Roland Schmid: "Ich erkenne unter Didi Kühbauer keine nachhaltige Verbesserung“
Roland Schmid spricht im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at über den steinigen Weg zur Zulassung zur Präsidenten-Wahl, die Gründe für die sportliche Misere in Hütteldorf, warum Rapid in den vergangenen Jahren seiner Ansicht nach zu überheblich agiert hat und warum Michael Tojner nicht als klassischer Investor gesehen wird.
Der Vorfall in der Tojner-Loge hat Rapid geschadet, weil überbleibt, dass der VIP-Bereich nicht sicher ist. Das ist ein Schaden.
Die Stimmung (Anm. in der Rapid-Geschäftsstelle) ist deswegen schlecht, weil der Führungsstil – und da meine ich nicht nur den Geschäftsführer, sondern auch das mittlere Management – offenbar verbesserungswürdig ist.
Man muss nicht zu jedem Thema seinen Senf abgeben. Wichtig ist, dass wir Rapid in einem Strategiepapier auf stabile Beine stellen.
90minuten.at: Damit kommen wir auch schon zum Thema Fans. Wie beurteilen Sie den Umgang mit den Fans – extern wie intern?
Roland Schmid: Der Umgang mit den Fans ist ein guter. Die Kommunikation hat funktioniert, mal besser und schlechter. In der Außendarstellung ist es nicht optimal, weil immer wieder vermittelt wird, der Fanblock regiert Rapid, die Fans haben alle Möglichkeiten. Der Block West ist ein Teil der Rapid-Familie und jedes Mal, wenn ich Kunden und Partner in die Loge einlade, ist der erste Blick zum Block West zur Choreographie. Eines muss ganz klar sein: Rapid darf keinen Schaden erleiden. Und das ist genau der Punkt, wo man die Grenzen ziehen muss.
90minuten.at: Woran machen Sie das fest, dass es in der Außendarstellung so wirkt, als ob die Fans den Klub regieren?
Roland Schmid: An dem Feedback, das aus dem Markt und von den Medien kommt. Da wird es sehr wichtig sein, eine Gesprächskultur neu zu den Fans zu haben, weil das ein genauso wichtiger Stakeholder ist wie Sponsoren oder andere.
90minuten.at: Jetzt gab es auch den Vorfall in der Loge von Michael Tojner mit dem Wöber-Transparent. Hat dies Rapid geschadet?
Roland Schmid: Definitiv, weil überbleibt, dass der VIP-Bereich nicht sicher ist. Das ist ein Schaden. Ich hätte auch hier die Kommunikation anders gemacht. Hier hätte sich der Präsident zu Wort melden müssen, es ging hier um wirtschaftliche Leistungsträger des Vereins. Das kann nicht möglich sein, dass übrig bleibt, dass Fans Akkreditierungen für den VIP-Bereich haben und dass der Block West wann immer er will, in die Logen geht und Plakate herunterreißt. Wenn der Kommunikationskanal zwischen dem Block West und der Geschäftsführung funktioniert hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen, man hätte rechtzeitig eingreifen und das ganze anders lösen können. So wurde danach gesagt, es werde intern besprochen und geklärt …
90minuten.at: … intern geklärt heißt bei Rapid …
Roland Schmid: …dass nichts passiert. Natürlich ist es wichtig, solche Themen auch intern zu besprechen und zu klären, aber wer bei Rapid Verantwortung übernimmt, muss derartige Sachen auch extern klären.
90minuten.at: Sie haben die Geschäftsführung bzw. die Geschäftsstelle von Rapid erwähnt. In Ihrem ursprünglichen Konzept kann man von einer Aufbruchsstimmung der Geschäftsstelle lesen. Es ist jetzt kein Geheimnis, dass es in Ihrem Präsidium Personen gibt, die mit Christoph Peschek nicht gut können. Glauben Sie, dass Ihr Präsidium auf Dauer mit Christoph Peschek zusammenarbeiten wird können?
Roland Schmid: Es könnte funktionieren. Aber es wäre jetzt zu früh darüber zu sprechen, weil man sich das genau ansehen muss. Wir können als Außenstehende nur das beurteilen, was wir hören und sehen. Demnach ist die Stimmung schlecht, die Fluktuation der Mitarbeiter sehr hoch …
90minuten.at: .. warum ist die Stimmung schlecht?
Roland Schmid: Die Stimmung ist deswegen schlecht, weil der Führungsstil – und da meine ich nicht nur den Geschäftsführer, sondern auch das mittlere Management – offenbar verbesserungswürdig ist. Ich kann das nicht verifizieren. Kurzfristig wird es daher zu keiner Veränderung kommen, man wird dem zuerst nachgehen müssen. Man wird sich fragen müssen, warum Lorenz Kirchschlager, Jürgen Gruber Rapid verlassen haben und warum auch Finanzchef Raphael Landthaler mit einem Wechsel in die Bundesliga liebäugelt. Das liegt aus meiner Sicht an einer schlechten Stimmung.
90minuten.at: In Ihrem ursprünglichen Konzept im Anhang haben Sie die Geschäftsführung und Trainer deutlich in Frage gestellt. Sie schreiben: "Aus der heutigen, sportlichen Situation kann der Schluss gezogen werden, dass der Sportklub Rapid Wien auf den entscheidenden Positionen, jedenfalls teilweise, (Geschäftsführer „Wirtschaft“ und „Sport“, Trainer 1. Mannschaft(en) und Nachwuchs, etc.) nicht mit den bestmöglichen Personen besetzt ist." Warum sehen Sie das nicht mehr so streng, drei Wochen vor der Wahl?
