Roland Schmid: "Ich erkenne unter Didi Kühbauer keine nachhaltige Verbesserung“

Roland Schmid spricht im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at über den steinigen Weg zur Zulassung zur Präsidenten-Wahl, die Gründe für die sportliche Misere in Hütteldorf, warum Rapid in den vergangenen Jahren seiner Ansicht nach zu überheblich agiert hat und warum Michael Tojner nicht als klassischer Investor gesehen wird.

Ja, die Zusagen für die fünf Millionen Euro gilt auch für die Liste Schmid/Grüneis.

Roland Schmid

Ich formuliere es noch härter: „Tod und Hass“ im Fanblock überspitzt formuliert meinetwegen in Ordnung, aber nicht im Management.

Roland Schmid

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90minuten.at: Inwiefern gilt „Alles für den Sport“ auch für Transfersausgaben? Die Liste Bruckner will zum Beispiel die klassischen Ein-Million-Euro-Transfers nicht mehr durchführen. Wie sieht hier Ihre Strategie aus?

Roland Schmid: Im Detail muss dies natürlich dann die Arbeitsgruppe Sport ausarbeiten. Unser Ziel ist ja bekannt, 50% der Kaderspieler aus dem Eigenbau zu bekommen, dh. es bleiben 50% über. Hier ist die sportliche Kompetenz des Sportdirektors gefragt: Nimmt man Legionäre, Leihspieler oder kaufen wir einen Spieler.

 

90minuten.at: Dh, Rapid kann unter Ihrer Führung auch zwei Millionen Euro für einen Spieler ausgeben?

Roland Schmid: Wenn der Sportdirektor entsprechend dem Strategiepapier einen derartigen Spieler vorschlägt, schließe ich so etwas nicht aus.

90minuten.at: Beim Thema Finanzen geistert auch immer wieder der Name Michael Tojner herum. Was ist der Status Quo? Unterstützt er die Liste Schmid mit fünf Millionen Euro?

Roland Schmid: Michael Tojner unterstützt aktuell Rapid. Es gibt eine schriftliche Zusage in der Höhe von fünf Millionen Euro mit einer Option, drei weitere Millionen mit seinem Partnernetzwerk zu lukrieren. Die Rahmenbedingungen sind jedoch nicht ausverhandelt …

 

90minuten.at: Diese Zusage gilt auch für die gemeinsame Liste?

Roland Schmid: Ja, die gilt auch für die Liste Schmid/Grüneis. Es ist aber noch nicht ausverhandelt, was er für die fünf Millionen Euro an Gegenleistungen bekommt …

 

90minuten.at: Michael Tojner wird die fünf Millionen Euro aber nicht aus Liebe zu Rapid einfach so bereitstellen …

Roland Schmid: Würde ich so nicht sehen. Es gibt generell wenige Sponsoren, die Geld ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen. Auch ich als ImmoUnited bekomme in Form von Banden, Presenting Partner, etc. eine Gegenleistung. So wird es auch bei Michael Tojner sein, er wird eine Gegenleistung für die fünf Millionen Euro bekommen und wir werden keine Anteile von Rapid dafür hergegeben. Das können wir rechtlich auch gar nicht. In der Zusage geht es darum, die Werbeleistungen für die fünf Millionen Euro genau zu definieren. Derartige Gespräche gibt es aber auch zum Beispiel mit Wien Energie, beim Thema Co-Branding beim Wappen ..

 

90minuten.at: .. aber fünf Millionen Euro Werbewert ist nicht wenig …

Roland Schmid:  Man muss aber relativieren, weil wir bisher nicht über Zeiträume gesprochen haben. Die fünf Millionen Euro gelten für fünf oder zehn Jahre. Bei zehn Jahren wäre es eine jährliche Leistung von 500.000 Euro, das ist dann ungefähr das Gleiche, was ich als Sponsor leiste. Da muss man die Kirche im Dorf lassen.

90minuten.at: Im Zuge der Tojner-Millionen gibt es aber auch die Kritik, dass sich Tojner mit der Bedingung, das Geld nur im Falle eines Sieges von Schmid/Grüneis zur Verfügung zu stellen, seinen Wunschpräsidenten kauft.

Roland Schmid: Ich kann als Sponsor und Premium-Partner nachvollziehen, dass man an sein Engagement gewisse Bedingungen knüpft, um zu wissen, was mit seinem Geld passiert. Bei Team Grün-Weiß hat Tojner offensichtlich mehr Vertrauen, dass das Geld besser verwendet wird.

 

90minuten.at: Schlussendlich geht es beim Thema Tojner aber auch immer um das Thema Investor. In Ihren ursprünglichen Konzept schreiben Sie dazu: „Die Akademie braucht Investoren (…) Wir haben ein Finanzierungskonzept samt Investoren an der Hand". Wie ist das Wort „Investoren“ jetzt zu verstehen?

