Markus Schopp: "Sechste Saison, das ist abartig, das ist viel"
TSV Hartberg-Trainer Markus Schopp sprach bei 'Talk und Tore' auf Sky über den Abstiegskampf, den Ligamodus und die Leihspieler.
Man muss sagen, dass es für den TSV Hartberg keine Selbstverständlichkeit ist, in der Bundesliga zu spielen.
Alle drei Spieler haben eine Qualität und das auch schon bewiesen. Aber der TSV Hartberg hat seine begrenzten Möglichkeiten.
Markus Schopp (Trainer TSV Hartberg)
…über den Meisterkampf in der österreichischen Bundesliga: „Ich habe vor einigen Wochen schon gesagt, dass mein Meistertipp Sturm Graz ist. Das war zu einem Zeitpunkt, als der Abstand noch größer war. Ich habe Sturm sehr stabil gesehen, mit einer unglaublichen Euphorie. Klar braucht man das Quäntchen Glück auch noch, aber ich traue es ihnen zu. Es würde ein klein wenig Abwechslung bringen. Sollte Salzburg es schaffen, mit drei Punkten aus Linz nach Hause zu fahren, dann wäre das ein großer Schritt. Ich glaube, dazu wird es aber nicht kommen, weil ich der Meinung bin, dass der LASK die Salzburger nicht nur ärgern wird, sondern ein gutes Resultat einfahren wird.“
…über den Abstiegskampf mit Hartberg: „Ich habe eine Erleichterung gesehen aufgrund des Heimsieges gegen die WSG. Jeder, der einmal die Qualifikationsrunde durchlaufen hat, weiß, was es heißt, dort zu bestehen. Man sieht sehr viele Unentschieden, die Partien sind sehr oft heiß umkämpft. Wir können das Resultat vom Wochenende, glaube ich, gut einordnen. Wir wissen, dass wir mit den ersten zwei Angriffen zwei Tore gemacht haben. Das ist etwas, das uns in den vorangegangenen Wochen so nicht gelungen ist. Uns ist allen bewusst, dass wir es in unserer Hand haben, die nötigen Schritte zu machen. Das ist sehr wichtig für die Köpfe. Die nächsten Wochen sind nur noch Herausforderungen. Wir wissen, was es heißt, in Altach zu bestehen. Darauf bereiten wir uns vor und freuen uns natürlich, weil es eine Möglichkeit ist, einen weiteren großen Schritt in Richtung unseres Ziels zu machen.“
…über den TSV Hartberg: „Man muss sagen, dass es für den TSV Hartberg keine Selbstverständlichkeit ist, in der Bundesliga zu spielen. Man kann das immer klein machen, aber es sprechen die Fakten dafür, dass es nicht selbstverständlich sein muss. Man sieht es aber in den letzten Jahren, dass man es schon schaffen kann, einer Mannschaft ein Gesicht zu verpassen, mit einer Mannschaft eine Idee zu verfolgen, die sich natürlich auch über Resultate definiert, aber auch über Entwicklungsprozesse. Ich versuche, der Mannschaft immer dieses Bild zu geben, wie wir als Hartberg in der Bundesliga reüssieren können. Ein entscheidender Faktor ist, wie du es schaffst, die Mannschaft mitzunehmen. Wir haben in der Vergangenheit oft Phasen gehabt, wo Resultate nicht gepasst haben. Der entscheidende Punkt war aber immer, diesen Weg nicht zu verlassen, diese Klarheit zu haben, wie wir als Hartberg in der Liga überleben können.“
…über Donis Avdijaj: „Donis ist ein Spieler, der noch nicht so alt ist, aber schon vieles erleben durfte. Er bringt in unsere Kabine etwas nicht Österreichisches, dieses nicht zufrieden zu sein, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Donis hat eine sehr spannende Entwicklung hinter sich. Es ist ein Schwatz für den TSV Hartberg, so einen Spieler in seinen Reihen haben zu dürfen, um ihn einfach mit seiner Erfahrung in der Kabine wirken lassen zu können. Wir brauchen über seine spielerischen Qualitäten gar nicht zu reden. Er ist einfach eine Bereicherung. Es macht mir als Trainer extrem viel Freude, mit solchen Typen zusammenarbeiten zu dürfen. Donis ist einer dieser Spieler, der bei großen Vereinen war und sich dort nicht so behaupten konnte und wir in Hartberg schaffen es, einen Spieler wieder zum Funktionieren zu bringen. Dazu bedarf es einer Idee, in der er sich wiederfindet, aber es hängt schon auch vom Spieler selbst ab, wie er diese annimmt.“
