Drei Rapid-Mitglieder auf Präsidenten-Mission
Im 90minuten.at-Interview sprechen drei Kandidaten, die für das Rapid-Wahlkomitee kandidieren, über die Wahl zum neuen Rapid-Präsidenten, was sich bei Rapid ändern soll und welche Mitglieder sie im Fall der Wahl vertreten.
Ich sehe es prinzipiell positiv, wenn sich mehrere Teams bewerben. Wenn das Wahlkomitee zum Schluss kommt, dass auch mehrere Teams den Kriterien entsprechen und gute Konzepte haben, würde für mich nichts dagegen sprechen, beide zur Wahl zuzulassen.
90minuten.at: Der Begriff „frischer Wind“ ist in diesem Interview relativ oft gefallen. Überspitzt formuliert: Spricht das eher gegen Kandidaten, die aus dem jetzigen Präsidium ins Rennen gehen?
Mitter: Frischer Wind heißt für mich zweierlei. Einerseits braucht es ein neues Konzept. Andererseits geht es um das Team. Wenn man verschiedene Leute in den Verein holt, die sich einbringen, kann ich mir das gut vorstellen. Was ich mir nicht vorstellen kann ist, dass man sagt, es war eh alles super und wir führen das fort. Der Verein ist oft genug stagniert, weil sich eine Kruste gebildet hat. Es verändern sich die Dinge so schnell. Daher braucht es immer wieder neue Impulse, ohne mit dem alten zu brechen. Und dass unser sportlicher Anspruch ein anderer ist als der aktuelle, ist klar und dieser Anspruch ist auch nicht vermessen. Aufgrund der aktuellen Strukturen und der finanziellen Lage müssten wir eigentlich immer in der Lage sein, vorne mitzuspielen. Warum wir das dennoch nicht tun muss offen und ohne Denkverbote erörtert werden. Da helfen neue Leute, die niemandem verpflichtet sind.
Weihs: Ich stehe auch dahinter, dass wir Veränderungen brauchen, alleine wenn man auf die aktuelle Lage in der Tabelle blickt. Auch wenn das Team gut arbeitet, wenn man nichts Neues einbringt, folgt Stillstand. Und das ist schlecht, weil die anderen bleiben nicht stehen. Ich habe bisher von keinem Kandidaten ein Konzept gesehen, daher kann ich nach jetzigem Stand das nicht beurteilen. Aber zu sagen, wir machen so weiter wie bisher, das wäre mir zu wenig.
Kretz: Frischer Wind ist eine gute Phrase, aber ein bisschen abstrakt. Wir müssen es bis November schaffen, ein Bild zu malen, wo die Mitglieder und das neu gewählte Präsidium sagen: Das ist der richtige Weg. Wenn sich mehrere Listen aufstellen wird es neue Impulse geben. Das finde ich eine gute Ausgangssituation.
90minuten.at: Ein neuer Präsident wird vermutlich auch neue Personen in sein Team holen, sei es ein neuer Geschäftsführer oder auch auf anderen Positionen. Da wurden ja auch bereits erste Namen genannt, dann wieder dementiert. Wie stark muss der frische Wind sein?
Weihs: Ein neuer Präsident wäre glaube ich gut beraten, die bestehenden Strukturen zu analysieren, was funktioniert, was nicht, welche Leute am richtigen Platz sind und welche nicht. Man sollte aber nicht vorher schon sagen, welche Personen gehen müssen, das ist nicht der richtige Zugang. Man muss ja auch nicht gleich Personen rauswerfen, sondern kann sie ja unterstützen.
Mitter: Bei einem neuen Präsidenten wird es auch neue Gesichter geben, das wird sich nicht vermeiden lassen. Für mich ist Christoph Peschek ein Guter und ich würde mir wünschen, dass er bleibt. In erster Linie bewerten wir aber ein Konzept und das Team, das sich dann zur Wahl stellt.
Kretz: Es wäre aus Sicht der Kandidaten sicher nicht seriös, von außen schon vor der Wahl beurteilen zu können, wer gut und wer schlecht gearbeitet hat. Man muss sich aus meiner Sicht sich mit der Situation auseinandersetzen und dann Entscheidungen treffen.
90minuten.at: Wobei, ganz realistisch gesehen: Es ist wohl im Vorfeld einer Wahl klar, dass bei Kandidat X eher eine Ablöse dieser und jener Personen im Raum steht und bei Person Y eher nicht …
Kretz: Es kann seriöser Weise vor der Wahl nicht um Personen, sondern nur um Inhalte gehen. Wenn der Anspruch des neuen Präsidenten mit der operativen Führung nicht übereinstimmt, wird es Wechsel geben, aber schon vorher Personalentscheidungen zu diskutieren, halte ich für nicht zielführend.
