Goran Djuricin: "Ich kann nicht vorher sagen, dass wir unbedingt gewinnen müssen" (2)
Rapid rennt den eigenen Ansprüchen auch im Jahr 2018 hinterher. Ist es einfach nur die mangelnde Chancenverwertung oder steckt doch mehr dahinter? Wie geht Rapid-Trainer Goran Djuricin mit der wachsenden Unzufriedenheit der Rapid-Fans um? Und wann erwartet er sich eine Vertragsverlängerung? Fragen, die wir im 90minuten.at-Interview dem Coach gestellt haben.
90minuten.at: Anfang August haben Sie mir über ihre Vorstellung der Defensivtaktik gesagt: "Das sollte man in zwei, drei Monaten schaffen." Die drei Monate waren vorbei, da schlitterte Rapid zwischenzeitlich - zumindest - in eine Ergebniskrise. Warum?
Djuricin: Wie zu Fleiß (lacht). Ich habe gesagt, dass es besser wird und das war so. Wir hatten ja die Serie von 12 ungeschlagenen Partien. Die Mannschaft ist viel stabiler, wir waren sehr dominant, haben auch sehr viele Chancen herausgespielt. Wir hatten sehr viele Stangen- und Lattenschüsse. Wir konnten dann die Effizienz oder Qualität nicht immer in Siege umwandeln. Zuerst haben wir oft mit einem Tor Unterschied gewonnen, das kam dann zurück. Da waren wirklich nur die Ergebnisse schwach, die Leistung war gut. Ich kann ja niemanden bestrafen, wenn wir wie im Herbst gegen Altach eine sehr gute Leistung bringen und dann zwei katastrophale Tore bekommen. Oder gegen Salzburg, da waren wir zuhause richtig stark und verlieren 2:3.
Wir haben die Tore analysiert und wissen, dass sie nicht passieren dürfen. Da war auch der eine oder andere Glücksfall dabei.
90minuten.at: Salzburg hat aber auch Chancen vergeben. Glück/Pech gilt ja dann in beide Richtungen.
Djuricin: Das sehen Sie so. Wir haben die Tore analysiert und wissen, dass sie nicht passieren dürfen. Da war auch der eine oder andere Glücksfall dabei. Oder Altach: Zwei Elfer, da brauchen wir nicht drüber reden, wenn wir drei Mal alleine aufs Tor zu laufen, in Führung gehen...Da hat es zwei, drei Spiele gegeben, die man gewinnen muss. Es ist leider immer dasselbe Thema. Uns fehlt die Effizienz. Wir haben unsere Parameter für die Mannschaft: angekommen Pässe, Anzahl der Pässe, Aktionen, wie oft wir hinter die Abwehr kommen, wie viele Chancen wir haben und zulassen. Danach muss ich gehen. Wenn ich nur nach Ergebnissen gehe, hätte ich nach sechs Wochen gehen müssen.
90minuten.at: Seit dem 2:3 gegen Salzburg gab es nur Ligasiege gegen die zwei Abstiegskandidaten und den LASK. Selbst wenn alle Statistiken stimmen, spielt man den richtigen Fußball, wenn es vom Glück abhängt?
Djuricin: Die expected Goals (Anm.: Kennzahl, die für jedes Spiel errechnet wird und aussagt, welches Team nach qualitativen Chancen das Spiel hätte gewinnen müssen) sagen, dass wir außer gegen Salzburg immer die viel höhere Quote haben. Wir schießen einfach die Tore nicht. Man kann es nennen, wie man will: zu schwach, zu wenig Qualität, Pech. Es ist so, wie es ist. Ich kann es nicht ändern. Die Öffentlichkeit macht sich nur über das Ergebnis Gedanken. Ich gehe ins Detail.
90minuten.at: WAC-Präsident Riegler sagt ja beispielsweise, dass die Mannschaft, in dem Fall die der Wolfsberger, schuld wäre, aber im Endeffekt der Trainer gehen müsse.
Djuricin: Das sind die Mechanismen im heutigen Fußball, das ist uns allen bewusst und damit können wir leben.
90minuten.at: Im Sommer meinten Sie, dass Sie in der Offensive 50 Prozent vorgeben. Müssen Sie vielleicht mehr vorgeben, damit die Chancen auch zu Toren führen?
Djuricin: Wenn wir uns anschauen, dass wir zu vielen Chancen kommen, bin ich sehr zufrieden. Das Tor zu machen, dass das Netz wackelt, kann ich als Trainer nur schwer beeinflussen. Noch mehr Druck wäre jetzt schlecht. Ich muss schauen, dass ich es verbessere. Mir ist es auch zu wenig, ohne Abstand zum Vierten oder Fünften Dritter zu sein.
90minuten.at: Sie sind jetzt ein Jahr Rapid-Trainer. Die Parameter passen, die Arbeit ist gut?
Djuricin: Wenn wir mehr Tore erzielen würden, die dann zu Siegen führen, wären wir alle zufriedener.
90minuten.at: Es ist ja eigentlich schade in dieser Saison, weil der zweite Platz auch CL-Quali bedeutet.
Djuricin: Was glauben Sie, wie wir uns ärgern, dass wir hier nicht weiter vorne mitspielen. Aber man muss auch zurückblicken, und wissen, dass es vorher schon drei Trainerwechsel gab. Plötzlich haben wir um den Abstieg gespielt. Ruhe und Geduld sind besser, das zeigt der Verein auch. Jetzt sollten aber auch einmal zwei Siege hintereinander her.
90minuten.at: Zum Abschluss dieses Themenblocks, eine Ja/Nein-Antwort bitte: In der täglichen Arbeit läuft es gut, etwas fehlt, wie auch immer man es nennt, sonst ist man zufrieden?
Djuricin: Zufrieden ist das falsche Wort. Ich kann nicht zufrieden sein, wenn ich Dritter bin. Wir machen alles dafür, damit wir dorthin kommen, wo wir hin wollen. Es funktioniert halt nicht alles. Wir sind nicht zufrieden, haben andere Ansprüche.