…über seine Ziele mit Hartberg: „Wenn wir das Ziel heuer erreichen, gehen wir in die sechste Saison, das ist abartig, das ist viel. Ich habe die Unterstützung von der Präsidentin und vom Erich, ein fantastisches Trainerteam, die unglaublich investieren in die Entwicklung der Mannschaft und des Vereins. Das Schöne wäre, wenn wir ein bisschen größer träumen könnten. Es ist die Rede von einem neuen Stadion, es ist die Rede davon, dass sich unsere zweite Mannschaft in einem höheren Bewerb wiederfindet, es gibt die Akademie. Es gibt in dieser Region ganz viel Potenzial, das da Brach liegt. Von daher ist es legitim, darüber nachzudenken, wie sich dieses Projekt in Zukunft entwickeln kann. Wenn ich davon Teil sein kann, sehe ich das als riesengroße Möglichkeit.“
…über das österreichische Ligasystem: „Wir haben in der Meisterrunde heuer eine Konstellation mit beiden Wiener Vereinen, dem LASK, Sturm und Salzburg. Man könnte meinen, das sind die Mannschaften, die immer oben dabei sein müssen. Alle anderen müssen damit rechnen, dass sie in der Qualifikationsrunde sind. Die Spielregeln sind so, dass es diese Teilung gibt und alle Verantwortlichen wissen darüber Bescheid. Die Kunst ist es, eine Niederlage oder einen Sieg richtig zu bewerten und einordnen zu können. Mir ist wichtig, dass meine Mannschaft weiß, dass was am Wochenende passiert ist, nicht nächste Woche wie selbstverständlich wieder passiert – ganz im Gegenteil.“
…über die drei Leihspieler Prokop, Providence und Avdijaj: „Alle drei Spieler haben eine Qualität und das auch schon bewiesen. Aber der TSV Hartberg hat seine begrenzten Möglichkeiten. Es bedarf auch der Mithilfe der anderen Vereine. Bei dem einen oder anderen würde ich es nicht ausschließen. Prokop ist ein Spieler, der bis Sommer geliehen ist. Da schauen wir, was passiert. Donis gehört dem FC Zürich und hat dort noch einen Vertrag. Ruben hat eine interessante Entwicklung hinter sich, aber bei allen drei besteht auch noch viel Luft nach oben. Die Frage ist, wo sie dieses Unterfangen angehen wollen. Mich würde es freuen, wenn es in Hartberg ist.“
…über den Aufwind des italienischen Klubfußballs: „Der italienische Fußball ist auf jeden Fall zurück, das zeigt auch das Halbfinale in der Champions League mit dem Mailänder Derby. Die drei für mich interessantesten Mannschaften - nämlich Atalanta Bergamo, Lazio Rom und vor allem Napoli - sind ja international gar nicht mehr vertreten. Man dürfte meinen: ‚Il calcio à tornato‘.“
…über seinen Sohn Constantin Schopp: „Ich bin froh und stolz, dass er den Weg im Profifußball gehen will, dass er seinen Weg gehen will. Die Betonung liegt auf 'seinem' Weg. Dafür drücke ich ihm die Daumen und unterstütze ihn, wo es nur geht. Es macht mich stolz, dass er jetzt in der zweiten Mannschaft von Sturm dabei sein darf, seine ersten Erfahrungen im Erwachsenenfußball machen darf. Wie es in dem Alter ist, muss man lernen, Fehler machen. Aber er ist ein lieber Bursch und das ist das Wichtigste. Er soll seinen Weg gehen, wo auch immer der ihn hinbringt.“
…über seine Rolle beim TSV Hartberg: „Wir reden schon noch vom TSV Hartberg. Der TSV Hartberg hat auch strukturell noch einiges vor, sie wollen sich auch dort entwickeln, was für mich ein spannender Aspekt ist. Ich glaube sagen zu können, dass es in meiner jetzigen Rolle ein sehr intensiver Job ist, ich auch mit meiner Rückkehr schon begonnen habe, viele Dinge zu übernehmen. Es macht mir sehr viel Spaß, ist sehr intensiv. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, die Rolle in dieser Form weiterzuführen.“
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