Weihs: Ich kann weder vorher eine Jobgarantie für Personen abgeben, noch sagen, dass wer gehen muss. Niemand ist größer als der Klub. Nobody is bigger than the club.
Mitter: Ich glaube nicht, dass es Kandidaten gibt, die im Vorfeld bereits fixe Personalentscheidungen im Konzept haben. Wir sind noch in einer sehr frühen Phase, das ist alles Spekulation.
90minuten.at: Fredy Bickel hat mal erwähnt, dass es für einen Sportdirektor extrem wichtig ist, mit dem Präsidenten auf einer Linie zu sein. Ist mit der Wahl für Zoran Barisic möglicherweise in Bezug auf die Präsidentenwahl schon eine Weiche gestellt worden. Wäre ein Präsidentschaftskandidat, der andere sportliche Vorstellungen hätte, dann aus eurer Sicht wählbar? Im Extremfall würde das ja bedeuten, dass es dann einen neuen Sportdirektor braucht?
Kretz: Das ist eine Frage der Argumentation: Wenn ein Kandidat ein genau definiertes, sportliches Konzept vorlegt, wird er das später auch mit dem Geschäftsführersport diskutieren und seine Schlüsse ziehen. So oder so.
Weihs: Und nur ein großer Name alleine bringt Rapid auch nicht weiter.
Mitter: Die Kritik, dass wir jetzt schon den Sportdirektor bestellen, obwohl erst im November der Präsident gewählt wird, geht ins Leere. Es wäre ja genauso fahrlässig, jetzt keinen Sportdirektor zu haben und eine weitere Saison herzuschenken, weil dann die Vorbereitung nicht passt. Daher muss man das umkehren und sagen: „Das scheidende Präsidium hat Verantwortung bewiesen und ihre Arbeit bis zum Schluss ernst genommen“ Wir sind ja nicht die Regierung, die fünf Monate dahinwurschtelt, weil es eh egal ist. Bei uns geht es ja um etwas.
Weihs: Mit dem gleichen Argument dürfte man auch nicht ein neues Trainingszentrum beschließen. Das aktuelle Präsidium ist im Amt und bis zum letzten Tag sollten daher auch für Rapid wichtige Entscheidungen getroffen werden, sofern diese anfallen.
Kretz: Jeder Präsidentschaftskandidat braucht eine Verbindung zu Rapid. Das Wahlkomitee muss sich von Emotionen lösen und möglichst objektiv entscheiden. Eine reißerische Persönlichkeit alleine wird das Problem nicht lösen.
90minuten.at: Sollte es aus Eurer Sicht das Ziel sein, dass nur ein Kandidat schlussendlich zur Wahl antritt oder wären mehrere Kandidaten, die bei der Hauptversammlung gewählt werden können, wünschenswert?
Weihs: Ich sehe es prinzipiell positiv, wenn sich mehrere Teams bewerben. Wenn das Wahlkomitee zum Schluss kommt, dass auch mehrere Teams den Kriterien entsprechen und gute Konzepte haben, würde für mich nichts dagegen sprechen, beide zur Wahl zuzulassen.
Kretz: 2013 waren wir in einer sehr schwierigen Phase, wo es überhaupt nicht leicht war, überhaupt einen Kandidaten zu finden. Die Idee, dass es mehrere Kandidaten gibt, war zum damaligen Zeitpunkt nur eine Vision, das hat uns 2013 eine viel Fantasie abverlangt. Trotzdem haben wir es als Möglichkeit ins Statut aufgenommen. Wenn es also zwei ernsthafte Kandidatenlisten gäbe, können wir ja die Entscheidung der Hauptversammlung nicht vorwegnehmen und nur eine zulassen.
Mitter: Wir sind zwar noch weit weg von dieser Entscheidung, aber es wäre durchaus gut, wenn es zwei Kandidaten gibt. Was wir nicht wollen, ist aber ein Wahlkampf mit Schmutzwäsche. Bei uns wird man mit Schmutzwäsche nicht punkten können.
Weihs: Ich muss jetzt aber auch eine Lanze brechen für das aktuelle Präsidium. Die Tatsache, dass es mehrere Interessenten gibt, zeigt schon, dass das Präsidium und die wirtschaftliche Führung in den vergangenen Jahren gut gearbeitet haben. Das war 2013 noch ganz anders.
Mitter: Wir reden hier auch von einer ehrenamtlichen Funktion. Das muss man bei all dem betonen. Danke an jeden, der sich diese schwierige und oft auch undankbare Aufgabe antut, auch wenn es wohl nichts schöneres auf dieser Welt gibt, als diesem Vereinen dienen zu dürfen.