tirolers. Schließlich sei man bei Wacker in dieser Saison sehr erfolgreich damit gewesen, immer nur auf das nächste Spiel zu schauen. Verbesserungspotenzial würde es außerdem auch immer geben, so Hörtnagl. Bei den Innsbruckern liegt dieses vor allem in der Effektivität vor dem Tor. „Stabilität und Effektivität“, ist auch die Antwort des Managers auf die Frage, wie Wacker die SV Ried oder Wiener Neustadt noch abfangen will. Denn, so ist sich Alfred Hörtnagl sicher, im Frühjahr ist noch vieles möglich. Auch für die SV Ried werde es kein Selbstläufer. Die Wacker-Fans träumen hingegen bereits von der Rückkehr in die Bundesliga. Immerhin ist Tirol momentan das einzige Bundesland ohne Vertreter in der höchsten Spielklasse, was ab 2018/19 nur noch in den Geschichtsbüchern zu lesen sein soll.