Didi Kühbauer: "Man kann beim SKN früher in der Bundesliga Fuß fassen, als bei Rapid" (3)

Der SKN St. Pölten macht seit Wochen eine schwierige Phase durch. Trainer Dietmar Kühbauer nahm sich Zeit und spricht im Interview über die Situation bei den Niederösterreichern, wie viele Systeme gut sind und was er erreichen will.

90minuten.at: Zur Zwölferliga. Muss man sich auf dieses Format anders vorbereiten als auf die Zehnerliga?

Kühbauer: Nein, wir bereiten uns gleich vor. Es wird kein Spieler damit Probleme haben, wenn er vier Spiele weniger hat.

 

90minuten.at: Wie stehen Sie generell zur Zwölferliga?

Kühbauer: Es ist eine neue Geschichte, man wird sehen, was die Zukunft bringt.

 

90minuten.at: Weil Sie schon sehr lange dabei sind: Wird man eher aufstocken oder zur Zehnerliga zurück gehen?

Kühbauer: Das kann ich nicht beantworten. Wir werden jetzt mal schauen, was sich mit der Zwölferliga tut und dann werden die Experten sagen, was gut ist. Zuerst müssen wir es einmal spielen und ich freue mich.

 

90minuten.at: Die Admira ist eher kleinstrukturiert, beim WAC regelt Boss Riegler alles, die Strukturen beim SKN nannte Oliver Lederer „interessant“. Wie ist es in einem Klub zu arbeiten mit großer Geschäftsstelle?

Kühbauer: Ich war als Profi auch bei größeren Klubs und das macht mir nicht viel aus. Es wird mir hier vielleicht vereinfacht. Ich bin aber Trainer einer Mannschaft, die muss ich gut trainieren, damit wir Erfolg haben. Dahinter steckt aber auch ein ganzer operativer Apparat innerhalb der Geschäftsstelle, der genauso wie wir auf dem Platz als Einheit funktionieren und seine Aufgaben im engen Austausch mit uns erfüllen muss. Und das ist der Fall.

 

90minuten.at: Einen Sportdirektor gibt es in der Form wie bei beispielsweise Rapid nicht. Macht es das für Sie schwierig?

Kühbauer: Ich habe da kein Problem, das war bei der Admira und dem WAC nicht anders. Marcel Ketelaer ist Sportkoordinator, man spricht sich ab, man geht den Weg gemeinsam.

Man kann, glaube ich, über die Akademie und den darauffolgenden Schritt zum SKN früher in der Bundesliga Fuß fassen, als wenn man zu beispielsweise Rapid geht.

Beim SKN soll es laut Kühbauer eben einfacher sein

90minuten.at: Ist der Kader schon komplett?

Kühbauer: Wir entscheiden gemeinsam über die Spieler, von denen wir glauben, dass wir sie brauchen. Uns fehlt noch wer auf der Außenbahn. Sonst sind wir ganz gut aufgestellt.

 

90minuten.at: Gibt's da niemanden im Nachwuchs? Das ist beim SKN ja nicht so gut geregelt.

Kühbauer: Ich würde es mir wünschen, wenn die Zusammenarbeit mit der Akademie in Zukunft enger wird, damit man Zugriff auf die Spieler dort hat. Man kann, glaube ich, über die Akademie und den darauffolgenden Schritt zum SKN früher in der Bundesliga Fuß fassen, als wenn man zu beispielsweise Rapid geht. Da wäre es wichtig, da besser zusammen zu arbeiten.

 

90minuten.at: Das ist in St. Pölten schon länger ein Thema.

Kühbauer: Mir ist das wichtig, weil wenn man hier Toptalente oder talentierte Spieler hat, kann man sie in einer St. Pöltner Mannschaft besser aufbauen als bei einem größeren Klub. Aber die Spieler peilen öfters einen größeren Klub an und schaffen es dann seltener. Von mir hätten sie die Unterstützung, wenn sie das Talent und den entsprechenden Willen haben.

 

90minuten.at: Sie waren zuletzt beim ORF als Experte. Warum sind Sie zu einem Klub gegangen, der in jeder anderen Saison abgestiegen wäre?

Kühbauer: Es gab die Möglichkeit über die Relegation in der Bundesliga zu bleiben. Man darf nicht von Anfang an die großen Ansprüche stellen und sagen: Ich trainiere nur Rapid oder Salzburg. Ich will zeigen, dass man über einen kleinen Klub, der gut aufgestellt ist, ins Geschäft zurück kommen kann. Das ist eine schöne Aufgabe. Jeder Trainer will zu einem großen Klub, aber jetzt wollen wir als Team hier beim SKN eine gute Saison spielen.

 

90minuten.at: Würden Sie auch einen ambitionierten Zweit- oder Drittligisten übernehmen?

Kühbauer: Ich bin für alles offen, kann aber nicht sagen, was in fünf Jahren ist. Mir hat der Job beim ORF sehr gefallen, es hat mich auch als Mensch weiter gebracht, weil ich die andere Seite kennen lernen konnte. Das war ganz gut. Umgekehrt bin ich auch sehr gerne Trainer. Ich sträube mich auch nicht dagegen, einen kleinen Klub zu übernehmen, wenn er gut aufgestellt ist und man etwas bewegen kann. Ich will eine gute Basis.

 

90minuten.at: Das Trainergeschäft ist überhaupt im Wandel. Sie sind verdienter Nationalspieler, in der Ausbildung soll aber auch Trainererfahrung derer mehr gewürdigt werden, die das nicht waren. Wie stehen Sie zu der Diskussion?

Kühbauer: Man wird darüber immer diskutieren. Der eine war kein Fußballer und hat Erfolg, der andere war es und hat ihn auch. Es ist ein Kommen und Gehen. Manche schaffen es als Trainer, manche nicht. Wenn man keinen Erfolg hat, ist man automatisch schlecht, egal ob man Nationalspieler war oder nicht.

 

90minuten.at: Werner Grabherr meinte neulich bei 90minuten.at: „Es ist ja nicht vorhersagbar, wo wir in zehn Jahren stehen. Vielleicht sind dann schon fünf Cheftrainer nötig, um überhaupt alle Bereiche abdecken zu können.“

Kühbauer: Wer soll das bei kleinen Klubs bezahlen? Ich bin schon auch der Meinung, dass man alles abdecken muss, keine Frage. Jeder will mehr Spartentrainer. Aber es ist schon auch eine Geldfrage, wir sind in Österreich. Da ist das Geld nicht vorhanden. Wenn der Cheftrainer dann keinen Erfolg hat, muss der Klub so viele entlassen. Das ist im Endeffekt auch nicht zielführend.

 

>>> Nächste Seite: Marseille versus Sevilla um Salzburgs Duje Caleta-Car