Peter Pacult: "Medien-Coach habe ich strikt abgelehnt"
Der Cheftrainer von Austria Klagenfurt war zu Gast bei der Sky-Sendung "RIESENrad" und sprach über seine Karriere.
Ich habe einen klaren Plan und einen klaren Stil, wie ich Fußball spielen möchte. Da gehört gutes Verteidigen als Basis einfach dazu
Andreas Heraf (Trainer SC Austria Lustenau):
…über das Spiel gegen Rapid: „Vor dem Spiel war es eigentlich relativ ruhig. Man hat mich viel auf meine Rapid Vergangenheit angesprochen die natürlich etwas ganz Besonderes für mich ist. Vom Spiel her war ich sehr entspannt vor dem Spiel, weil ich die beiden Spiele gegen Red Bull Salzburg und Rapid als Bonusspiele gesehen habe, bei denen ich noch etwas ausprobieren und Spieler testen konnte. Für mich geht ab nächster Woche mit dem Spiel gegen Blau Weiß Linz dieser richtige Abstiegskampf los. Umso schöner war es dann natürlich, hier heute etwas zu holen. Es wurde dann noch ein bisschen emotionaler, weil wir lange Zeit geführt haben und ich dann gerne diesen Dreier nach Hause gebracht hätte. Schlussendlich bin ich schon wieder etwas runtergekommen und kann mit dem einen Punkt gut leben, weil es schon etwas Besonderes ist, als Tabellenletzter bei Rapid einen Punkt zu holen.“
…über den Elfmeter für Rapid: „Der Ball geht fast an die Schulter und das ist kein Handspiel. Es war auch keine Verbreiterung des Körpers. Wir brauchen nicht diskutieren. Ich kann es leider nicht ändern. Für mich ist es ganz klar kein Elfmeter. Es ist so hinzunehmen, aber schade. Es ist wirklich ganz traurig. Das Schlimme für uns ist natürlich, dass wir mit Pius Grabher einen wichtigen Spieler für uns im nächsten Spiel nicht zur Verfügung haben. Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Mit einer Fehlentscheidung zweimal bestraft zu werden ist schon bitter.“
…über die Punkteteilung: „In diesem Jahr ist es natürlich ein riesengroßer Vorteil für uns. Ohne diesen Vorteil würde es verdammt schwer werden. Uns spielt es extrem in die Karten. Generell habe ich die Meinung dazu, dass es schon ein wenig unfair ist, weil man die Punkte, die man sich erwirtschaftet hat, dann halbieren muss. Für die Zuseher macht es das ganze natürlich extrem spannend. Von dieser Warte finde ich es auch gut. Diesmal profitieren wir vielleicht davon, ein anderes Mal vielleicht eine andere Mannschaft. Ich habe gegen die Punkteteilung nichts, weil es Spannung garantiert. In diesem Jahr darf ich hoffentlich sogar davon profitieren. Eigentlich ist es so, dass durch diese Punkteteilung in der Qualifikationsgruppe alle sechs Mannschaften im Abstiegskampf sind, wenn es ganz blöd läuft. Entwicklung oder etwas auszuprobieren ist kein Thema mehr.“
…über den Abstiegskampf: „Für uns war es so, dass wir bisher von den Systemen wenig probieren konnten, weil die Zeit zu wenig war. Somit habe ich diese zwei Spiele gerne mitgenommen. Man sieht ganz einfach, mit welchen Spielern ich diesen Abstiegskampf annehmen kann. Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich mit der ganzen Truppe zufrieden bin und alle bereit sind, das anzunehmen. Was mir manchmal nicht gefällt ist die Tatsache, dass ich am Spieltag oder einen Tag davor fünf oder sechs Spieler auf die Tribüne verbannen muss. Das ist für mich als Trainer eine katastrophale Situation, weil ich diesen Menschen damit wehtue und sie nicht dabei sein können. Mir bleibt aber nichts anderes übrig, das gibt die Regel vor. Ich muss der Mannschaft in der Woche sagen, dass es um alles geht. Es ist wirklich Abstiegskampf pur. Es geht um Existenzen im Verein, auch für die einzelnen Spieler und die Angestellten. Es kann nicht sein, dass der ein oder andere Spieler beleidigt ist, wenn er nicht dabei ist. Enttäuscht wäre jeder, wenn er nicht spielt, aber wir werden nicht weiterkommen, wenn die Spieler beleidigt sind. Da muss ich die Jungs in die Pflicht nehmen, dass jeder sich hintenanstellen muss. Es geht nicht mehr um persönliche Eitelkeiten, es geht nur noch um den Verein. Ich bin guter Dinge, dass die Jungs das auch annehmen werden.“