Roland Schmid: Die betreffenden Zitate sind Teil einer externen Analyse eines Schweizer Experten, der selbst Klubpräsident war, auch die Schweizer Liga schon geführt hat. Teile dieser Analyse sind ins Konzept „Rapid Reloaded“ eingeflossen, aber nicht jedes einzelne Statement.
90minuten.at: Es geht auch das Gerücht um, dass Werner Kuhn von Ihnen forciert wird. Gibt es hier Pläne?
Roland Schmid: Da habe ich mir keine Gedanken gemacht, das hätte ich auch nicht mitbekommen.
90minuten.at: Stehen Sie mit Werner Kuhn in Kontakt?
Roland Schmid: Wir treffen uns im Stadion, wenn ein Match stattfindet. Was mir bei Werner Kuhn aufgefallen ist, dass er offensichtlich der einzige war, der in den letzten 12 Monaten neue Sponsoren - Mercedes, Hpybet und OMV - gebracht hat, was weder der Geschäftsführer Wirtschaft noch das aktuelle Präsidium geschafft hat. Das ist toll, aber ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht, ihn in einer anderen Rolle einzusetzen.
90minuten.at: Ihre Liste steht für mehr Veränderung als jene von Bruckner. Denken Sie, dass Sie damit risikoscheue Mitglieder überzeugen können?
Roland Schmid: Niemand braucht Angst davor zu haben, weil es die ganz große Veränderung nicht geben wird. Es konnte mir auch noch niemand sagen, welche Veränderungen dies sein sollen. Letztendlich stehen wir für ein neues Sportkonzept, das sich Rapid selbst erarbeitet. Wir geben das ja nicht vor, sondern wir geben nur vor, dass wir ein neues haben wollen. Veränderung ist so ein Schlagwort, das alles umgekrempelt wird, etc. Es werden alle überrascht sein, wie wenig Veränderung es geben wird. Es soll Fortschritt geben, aber weniger im Sinne einer Veränderung.
90minuten.at: Wie schätzen Sie Ihre Chancen am 25. November ein?
Roland Schmid: Es ist schwer. In Wahrheit war es ein toller Erfolg, dass wir zugelassen worden sind. Es ist klar, dass wir Außenseiter sind. Wir müssen massiv mit externen Stimmungsbildern arbeiten, weil wir im Gegensatz zur Liste Bruckner die internen Zahlen nicht kennen. Das ist aber auch unsere Chance. Die Liste Bruckner kennt man jetzt schon von den vergangenen sechs Jahren. Michael Krammer hat sich für Bruckner ausgesprochen, der Block West stellt sich hinter Bruckner, im Wahlkomitee haben sich viele über Facebook-Seiten oder Internet, etc. für die Liste Bruckner ausgesprochen, so auch der Wahlkomitee-Vorsitzende Herbert Kretz ..
90minuten.at: Das ja auch legitim ..
Roland Schmid: Ja, vollkommen legitim. Mir geht es nur um faire Rahmenbedingungen vor der Wahl, sodass sich beide Listen gleichwertig präsentieren können. Da haben wir definitiv einen Nachteil, da die Liste Bruckner Zugriff zu allen Informationen wie auch Mitgliederlisten hat, was wir nicht haben. Wir sind also definitiv der Außenseiter und müssen jetzt jede Minute nutzen, um unsere Idee an die Mitglieder zu bekommen. Eines muss schon auch klar sein: Wir kämpfen hier um Ideen, es ist kein Persönlichkeitswahlkampf. Ich bin stolz auf Rapid, dass zwei Listen zugelassen wurden. Die Mitglieder sollen sich ein Bild machen und das dann am 25. November bei der Wahl entscheiden.
90minuten.at: In diversen Internet-Umfragen liegen Sie immer relativ klar voran. Trügt dieser Schein?
Roland Schmid: Das ist eine nette Geschichte, wenn man das sieht. Aber wählen werden die stimmberechtigten Mitglieder bei der Hauptversammlung. Ein wesentlicher Punkt wird sein, diese Mitglieder zu mobilisieren, dass sie nicht nur im Internet für uns abstimmen, sondern auch bei der Hauptversammlung.
90minuten.at: Wie würden Sie Ihre Rolle als Präsident anlegen?
Roland Schmid: Man muss nicht zu jedem Thema seinen Senf abgeben. Wichtig ist, dass wir Rapid in einem Strategiepapier auf stabile Beine stellen. Damit ist der Weg klar. Wenn sich die Öffentlichkeit eine Stellungnahme erwartet, wird es von mir etwas geben. Aber nicht mehr, deutlich weniger als es Michael Krammer gemacht hat.
90minuten.at: Sehen Sie die Gefahr, dass am 26. November die Rapid-Familie in zwei Lager geteilt ist? Wie würden Sie mit einem knappen Sieg in weiterer Folge umgehen?
Roland Schmid: Wenn ich es nicht gewinnen werde, gibt es von meiner Seite keine Spaltung. Ich werde in der Sekunde Martin Bruckner unterstützen. Das grün-weiße Herz verbindet uns und wir werden uns geeint hinter die Rapid-Familie stellen.
90minuten.at: Aber wenn Sie Präsident werden sollten, glauben Sie, dass Sie aktiv die Rapid-Familie einen müssen?
Roland Schmid: Sollte ich gewinnen, wäre eine wesentliche Aufgabe, die Kritiker zu überzeugen, dass sie uns vertrauen, dass wir Rapid nicht verkaufen, sondern in eine erfolgreiche Zukunft führen werden.