Debakel, bloßgestellt, der alte ÖFB: So reagieren Österreichs Medien

"Zurück in der Vergangenheit!", "selbst bloßstellt", "Planlos. Visionslos. Konzeptlos." - die heimische Presse geht mit der Bestellung von Peter Schöttel hart ins Gericht. Das Hauptziel sind Präsident Leo Windtner und der ÖFB selbst. Eine Presseschau

Peter Altmann (Laola1.at) geht  mit dem ÖFB hart ins Gericht:

"Planlos. Visionslos. Konzeptlos. Mit selbst in Frage gestellter Kompetenz. Was für ein Fiasko! Dann kam dieses Kommunikations-Debakel – und als nichts anderes kann man die Pressekonferenz, auf der Peter Schöttel präsentiert wurde, bezeichnen. Wenn man offenbar nicht so wirklich einen Plan hat, sollte man sich zumindest nicht dabei erwischen lassen – und es ist wirklich nicht der Job eines Journalisten, diese PR-Nachhilfe zu erteilen. Fest steht: Der ÖFB muss sich dringend Gedanken darüber machen, wie zeitgemäß seine Strukturen sind. Aber gut, hier ist bis zum Beweis des Gegenteils wohl der Wunsch der Vater des Gedanken."

12termann.at titelt: "Zurück in die Vergangenheit":

"Der neue alte ÖFB - Traurige Gewissheit ist, dass die ehemals gekränkten und sich hintergangen gefühlten Landespräsidenten wieder die Macht an sich gerissen haben und ihren Willen deutlich gemacht haben, alles auf den Kopf zu stellen und den „österreichischen Weg“ zu forcieren. Die Installation von Peter Schöttel als neuer Sportdirektor ist der erste Schritt in diese Richtung. Und wieder einmal ist der österreichische Fußball bei diesen Machtspielchen der Verlierer. Doch so einfach werden Fans und Medien den handelnden Personen ihre Spielchen nicht mehr machen. Der Widerstand wird immer größer und die Rufe nach einer nachhaltigen Strukturreform im ÖFB immer lauter."

Bernhard Hanisch vom Kurier sieht Leo Windtner in einer Abhängigkeit und nimmt Peter Schöttel in Schutz:

"Ob er will, oder nicht, Windtner befindet sich im Dilemma der Abhängigkeit, verkündet den "Neustart" auf gemeinsamer Basis. Einer, der für Peter Schöttel ein Bumerang werden könnte. Die Zeit habe ihm gefehlt, ein detailliertes Konzept vorzulegen, gibt er zu. Verständlich. Aber wie es trotz des Fehlens dieses wichtigen Bewertungskriteriums zu seiner eilig durchgeführten Bestellung kommen konnte? Schöttel bleibt im Moment nichts anderes übrig, als auf seine reichhaltige Erfahrung zu pochen, der Präsident sagt einfach, man traue ihm zu, "den Fußball wieder nach vorne zu bringen". Ohne Schöttels Qualitäten in irgendeiner Weise in Abrede zu stellen, man wird sich daran erinnern, sollte es in Zukunft nicht rund laufen im österreichischen Nationalteam."

Michael Lorber von der Kleinen Zeitung meint, der ÖFB stelle sich selbst bloß, weil die Sache schon ausgemacht gewesen sein soll:

"Eine weitere ÖFB-Präsidiumssitzung ist also geschlagen. "Ohne Emotion und sachlich", wie Präsident Leo Windtner mit Stolz verkündet hat. Aber es hat auch keinen Grund dazu gegeben, weil in dieser Sitzung rein gar nichts entschieden wurde. Trotz der Hearings des nunmehrigen Ex-ÖFB-Sportdirektors Willi Ruttensteiner und seines Nachfolgers Peter Schöttel standen die Gewichtungen schon lange zuvor fest."

Gerhard Öhlinger von den Salzburger Nachrichten sagt, Schöttel habe es nun sehr schwer:

"Schöttel könnte sich freilich gleich mit seiner ersten Amtshandlung bei den Kritikern freispielen, wenn er demnächst einen anderen als den erwarteten "Haberer" Andreas Herzog als Teamchef präsentiert. Andererseits spricht auch nichts gegen eine harmonische Beziehung zwischen den Führungskräften. Das Triumvirat Windtner-Ruttensteiner-Koller hat es vorgezeigt: Wenn die Erfolge da sind, fragt niemand, ob sich die Chefs lieb haben oder nicht."

Tom Schaffer von ballverliebt.eu plädiert dafür, die Struktur unabhängig vom Erfolg zu machen:

"Peter Schöttel zu attackieren wäre aber vorerst das falsche Ventil. Er kann es trotzdem gut machen. Hoffen wir es und messen ihn an seiner Arbeit. Die Farce der letzten Wochen zeigt: Das ÖFB-Präsidium muss strukturell und permanent entmachtet werden. Ständiger Erfolg darf nicht die Voraussetzung für professionelle Arbeit sein."

 

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