…über den Skandal des SK Rapid nach dem Wiener Derby: „Was ich sagen kann, ist, dass die Dinge, die vorgefallen sind, ganz klar nicht in Ordnung waren. Das weiß mittlerweile jeder. Was ich aber gut und richtig finde ist, dass sich alle Beteiligten, die da in der Euphorie ihren Teil dazu beigetragen und diesen Fehler begangen haben, in aller Form und korrekt entschuldigt haben. Auch wenn es nicht in Ordnung war, was da passiert ist, denke ich, dass irgendwann auch Schluss sein muss. Man muss diese Entschuldigungen auch annehmen und den Leuten glauben, dass sie es auch ernst nehmen. Wenn es natürlich noch einmal vorkommt, werden die Leute sowieso Konsequenzen davontragen müssen, aber jetzt sollte irgendwann einmal Schluss sein. Wir haben auf dieser Welt ganz viele Probleme und viele Herde, wo Dinge nicht gut laufen. Natürlich ist es auch ein Thema, das in dieser Weltgeschichte einen großen Anteil hat, aber irgendwann muss auch Schluss sein. Man muss auch diese Entschuldigungen einmal akzeptieren.“
…über die Anforderungen an seine Mannschaft: „Fußball sehe ich im Profisport als absoluten Leistungssport. Leistungssport verlangt Leistung und Performance. Ich fordere von meinen Spielern, dass sie für ihren Job das Bestmögliche abliefern. Das heißt nicht, dass sie immer gut spielen müssen. Sie müssen aber an jedem Tag ihr Bestes geben. Das erwarte ich. Das ist das einzige, das ich verlange und ich denke, dass ich das auch verlangen darf. Jeder weiß Bescheid, was er zu tun hat und wir kommen gut miteinander aus.“
…über seinen Spielstil: „Ich habe einen klaren Plan und einen klaren Stil, wie ich Fußball spielen möchte. Da gehört gutes Verteidigen als Basis einfach dazu. Ich habe den Jungs schnell klar gemacht, dass es ohne dem nicht gehen wird. Warum dürfen wir uns nicht feiern, wenn wir gut verteidigen. Man darf ja nicht vergessen, dass es nicht nur reicht, den Bus zu parken. Da steckt viel Arbeit dahinter. Ich habe mich mit meinen Nationalmannschaften für fünf Welt- und Europameisterschaften qualifiziert. Das geht nicht, wenn man nur verteidigt. Wenn du aber da unten drinnen steckst, ist für mich die oberste Prämisse gut zu verteidigen und wenige Gegentore zu bekommen.“
…über seine Entscheidung, Lustenau zu übernehmen und seine Neuzugänge: „Ich habe gesagt, ja ich möchte es machen, weil es ganz einfach spannend war. Du siehst, dass nichts zusammenläuft. In den Gesprächen habe ich aber schnell gemerkt, dass die Verantwortlichen gesagt haben, dass sie Fehler gemacht haben. Diese Einsicht war mir ganz wichtig. Es hätte ja auch sein können, dass sie sagen, dass eh alles gut ist. Man hat selbst gesagt, dass Dinge passiert sind, die nicht toll gelaufen sind. Das muss man sich eingestehen können und das hat der Verein wirklich auch gemacht. Somit haben wir die ein oder andere Personalie gehabt, die den Verein verlassen hat. Man hat mir auch die Möglichkeit gegeben, den ein oder anderen Spieler dazuzuholen, was auch wichtig war. Es ist nicht so, dass wir das große Geld hatten und Topverpflichtungen geholt haben, um die sich die Vereine gerissen haben. Es sind aber gute Spieler, von denen ich weiß, dass sie die Geschichte in Ried schon einmal mitgemacht haben. Ich habe dann auch noch zwei Spieler von Türkgücü geholt, mit denen ich auch sehr gut gearbeitet habe. Wir haben fünf Spieler geholt, die wissen, was ich möchte. Ich weiß, was sie können. Sie sind alle menschlich so schwer in Ordnung, sodass ich weiß, dass sie in dieser Truppe gut Fuß fassen und uns weiterhelfen werden. Somit sind wir jetzt auf einen Niveau, mit dem wir wirklich in die letzten elf Spiele gehen können. Am Anfang war es fast unmöglich, mittlerweile sehe ich es als schwierig, aber trotzdem möglich.“