Johann Gartner: "… weg von der Wissenschaft und zurück zum Fußball"
Niederösterreichs Fußballpräsident Johann Gartner erklärt, warum er gegen den Verbleib von Willi Ruttensteiner gestimmt hat und leakt ein paar Inhalte der Analyse des Ex-Sportdirektors. Zudem offenbart er, warum der österreichische Fußball im 20. Jahrhundert angekommen ist.
Von Michael Fiala
8:5 soll die Wahl zum Sportdirektor für Peter Schöttel und gegen Willi Ruttensteiner ausgegangen sein. So wurde es zumindest kolpotiert. Einer der Landespräsidenten hat sich jetzt deklariert – und zwar Niederösterreichs Präsident Johann Gartner.
Gruppenbildung und Alaba-Rolle
Im Interview mit der Kronen Zeitung sagt Gartner über die Analyse von Willi Ruttensteiner, die der damalige Sportdirektor gehalten hat: "Die vom Samstag (Anm.: Analyse von Ruttensteiner am Samstag vor dem Präsidium) war in Ordnung - jene nach der EURO nicht. Da hatte er nicht die wirklichen Themen angesprochen. Von der Gruppenbildung im Team, oder der Tatsache, dass sich Alaba mit der von Koller gewünschten Rolle auf dem Platz nicht anfreunden wollte, erfuhren wir erst jetzt.“
"Weg von der Wissenschaft"
Ob Gartner daher gegen Ruttensteiner gestimmt habe? „Ja, weil es in keiner großen Firma geht, dass so essenzielle Dinge liegen bleiben. Ruttensteiner hatte sich bei seiner Wiederbestellung ein Riesengehalt rausgeschlagen, da durfte er sich einfach keine Fehler leisten“, so der Landespräsident, der dann einen bemerkenswerten Satz sagt: „Wir wollten bei seinem Amt weg von der Wissenschaft und zurück zum Fußball.“
"Beppo Mauhart hätte sich nicht so viel gefallen lassen"
Dass die Kompetenz der Landespräsidenten in den vergangenen Tagen oftmals in Frage gestellt wurde, stört Gartner nicht: „Wir zählen zu den Eigentümern des ÖFB und müssen daher Entscheidungen treffen. Auch in einem Chemiekonzern arbeiten nicht nur Chemiker.“ Die Position von Leo Windtner sieht Gartner jedenfalls beschädigt: „Sagen wir es so: Beppo Mauhart hätte sich von seinen Gremien nicht so viel gefallen lassen wie Leo Windtner. Ein Schiff kann nur einen Kapitän haben.“
Landespräsidenten wollen Fußball des 20. Jahrhunderts
Bemerkenswert ist das Interview mit Gartner in der Kronen Zeitung auch aus einem anderen Blickwinkel. Zu Beginn des Interviews sagt Gartner auf die Frage, warum die Trennung von Koller bereits vor den letzten beiden Spielen verkündet wurde: "Weil sich einige Landespräsidenten in den Mittelpunkt stellen wollten und damit voreilig rausrückten. Ausgemacht war, dass nur Leo Windner spricht, aber es gab Wichtigtuer, für die es besser wäre, manchmal den Mund zu halten", sagt ein Landespräsident, der sich jetzt im Krone-Interview in den Mittelpunkt stellt.
Fazit: Ein Landespräsident leakt Teile des Ruttensteiner-Berichts und regt sich gleichzeitig darüber auf, dass sich Landespräsidenten in den Mittelpunkt stellen. Ruttensteiner wurde gefeuert, weil er zu wissenschaftlich war. Die Landespräsidenten hat es vermutlich gestört, dass sie den Fußball des 21. Jahrhunderts nicht mehr verstehen und haben sich jetzt für einen Vereinfachung entschieden, also für den Fußball des 20. Jahrhunderts, als ein Großteil der Landespräsidenten groß geworden ist.