Roland Schmid: Wir haben den Begriff Investor im Sinne von Geldgeber – im Sinne von Sponsoring verwendet. In den letzten Wochen ist die Diskussion entstanden, Rapid wehrt sich gegen den Verkauf an Investoren. Deshalb jetzt die genaue Erklärung dazu. Mit dem Hinweis: Man muss keine Angst vor einem Verkauf von Rapid haben – das geht rechtlich gar nicht. Kommt nicht in Frage.

 

90minuten.at: Ein Thema Ihres Konzeptes ist die Überheblichkeit. In welchen Bereichen war Ihnen Rapid zu überheblich in den vergangenen Jahren?

Roland Schmid: Jedenfalls in zu vielen, wenn nicht in fast allen. Ich selbst habe diese Überheblichkeit kennengelernt, als ich Rapid-Sponsor werden wollte. 2012 war es mir nicht möglich, mit Rapid wegen eines Sponsorings in Kontakt zu treten. Ich habe über meinen Vermarktungspartner Sporteo Unterstützung angefragt, weil ich von Rapid nicht zurückgerufen wurde. Als das neue Stadion fertig war, habe ich über eine Loge zu verhandeln begonnen. Ich war dann so weit auch fertig, habe mich sehr gefreut, dass wir die Verhandlungen abschließen konnten. Es ging damals immerhin um 86.000 Euro für diese Loge. In der abschließenden Verhandlung hat es auf einmal geheißen: Moment, eine Loge alleine gibt es nicht. Das gibt es nur in Kombination mit einem Sponsoring-Paket. Mir wurde zusätzlich noch ein Internet-Vermarktungspaket dazu gelegt, mit insgesamt 120.000 Euro. Ich habe den Ansatz verstanden und zugestimmt. Es folgten drei, vier weitere Verhandlungen und wieder am Ende zum Unterschriftstermin kam es schlussendlich zur Todsünde Maßlosigkeit: Es wurde auf einmal gesagt, dass wir jetzt noch das Bandenpaket verhandeln müssen. Ich habe darauf hin gemeint, dass ich das nicht mache und habe gar keines der Pakete genommen.

 

90minuten.at: Im Endeffekt sind Sie aber jetzt Sponsor mit einem deutlich höheren Betrag …

Roland Schmid: Ja, das ist auch dem Umstand geschuldet, dass mein Unternehmen noch besser läuft und dadurch auch ein höherer Betrag möglich ist. Dem Jürgen Gruber ist es gelungen, mich einzufangen. Er hat mir vermittelt, dass es nicht wichtig ist, besser zu sein als alle anderen, sondern, dass es für beide Seiten sinnvoll ist. Diese Gesprächskultur, die ich vorher erwähnt habe, zieht sich im gesamten Verein durch. Dieser Slogan „Wir sind Rapid und wer seid ihr“ ist zwar ein toller Slogan, aber auf Management-Ebene, wenn es darum geht, mit der Stadt, dem ÖFB, der Bundesliga, Sponsoren etc. zu sprechen, muss dies auf Augenhöhe passieren.

 

90minuten.at: Das heißt „Wir sind Rapid und wer seid ihr“ wurde vom Management aus Ihrer Sicht zu sehr gelebt?

Roland Schmid: Ich formuliere es noch härter: „Tod und Hass“ im Fanblock überspitzt formuliert meinetwegen in Ordnung, aber nicht im Management.

 

90minuten.at: „Tod und Hass“ im Fanblock finden Sie ok?

Roland Schmid: Sportliche Rivalität im Block ist gut, die konkrete Wortwahl weniger.  Der Klub  bzw. die Klubführung muss immer ganz klar für Fairplay stehen.

 

90minuten.at: Passend zu einer gewissen Überheblichkeit gab es vor einigen Tagen die allseits bekannten Szenen mit Andy Marek, der WAC-Trainer Struber mit „Hoit de Pappn“ beschimpfte. Wenige Tage später ist Rapid-Geschäftsführer in einem eigens produzierten Rapid-TV-Beitrag ausgerückt, um diesen Sager auf Punkt und Beistrich zu verteidigen. Finden Sie das passend?

Roland Schmid: Ich hätte darauf gar nicht reagiert. Es gibt eine Pressestelle, die kann da reagieren, aber da muss nicht der Geschäftsführer etwas dazu sagen.

 

>> Weiterlesen Seite 4 – Roland Schmid über den "regierenden" Fanblock, die Zukunft von Christoph Peschek und die Chancen bei der Wahl am 25. November

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