Drei Rapid-Mitglieder auf Präsidenten-Mission
Im 90minuten.at-Interview sprechen drei Kandidaten, die für das Rapid-Wahlkomitee kandidieren, über die Wahl zum neuen Rapid-Präsidenten, was sich bei Rapid ändern soll und welche Mitglieder sie im Fall der Wahl vertreten.
Unser Hauptpunkt ist die Transparenz und Kontrolle. (...) Das aktuelle Präsidium kann diese Aufgabe nicht erfüllen, weil es eigentlich ein Leitungsorgan ist und wesentliche Entscheidungen mit treffen, sie sind zu sehr im Tagesgeschäft verhaftet.
Der Block West ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für den Verein: Wir generieren Zuschauer und sorgen für das was Rapid ausmacht: Leidenschaft, Kampfkraft, Zusammenhalt, ein Stadionerlebnis voll Emotion und Fankultur.
Die Mitgliederinitiative ist derzeit wieder eingeschlafen. Warum sollte ein Verein wie Rapid in einer Stadt wie Wien nicht 100.000 Mitglieder haben?
90minuten.at: Wenn ihr gewählt werdet, welche Ziele würdet ihr verfolgen, die ihr im Rahmen des Wahlkomitees umsetzen wollt?
Kretz: Ein Punkt, der mir wichtig ist: Wir haben einen sehr hohen Aufwand entwickelt, ein Leitbild zu entwickeln, das uns nicht von außen aufgezwungen wurde. Dieses Leitbild hat wirklich Substanz, da finden sich alle wieder, es wurde nicht extern in Auftrag gegeben, sondern von innen heraus entwickelt. Für mich ist es wichtig, dass wir wieder zurückgehen und hinterfragen, ob wir es in die Organisation auch implementiert haben. Wir müssen versuchen, dass wir das Leitbild des Vereins bis in die letzte Zelle des Klubs integrieren. Das Leitbild nur in Krisensituationen zu zitieren ist mir zu wenig. Das Leitbild zeigt, wer wir sind und wohin wir wollen.
Mitter: Ich möchte, dass wir in der Kommunikation nach innen und außen unser Profil weiter schärfen. Wir haben in der Vergangenheit Themen oft voreilig beurteilt, das Medieninteresse ist in Hütteldorf sehr groß, da muss man sich genau überlegen, in welchem Licht man Rapid darstellen will. Mit der Kommunikation nach innen meine ich die Gremien, wie diese sich austauschen. Nach außen ist die Frage, was, wie und wann kommuniziert wird. Das ist dem Block West sehr wichtig, weil dann Dinge wieder aufgebauscht werden, nur weil die Boulevardmedien Stoff brauchen.
90minuten.at: .. kannst du Beispiele nennen?
Mitter: Es gibt genug Beispiele. Diese ganzen Derby-Vorfälle, die wochenlang diskutiert werden oder einzelne Diktionen. Da ist vieles aufgebauscht werden, da haben sich die Vereinsverantwortlichen zu oft auf Aussagen festnageln lassen, die scheinbar opportun waren und man geglaubt hat, man kann alles kalmieren. Das ginge auch anders, davon bin ich überzeugt.
Weihs: Die Kommunikation ist verbesserungswürdig, da schließe ich mich an. Unser Hauptpunkt ist die Transparenz und Kontrolle. Wir wollen einen Beirat, der Einblick hat, ob alles korrekt abläuft. Und auch wenn es mir möglicherweise ein paar Stimmen kostet, ich würde mir ein Frauenteam des SK Rapid vom neuen Präsidium wünschen. Ich möchte auch ein schlüssiges Konzept sehen, wie sich Rapid sportlich künftig entwickeln will.
90minuten.at: Wie sollen diese Kontrollrechte aussehen?
Weihs: Es sollte so ähnlich sein wie ein Aufsichtsrat in einer Kapitalgesellschaft. Das aktuelle Präsidium kann diese Aufgabe nicht erfüllen, weil es eigentlich ein Leitungsorgan ist und wesentliche Entscheidungen mit treffen, sie sind zu sehr im Tagesgeschäft verhaftet.
Mitter: Da muss man einhaken: Der Verein soll im Vordergrund stehen und nicht die GmbH. Das wird oft verwischt. Wir wollen als Verein wahrgenommen werden, das müssen wir auch in der Praxis so leben. Und der Verein soll immer zu 100% im Besitz der Mitglieder sein. Das ist ganz wichtig.
90minuten.at: Der Verein soll zu 100% den Mitgliedern gehören. Denken alle so? Was wäre, wenn ein Präsident meint, wir könnten durch die Veräußerung von 20% der Anteile einen hohen Millionenbetrag für den Klub lukrieren? Hätte er dann eine Chance auf eine Wahl?
Weihs: Ich sehe das als den falschen Weg, da öffne ich eine Türe, die ich dann vielleicht nicht mehr zu bekomme.
