Wenn ein Wirtschaftsmedium über Fußballbilanzen berichtet
Dass es für Nicht-Wirtschaftsmedien nicht einfach ist, Bilanzzahlen richtig zu interpretieren, kann man vielleicht noch irgendwie verstehen. Vor allem im Boulevard werden Umsatz, Gewinn und Eigenkapital in einen Topf geworfen und schön durcheinandergemisc
Der Reihe nach: FORMAT hat am Dienstag, also einen Tag nach der Veröffentlichung der Zahlen durch den KSV 1870 und hier auf 90minuten.at ebenfalls einen Artikel über die Bilanzzahlen der österreichischen Klubs gebracht (siehe Bilanzen der Fußballklubs: Die Guten und die Bösen)
Gleich im ersten Satz des Hauptartikels begehen die Autoren auch gleich den ersten Fehler:
Bild1
Bei den Bilanzen handelt es sich, wie man weiter unten im Artikel (siehe Bild 2) auch lesen kann um jene des Geschäftsjahres 2011/12 (Bilanzstichtag ist in allen Fällen der 30. Juni – einzige Ausnahme sind die Stadion Errichtungs- und Betriebsgesellschaften der SV Ried). Von einem Minus aus der ersten Halbzeit der Bundesliga kann also keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Durch den Europa League Einzug von Rapid wird der Klub dieses Jahr deutlich besser abschneiden.
Bild2
Zum Schluss haben sich die beiden Autoren jedoch den inhaltlichen Höhepunkt (siehe Bild 3) aufgehoben: Nicht nur, dass zum wiederholten Mal das erste Halbjahr erwähnt wird (siehe Problematik weiter oben). Auch die Feststellung, dass man durch das negative Eigenkapital von einer positiven Bilanz entfernt ist, muss man hinterfragen, denn an sich ist der Begriff „positive Bilanz" kein Fachbegriff der Wirtschaftsprüfer, sondern wird vielmehr im Volksmund verwendet, wenn ein positives Jahresergebnis erzielt wird, was jedoch mit dem Wert des Eigenkapitals prinzipiell nichts zu tun hat.
Bild3
Auch ist die einfache Gegenüberstellung von Forderungen und Verbindlichkeiten relativ wertlos, wenn man nicht weiß, wann welche Forderungen bzw. Verbindlichkeiten fällig werden. So hat beispielsweise die Austria Verbindlichkeiten in der Höhe von 11 Mio. Euro. Das klingt viel – liegt aber daran, dass die millionenschweren Investitionen in die Infrastruktur über viele Jahre hinweg bedient werden. Einfach gesagt: Diese 11 Mio. Euro sind nicht im Jahr 2013 fällig sondern werden über 20 oder mehr Jahre bedient.
Bundesliga-Finanzreport tipp3-Bundesliga: Rapid ‚erwitschaftet' Minus von 3,3 Mio. Euro