Jürgen Werner: "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg"
Foto © GEPA

Jürgen Werner: "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg"

Der Sportvorstand der Wiener Austria war zu Gast bei der Sky-Sendung "Talk & Tore" und sprach die aktuelle Situation und über die Finanzen sowie die Lizenz

Wir kämpfen halt oft mit stumpfen Waffen am Markt. Aber wie schon gesagt wurde, die Sanierung wird nicht über den Verkauf von jungen Spielern stattfinden, das muss sich einfach hochhangeln

Werner über die Sanierung der Austria?

Jürgen Werner (Sportvorstand Wiener Austria):
…über die Derby-Niederlage: „Wenn man das Ergebnis sieht, war der heutige Abend natürlich sehr unangenehm. Ich habe aber zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. In der ersten Halbzeit haben wir uns die Schneid abkaufen lassen. Rapid war für ein Derby bereit, wir nicht. Wir hätten aber dann, so blöd das auch klingt, mit einem Schuss von Fitz den Anschluss finden können. Wenn wir eine der beiden Großchancen um die 50 Minute verwertet hätten, glaube ich, dass es nochmal interessant geworden wäre.“

…darüber, wieso die Mannschaft scheinbar nicht bereit gewesen ist für die erste Halbzeit: „Das hat sicher mit den Nerven zu tun. Wir haben uns sehr gut vorbereitet auf das Derby, haben alles sehr gut durchbesprochen, aber dann leider nicht auf das Feld bekommen. Wir haben erst nach dem 2:0 angefangen, Fußball zu spielen. Da war schon fast alles zu spät.“

…auf die Frage, ob es diesmal einfach zu viele Ausfälle waren: „Die Rote Karte letzte Woche war ein bisschen selbst Sabotage. Wir mussten halt drei Positionen umstellen. Aber es ist keine Entschuldigung dafür, dass man paralysiert in die erste Halbzeit geht. Wir haben keine Zuordnung gehabt und keinen Anfang gefunden. Erst nach dem 2:0 kamen die Kontrolle und die Chancen, da war aber schon Hopfen und Malz verloren.“

…auf die Frage, ob es das mit der Meistergruppe für die Austria gewesen ist: „Wir wollen natürlich versuchen, Leute zu überholen, solange es da eine theoretische Chance gibt. Wir haben jetzt zwei Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel, ohne sie zu unterschätzen, aber da müssen sechs Punkte her. Dann kann man nur hoffen, dass einer der Klubs vor uns ein bisschen strauchelt. Ansonsten ist es unrealistisch, dass wir da dabei sind.“

…über die Aussage von Präsident Gollowitzer, dass im sportlichen Bereich Bilanz gezogen werden würde, sollte man die Meistergruppe nicht erreichen: „In den letzten Wochen wird da immer wieder versucht, zwischen Präsident Gollowitzer und der sportlichen Leitung etwas hineinzuinterpretieren, dem ist überhaupt nicht so. Ich glaube, dass die Austria seit langem nicht so gut aufgestellt war. Wir haben so viel gutes Personal, ich glaube also, wir sind richtig gut aufgestellt. Natürlich misst man uns dann auch an den sportlichen Erfolgen, was auch in Ordnung ist. Ich habe aber schon am Anfang gesagt, dass wir ein paar Transferfenster brauchen werden und Rückschläge einkalkulieren müssen, wenn wir etwas aufbauen wollen. Das ist einfach so, wenn man etwas entwickeln will. Da war das erste Jahr, in dem wir dritter wurden, vermutlich etwas kontraproduktiv, weil es die Erwartungen gleich nach oben geschraubt hat.“

…über die Arbeit von Robert Klauß bei Rapid: „Man braucht sich nur die Punkte ansehen und wie die Mannschaft heute aufgetreten ist. Das war schwer in Ordnung.“

…über die aktuelle Lage der Wiener Austria: „Wir haben uns intern in dieser Sache einen Maulkorb verpasst, weil in dieser Sache ganz viel geschrieben und gemutmaßt wird. Wir arbeiten daran, dass wir die Austria aus dem Krankenhaus holen, wenn wir bei der Symbolik bleiben. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Es ist ein ganz entscheidendes Frühjahr für die Austria, aber wie gesagt, alle arbeiten hart daran und wir hoffen, dass wir es zu einem guten Ende bringen können.“

