Thomas Letsch: "In drei Jahren werden wir uns über mindestens einen Austria-Titel unterhalten" (4)
17 Punkte, ein Tor pro Runde - nach dem großen Umbruch im Sommer ist Austria Wien noch nicht dort, wo Trainer Thomas Letsch sein möchte. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über die Gründe und verspricht einen Titel in den nächsten drei Jahren.
90minuten.at: Wo sehen Sie die Austria nach dem Ende des Grunddurchgangs?
Letsch: Da muss man immer vorsichtig sein, was man nach außen und nach innen sagt. Aber es ist kein Geheimnis, dass das Minimalziel ist, nächstes Jahr international dabei zu sein. So wie die Konstellation ist, ist man sicher international, wenn man unter den ersten Dreien ist. Also müssen wir das erreichen. Außer Salzburg sehe ich keinen Verein, bei dem wir akzeptieren müssen, dass der klar besser ist. Aber ich kann es eigentlich sagen: Ich will Zweiter werden. Das Ziel, Zweiter zu werden, darf man sich eigentlich gar nicht geben, da muss man dann Erster werden wollen. Aber man muss – Hut ab vor dieser Konstanz - Salzburgs Stärke akzeptieren. Danach wollen wir uns einreihen.
Wenn wir uns hier in drei Jahren wieder treffen, wird sich der Kader sicherlich verändert haben. Wir werden uns mit Sicherheit über mindestens einen Titel unerhalten.
90minuten.at: Der direkte Vergleich ist da eigentlich nicht so relevant, 12/13 holte die Austria nur zwei von zwölf Punkten gegen Salzburg.
Letsch: Diese Saison ist ein super Beispiel. 2012/13 wurden viele Spiele mit einem Tor Unterschied gewonnen, das waren nicht immer Highlights. Aber das kommt nicht von alleine. Das müssen wir uns auch erarbeiten. Es braucht Siege, um Selbstvertrauen zu kriegen. Wir haben viele gestande Spieler und wenn es läuft, dann kriegt man das 0:1, dann sind das auch nur Menschen. Wir müssen so eine Selbstverständlichkeit haben wie die Bayern. Wir sind die Austria und müssen uns nicht verstecken. Viele Niederlagen waren auch knapp. Auch gegen den LASK haben wir zwei sehr späte Tore bekommen. Es war ein fürchterliches Spiel ohne Torchancen. Grünwald hatte eine, Ranftl macht das Tor und das war es eigentlich. Wir müssen das Momentum auf unsere Seite kriegen. Es sind Kleinigkeiten – die kriegen wir aber nicht geschenkt, die müssen wir uns erarbeiten.
90minuten.at: Was geplant werden kann, ist die Nachwuchsarbeit. Es zeigt sich, dass es gut ist, wenn ich dem Spieler nicht mehr so viel beibringen muss, weil er das System kennt. Vor einem Jahr meinte Felix Gasselich in einem Interview: „Prokop ist zwei Jahre zu spät Stammspieler geworden.“ Wie stehen Sie dazu?
Letsch: In Salzburg habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Modell mit der zweiten Mannschaft in der zweiten Liga perfekt für die jungen Spieler ist. Man sieht es bei Nils Hahn. Er ist ein Toptalent, hat die Young Violets übersprungen und ist jetz in einem kleinen Loch. Ich bin froh, dass es in diesem Zusammenhang die Young Violets gibt. Andi Ogris macht einen guten Job, bei ihm müssen sie ein halbes, dreiviertel Jahr spielen, dann sind sie so weit. Dort müssen sie mit 17, 18, 19 spielen, wenn sie sich gut entwickeln, dann sind sie auch für uns bereit.
90minuten.at: Von den elf meist eingesetzten Spielern in beiden Bewerben sind nur Pentz und Prokop jung. Wollen Sie da mehr Akademiespieler haben?
Letsch: Letztes Jahr war Demaku auf einmal Stammspieler, Fitz hatte seine ersten Einsätze. Wir haben den Kader intensiv umgewälzt und haben mehr Alternativen. Wir hatten jetzt einen großen Umbruch, bei dem wir aber nicht gesagt haben, dass wir so und so viele neue und eigene Spieler brauchen. Mittelfristig muss das Ziel sein, dass wir Neuzugänge haben, gestande Spieler im besten Alter und ein Drittel sollte aus dem eigenen Bereich kommen – oder mehr. Es muss aber auch die Qualität stimmen, aber wir müssen Spiele auch gewinnen. Wenn wir das mit Spielern aus der Akademie auch schaffen, ist das super.
90minuten.at: War Ihre Expertise im Nachwuchs auch eine Vorgabe?
Letsch: Es war sicherlich ein Gedanke, dass ich gut auf die jungen Spieler schaue. Ich schaue mir, wenn es irgendwie geht, immer die Young Violets und die U18-Spiele an. Das macht hoffentlich aber jeder Cheftrainer.
90minuten.at: Wenn wir uns in drei Jahren wieder hier treffen, wie würde es allgemein aussehen?
Letsch: Wenn wir uns hier in drei Jahren wieder treffen, wird sich der Kader sicherlich verändert haben. Wir werden uns mit Sicherheit über mindestens einen Titel unterhalten – ich würde mich freuen, wenn wir hier in drei Jahren noch einmal zusammen sitzen würden, aber das Wichtigste ist, dass wir auf den einen oder anderen Titel zurück blicken können, weil darum geht es bei der Austria.