Mitter: ich lehne den Verkauf von Anteilen oder auch nur den Gedanken daran ganz entschieden ab. Wozu soll das gut sein? Der SK Rapid hat mit dem neuen Stadion neue Geldquellen erschlossen und auch viele neue, gute Leute in den Verein geholt. Die Streuung der Sponsoren ist größer geworden, was ich auch sehr wichtig finde. Vieles was wir heute haben, was selbstverständlich ist, galt vor Jahren noch als visionär und nicht zu erreichen. Es hat auch der VIP-Club, trotz der einen oder anderen richtigen Kritik unsererseits, absolut seine Berechtigung, auch in dieser Dimension, selbst wenn sich das für einen Vertreter des Block West eigenartig anhört. Umgekehrt – und darauf bestehe ich an dieser Stelle - müssen aber auch alle im Verein sehen, dass der Block West ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für den Verein ist: Wir generieren Zuschauer und sorgen für das was Rapid ausmacht: Leidenschaft, Kampfkraft, Zusammenhalt, ein Stadionerlebnis voll Emotion und Fankultur. Daraus folgen viele marketing- und betriebswirtschaftliche Vorteile. Das wirkt in jede Ecke des Vereins und mag für manche mittlerweile selbstverständlich sein, aber da steckt sehr harte Arbeit von ganz vielen Idealisten dahinter. Wenn alle Bereiche verschmelzen: Block West, Sponsoren, Vereinsführung, Mannschaft – dann ist der Erfolg nicht aufzuhalten. Dann kann sich die Konkurrenz anschnallen.
Kretz: Meine persönliche Meinung ist, dass ich es auch nicht will. In der Hauptversammlung würde ich Stand jetzt also dagegen stimmen. Aus Sicht des Wahlkomitees muss man es sich ansehen und es beurteilen, ob es für den Verein gefährlich ist oder nicht. In der nächsten Periode geht es glaube ich aber nicht so sehr darum, neue finanzielle Mittel zu lukrieren, sondern eher darum, die Mittelverwendung zu verbessern.
Mitter: Jemand, der Teilhaber des Vereins wird, hat ein ganz anderes Standing. Wir haben ja auch das Co-Branding des Vereins kritisiert (Anmerkung: Wien Energie unterhalb des Wappens), das war eine schleichende Veränderung unseres Wappens. Wir kritisieren auch weiterhin den Stadionnamen, auch wenn sich viele bereits daran gewöhnt haben. Für uns ist es das Weststadion. es ist auch schon Erfolg, dass es bei internationalen Spielen so heißt. Wir wissen auch, dass der Vertrag mit der Allianz in absehbarer Zeit ausläuft und auch das ist für mich ein Punkt, wo ich frage: Wie geht es dann weiter? Beim Stadionbau hat man das Branding mit der Finanzierung argumentiert, was man verstehen muss. Da hat sich der Verein nach der Decke gestreckt. Wenn diese Notwendigkeit nicht mehr besteht, bin ich dafür, dass man zu einem Namen ohne Sponsor zurückkehrt. Ein Thema das dem Block ein ganz zentrales Anliegen ist.
90minuten.at: Das heißt, lieber auf einen hohen Betrag verzichten als weiterhin einen Sponsor im Stadionnamen zu haben?
Weihs: Bei jedem Kompromiss verzichtet man auf Geld, egal ob es jetzt ein Co-Branding des Wappens ist oder das Naming-Right bei einem Stadionnamen.
90minuten.at: Klar, aber das Stadionbranding ist eine sehr lukrative Quelle …
Mitter: Das ist natürlich das bequemste Argument. Das Geld kriegen wir, darauf wollen wir nicht verzichten. Wenn man Tradition ernst nimmt und ein Gegenbild zu Kommerz sein will, dann muss man aber klare Grenzen setzen. Dann kann man eben auch nicht alles vermarkten, was der Markt hergibt. Dann muss man eine eigene Linie finden. Da läuft Rapid Gefahr, zu sehr das zu sein, was man eh überall findet. Zu sehr Mainstream.
Kretz: Wir haben mehr als 15.000 Mitglieder, auch eine Erweiterung dieser Basis wäre wünschenswert und ein Weg, neue Mittel zu lukrieren. Die Mitgliederinitiative ist derzeit wieder eingeschlafen. Warum sollte ein Verein wie Rapid in einer Stadt wie Wien nicht 100.000 Mitglieder haben? Dazu braucht es aber auch ein klares Bekenntnis. Es ist unser Weg.
Weihs: Und die Mitglieder müssen sehen, dass sie sich einbringen können, dass es etwas bringt, dabei zu sein.
Mitter: Vor einigen Jahren haben wir gelächelt, als wir gesagt haben, dass wir 15.000 Mitglieder haben wollen. Es ist immer mehr möglich.
Danke für das Gespräch!