…auf die Frage, wie viel Geduld es bei der Austria noch braucht: „Als ich gestartet bin, habe ich einen Fünfjahresplan gemacht und habe gesagt, dass wir im vierten Jahr um die Europacup-Plätze mitspielen werden. Jetzt sind wir im ersten Jahr dritter geworden, letztes Jahr vierter mit den drei Punkten, die uns abgezogen wurden. Heuer ist es noch nicht entschieden. Ich glaube aber, wir haben schon einige Schritte gemacht. Ich kann nur wiederholen, dass wir auf dem neunten Platz waren als ich vor zwei Jahren gekommen bin und es waren gegen den LASK 3800 Zuschauer da. Wir haben mittlerweile eine Mannschaft in der Bundesliga, einen Kooperationstrupp in der zweiten Liga, die Young Violets in der dritten. Wir haben auch eine professionelle Damenmannschaft und sogar eine Damenakademie. Wir haben ganz viel im Stadion hergerichtet, für unserer Profis sehr viel eingeführt und getan. Ich glaube also, wir haben es sehr gut aufbereitet und die Austria wird auch in Zukunft davon leben müssen, dass sie eigene Talente entwickelt. Ich glaube, dass das auch Früchte tragen wird. Aber um ein stabiles Konstrukt zu machen, brauchst du auch Routiniers und eine eingespielte Mannschaft. Dann ist es leichter, die jungen Spieler dort reinzubringen.“

…über die Sanierung: „Keine europäische Mannschaft gibt für ihre erste Mannschaft weniger als 50 % des Gesamtbudgets aus, die Austria steht bei 30 %. Wir kämpfen halt oft mit stumpfen Waffen am Markt. Aber wie schon gesagt wurde, die Sanierung wird nicht über den Verkauf von jungen Spielern stattfinden, das muss sich einfach hochhangeln. Ich denke schon, dass wir Talente haben, die das Zeug dazu haben, aber man muss schon schauen, dass wir auf der wirtschaftlichen Seite so aufgestellt ist, dass man den einen oder anderen dazukaufen kann. Wir arbeiten an mehreren Fronten und ich möchte da auch nichts dazu sagen, weil es ein sehr sensibles Thema ist. Wir setzen wirklich alles daran, dass wir das auch schaffen. Ich bin aber frohen Mutes, dass das dieses Halbjahr gelingt und wir uns dann wieder besser rühren können. Die Historie der Austria und Wien sind auch zwei Dinge, die Spieler beeindrucken und anziehen. Ich glaube, wenn wir den Zug richtig ins Rollen bringen, kann bei der Austria noch Großes passieren.“

…über die Lizenz: „Es ist wie eine Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt, wenn wir den Investoren sagen, dass wir quasi auf der Intensivstation liegen und sie deswegen nicht investieren sollen und den Spielern das Gleiche zeigen. Deswegen sind wir sehr bemüht, die Lizenz gleich in erster Instanz zu erhalten. Alle im Verein arbeiten daran und ich hoffe, dass es sich diesmal auch ausgeht.“

…auf die Frage, ob der Kader im Sommer konkurrenzreif für die Top sechs ist: „Das ist natürlich das Ziel. Wir haben keinen Vertrag, der ausläuft. Nur James Hollands vertrag läuft aus, da haben wir aber eine Option. Ansonsten läuft kein Vertrag aus, da haben wir also unsere Hausaufgaben gemacht. Wir sind auch dabei, bei den jungen Spielern wieder dranzuhängen. Es wird natürlich entscheidend sein, dass wir ein oder zwei Spieler bekommen, die das Konstrukt halten. Wir haben sicher zu wenige Führungsspieler, die die Jungen in die richtige Richtung führen. Dort sondieren wir den Markt, aber es ist natürlich immer die Frage, was ich mir leisten kann.“

…über die Zukunft von Michael Wimmer: „Ich hoffe sehr, dass er im Sommer noch da ist. Er hat noch Vertrag. In der Phase, wo wir sechs Mal verloren haben, hat man uns hineininterpretiert, dass er kurz vor dem Abschuss steht. Wir haben es nie auch nur diskutiert oder eine Stellungnahme abgegeben. Das zweite ist, dass es immer passieren kann, dass Vereine aus Deutschland den Trainer haben wollen. Ich glaube, für Michael Wimmer ist jetzt auch eine Lernphase bei uns. Er hat das Herz am richtigen Fleck und dieselbe Spielphilosophie, die wir uns vorstellen. Man muss der Mannschaft einfach Zeit geben und ich weiß, dass die Leute fragen, wie viel Zeit wir noch geben. Ich weiß aber schon, dass eine Entwicklung mehr Zeit braucht als drei oder vier Monate.“

Jetzt exklusiv weiterlesen:

90minuten.at-exklusiv