Wacker Innsbruck-Präsident Gerhard Stocker: "Das Budget ist nicht Bundesliga-tauglich" (2)
Schon weit vor dem fixierten Bundesliga-Aufstieg ließ Wacker Innsbruck-Präsident Gerhard Stocker die Alarmglocken schrillen. Im Interview mit 90minuten.at nimmt er zur mangelhaften Bundesliga-Tauglichkeit Stellung.
90minuten.at: Aber es muss noch sehr viel passieren, bis man im März nächstes Jahr die Lizenzierung für 2019/20 einreicht?
Stocker: Es geht sozusagen von Monat zu Monat. Es geht in die richtige Richtung. Da will ich jetzt keine Deadline sagen. Es ist ein laufender Prozess. Es sind schon Verbesserungen im Hintergrund passiert. Sportlich steht die Tür offen.
90minuten.at: Trotzdem gibt es für die Lizenzierung 19/20 eine Deadline.
Stocker: Wir werden uns auch da danach richten, was es für Möglichkeiten gibt.
90minuten.at: Die kommunizierten 6,2 Millionen Euro aber sind sicher?
Stocker: Da muss man aufpassen. Das ist das Einnahmenbudget. Da muss das negative Eigenkapital abgezogen werden, dann Kosten für das Stadion und Mieten, die andere Vereine gar nicht haben. Da bleiben fünf Millionen.
90minuten.at: Die sind auf Jahre sicher?
Stocker: Ja, aber die reichen nicht, um Bundesliga-tauglich und nachhaltig arbeiten zu können.
90minuten.at: Also sicher für 19/20, 20/21 und so weiter?
Stocker: So weit denke ich gar nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir oben mitspielen können, ist eben geringer.
Dann wäre der Profifußball in Frage zu stellen. Dann hat man noch immer die Situation, dass man ein Stadion für 15.000 Leute hat und vielleicht Klagenfurter Verhältnisse.
90minuten.at: Das Ziel wird nicht das obere Playoff sein? Die Konkurrenz hat deutlich mehr Budget.
Stocker: Jeder Verein wird sagen, dass er unter die ersten Sechs kommen will. Das ist ja logisch.
90minuten.at: Sie sagten: Man habe die Chance, die Versäumnisse der letzten 15 Jahre aufzuholen. Sie waren von 2003 bis 2008 selbst Präsident des FC Wacker, also in einem Drittel dieser Zeit. Haben Sie etwas versäumt?
Stocker: Ich habe damit kein Problem. Nachhaltig war meine Amtszeit auch nicht. Man konnte von heute auf morgen leben. Wir haben ein tolles Stadion, aber Trainingszentrum, Geschäftsstelle, die gesamte Professionalität, da müssen wir noch viel machen.
90minuten.at: Die Budgetentwicklung ist Sache des Vereins, Infrastrukturmaßnahmen wie ein Trainingszentrum muss man sich mit der Stadt ausmachen. Da gibt es einen grünen Bürgermeister und eine Koalition in der Stadtregierung. Macht das die Sache einfacher oder schwieriger?
Stocker: Das wird in Innsbruck immer mit Stadt und Land angesprochen. Ich denke, dass da die Bereitschaft zu Gesprächen über längerfristige Projekte extrem gestiegen ist.
90minuten.at: Es gibt zwei Trainingsplätze für 17 Teams zur Verfügung, ich kenne Gebietsligisten, die ein besseres Trainingsumfeld haben. Was ist da falsch gelaufen? War das allen wurscht, so lange es eine Bundesligamannschaft gab?
Stocker: Das ist ja das Problem. Man hat immer dahin gewurschtelt und gesagt, dass es eh (irgendwie) geht. Wir sind noch einmal angetreten, weil Wacker so keine Zukunft hat. Wir wollen das aufzeigen. Man muss schon erkennen, dass sich andere Vereine weiter entwickeln und bei Wacker ist es noch immer derselbe Zustand wie 2002.
90minuten.at: Im Endeffekt muss fast alles passieren, damit es nachhaltig besser wird. Beziehungsweise gingen bei einem etwaigen Abstieg die Lichter aus.
Stocker: Dann wäre der Profifußball in Frage zu stellen. Dann hat man noch immer die Situation, dass man ein Stadion für 15.000 Leute hat und vielleicht Klagenfurter Verhältnisse.
90minuten.at: Aber lag das an den handelnden Personen? Ist man woanders mit einem anderen Blick auf die Dinge am Werk?
Stocker: Ich bewundere sowie so alle anderen Klubs und möchte meine Hochachtung vor den anderen Vereinen ausdrücken. Hier steht nun einmal ein Stadion und es gibt eine Vergangenheit mit unglaublichen sportlichen Erfolgen. In den Köpfen träumt man immer davon. Es ist verankert. Vielleicht ist das Anspruchsdenken Tirol-spezifisch.
90minuten.at: Sportlich ist Wacker 2018, der Rest 2003?
Stocker: In der Infrastruktur sicher.
90minuten.at: Was lässt Sie dennoch optimistisch in die Zukunft blicken?
Stocker: Ganz nüchtern: Vor eineinhalb Jahren haben die Leute gesagt, man muss den Laden zusperren. Das hat sich komplett gedreht. Die Stimmung gegenüber dem Verein hat sich positiv entwickelt, darauf kann man aufbauen.