Helmut Mitter: "Wir sind zur Gänze gegen Stadionverbote. Sie verfehlen ihren Zweck"
Helmut Mitter, Vertreter von Rechtshilfe Rapid, spricht im ballesterer-Interview über die Problematik von Stadionverboten und den Umgang damit in Österreich.
Das ist ein schwieriges Thema bei Rapid, keine Frage. Das sind Dinge, die sich über Jahre hinweg verfestigt haben. Da kannst du sagen, das darf es in der heutigen Gesellschaft nicht geben, aber das ist ganz schwer rauszukriegen. Aber auch da helfen keine Sanktionen von außen, das löst nur Trotzreaktionen aus.
Helmut Mitter im ballesterer-Interview ...
... auf die Frage, was es bedeutet, wenn jemand ein Stadionverbot bekommt: "Für viele Fans, die das betrifft, ist ein langes Stadionverbot belastender als die juristische Strafe. Beim Ruf nach Stadionverboten wird gern vergessen, dass die Person eh schon eine Strafe durch ein ordentliches Gericht erfährt. Das Stadionverbot ist eine Zusatzstrafe. Damit sollte man nicht leichtfertig umgehen. Aber unsere Position ist nicht "Das ist ja eh gut, man muss nur dies und jenes verbessern." Wir sind zur Gänze gegen Stadionverbote. Sie verfehlen ihren Zweck."
... über die Wirkung von Stadionverboten: "Die Bundesliga sagt: präventiv zu wirken und zu belehren. Ihr geht es um den Bewerb, und da sind störende Fans fernzuhalten. Nach dem Prinzip: Was man nicht sieht, ist nicht da. Aber wenn einer vorm Stadion steht, ist er natürlich trotzdem da, das ist schließlich sein soziales Umfeld. Ich glaube nicht, dass durch Stadionverbote weniger delinquentes Verhalten gesetzt wird. Sie führen auch nicht dazu, dass Leute sagen: "Danke, dass ich etwas gelernt habe." Es gibt ja keine begleitenden Maßnahmen. Leute werden ausgesperrt, aber was dann mit ihnen passiert, ist egal."
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... auf die Frage, ob der Selbstreinigungsprozess in der Kurve nicht dasselbe wäre wie ein verhängtes Stadionverbot: "Wenn einer sich komplett so verhält, dass es außerhalb unseres Rahmens ist, schon. Ein gutes Beispiel ist das Thema Rechtsextremismus, das war früher einmal ein großes Thema bei Rapid. Der "Block West" versteht sich aber als unpolitische Kurve und duldet es nicht, wenn Leute den Klub als Bühne nutzen wollen, um zu agitieren. Wer das nicht akzeptiert, hat in der Szene keinen Platz."
... über den sozialarbeiterischen Anspruch des Block West: "Ich würde auch sagen, dass Sozialarbeit von außen so gut wie gar nicht funktioniert, das geht viel besser von innen. Es gibt viele Leute, die sich von Autoritäten nicht gerne etwas sagen lassen. Das gehört zur Jugendkultur, dass man ein bisschen mit dem Kopf durch die Wand will. Aber wenn wir sagen "Was du machst, ist total falsch", dann nimmt der das ganz anders auf. Deswegen muss jedem Verein etwas daran liegen, dass es eine funktionierende Fanszene und einen Selbstreinigungsprozess gibt."
... über Homophobie in der Kurve: "Das ist ein schwieriges Thema bei Rapid, keine Frage. Das sind Dinge, die sich über Jahre hinweg verfestigt haben. Da kannst du sagen, das darf es in der heutigen Gesellschaft nicht geben, aber das ist ganz schwer rauszukriegen. Aber auch da helfen keine Sanktionen von außen, das löst nur Trotzreaktionen aus."
Hinweis: Das gesamte Interview gibt es auf derstandard.at zu lesen!