Marco Friedl: "Bei Konkurrenten wie Bernat und Alaba stellt man in meinem Alter keine Ansprüche" (2)

Der Tiroler Marco Friedl gilt als eines der größten österreichischen Talente. Mit seinen erst 19 Jahren hat er nun den (leihweisen) Sprung vom FC Bayern zu Werder Bremen gewagt um sich in der deutschen Bundesliga zu etablieren. Im 90minuten.at-Interview spricht Friedl über die Unterschiede zwischen München und Bremen, das bayerische Selbstbewusstsein und die Vergleiche mit Kumpel David Alaba.

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90minuten.at: Hat es für Sie auch eine Rolle gespielt, dass sich schon einige Österreicher in Bremen in der Bundesliga etablieren konnten?
Friedl: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich daran nicht gedacht habe aber der entscheidende Grund für den Wechsel war das sicher nicht. Ich kannte Zladdi (Zlatko Junuzovic, Anm.) und Flo Kainz bereits vorher und habe mich natürlich auch bei ihnen erkundigt wie es bei Werder so läuft. Unterbewusst kann es durchaus mitentscheidend gewesen sein, dass ich hier schon Spieler kannte. Auch in der Vergangenheit war Bremen für Österreicher eigentlich immer ein gutes Pflaster. Aber nur weil es bei anderen gut geklappt hat, ist das keine Garantie, dass es bei mir auch so läuft.

 

90minuten.at: Damit es auch bei Ihnen bei Werder gut läuft, welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?
Friedl: Das Wichtigste ist, dass wir als Team den Klassenerhalt so schnell wie möglich sichern und mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Erst dann denke ich über meine persönlichen Ziele nach. Natürlich will ich mich zunächst einmal richtig in Bremen einleben. Wie schon gesagt, für mich gilt es jetzt mich auf Bundesliga-Niveau konstant zu beweisen. Das geht nur, wenn ich hart an mir arbeite und mich weiterentwickle.

 

90minuten.at: Mit Ludwig Augustinsson haben Sie auf der linken Abwehrseite einen starken Konkurrenten.
Friedl: Das stimmt, aber das wusste ich natürlich schon als ich mich für den Wechsel zu Werder entschieden habe. Ich werde in jedem Training alles geben und mich dem Trainer aufdrängen. Wenn ich mich reinhaue und mein Potenzial abrufe, dann werde ich auch meine Chancen bekommen. Aber: Ich bin neu beim Klub und schon alleine deshalb bin ich der Herausforderer.

 

90minuten.at: Im Herbst bei den Bayern spielten Sie noch zehn Mal im Regionalliga-Team, waren aber Teil des Profikaders. Hat Sie dieses Hin und Her nicht gestört?
Friedl: Nein. Ich bin noch ein sehr junger Spieler. Für mich zählen vor allem Einsatzzeiten um meine Erfahrungen zu machen.

 

Ich bin Jupp Heynckes sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat mich auf diesem Niveau zu messen.

Friedl über Heynckes

90minuten.at: Beim Champions-League-Match in Anderlecht feierten Sie dann Ihr Startelfdebüt für den FC Bayern. Haben Sie damit gerechnet?
Friedl: Rechnen kann man damit nicht. Gehofft habe ich natürlich, dass ich meinen Einsatz bekomme. Als ich dann erfahren habe, dass ich in der ersten Elf stehe, war das schon eine Auszeichnung für mich. Dafür bin ich Jupp Heynckes auch sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat mich auf diesem Niveau zu messen.

 

90minuten.at: Trotzdem, als mit Juan Bernat und David Alaba beide Konkurrenten links hinten verletzt ausfielen spielte der gelernte Rechtsverteidiger Rafinha auf Ihrer Seite. Hätten Sie sich hier mehr Vertrauen gewünscht?
Friedl: Nein, ich hatte vom Trainerteam, den Mitspielern und auch den Verantwortlichen vollstes Vertrauen. Ich habe mich wahnsinnig über die Einsätze gefreut die ich absolvieren durfte. Jetzt geht es aber darum, den nächsten Schritt zu machen. Und eines ist ganz klar: Bei Konkurrenten wie Bernat und Alaba stellt man in meinem Alter keine Ansprüche.

 

90minuten.at: Stichwort Alaba: Bei Ihnen kommt unweigerlich immer der „Alaba-Vergleich“. Hand aufs Herz, nervt es Sie schon?
Friedl: Nerven würde ich nicht sagen. Ich habe schon oft betont, dass ich David sehr viel zu verdanken habe und natürlich ist er aufgrund seiner Erfolge und seiner Persönlichkeit ein Vorbild. Trotzdem sind wir, obwohl wir auf der gleichen Position spielen, zwei ganz unterschiedliche Kicker. Ein Vergleich mit ihm ehrt mich zwar, groß beschäftigen tu ich mich deshalb aber damit auch nicht.

 

90minuten.at: Jetzt haben Sie und David Alaba eine weitere Gemeinsamkeit.
Friedl: Stimmt, weil David damals auch einmal ausgeliehen war. Aber nicht nach Bremen sondern nach Hoffenheim.

 

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