Klose: "Werde mit Sachen konfrontiert, von denen ich nicht ausgegangen bin"
Miroslav Klose steckt mit Altach im Abstiegskampf und sucht derzeit nach dem richtigen Zugang. Er war am Free-to-Air Montag zu Gast bei „Talk & Tore“ auf Sky.
Wir sprechen von banalen Sachen wie Einstellung und Laufbereitschaft. Das sind für mich Themen, schwer nachzuvollziehen sind
Meine Spieler sehen die 5er Kette eher defensiv, wenn ich sie spielen lasse, möchte ich sie aber offensiv interpretieren
Ich werde mit Sachen konfrontiert, von denen ich nicht ausgegangen bin
Miroslav Klose (Trainer CASHPOINT SCR Altach):
…über die Niederlage gegen SK Austria Klagenfurt: „Es war eine Aufbruchsstimmung zu spüren. Aber dann waren die Jungs auf dem Platz und es war, als wäre der Stecker gezogen worden. Das war für mich nicht zu erklären. Ich habe die Spieler in der Halbzeit erstmal sprechen lassen und bewusst nichts gesagt, die Ruhe ausgehalten und gewartet, bis die Spieler beginnen zu sprechen. Den Jungs muss das gegen den Strich gehen. Andreas Jungdal hat begonnen was zu sagen, sich für seinen Patzer entschuldigt und dann ging die Diskussion los. Es ist genau das passiert, was ich erhofft habe. Ich habe dann drei Spieler gewechselt, das System gewechselt und habe sie an der Ehre gepackt. Was ich dort gesehen habe, stimmt mich zuversichtlich. Ich sehe die Mannschaft lebt, die Mannschaft wollte das wieder gut machen.“
...auf die Frage, ob er es sich leichter vorgestellt hätte: „Wenn ich ehrlich bin, schon."
…über den Umgang mit der aktuellen Situation: „Es wäre zu einfach zu sagen, wir treffen das Tor nicht und haben Pech. Im Training sehe ich, dass fantastische Sachen dabei sind. Wir schaffen es nicht, uns im Spiel in diese Positionen zu bringen und diesen Mut aufzubringen. Auch im letzten Spiel war kein Mut da. Man kann die Box nicht besetzen, wenn man Angst vor dem Konter hat. Wir müssen Optimismus und Überzeugung ausstrahlen. Ich bin auf der Seite der Jungs, ich bin einer von denen. Ich leide mit ihnen. Ich weiß, dass sie ihr Bestes geben und das Tag für Tag.“
…über seinen Trainerstil: „Man versucht zu jedem Spieler einen Draht zu bekommen, einen Schlüssel zu finden. Was beschäftigt ihn, was pusht ihn? Ich sehe oft, dass wir im Training eine gewisse Leichtigkeit und Überzeugung haben, aber es nicht auf das Spielfeld bringen.“
…über die aktuellen Probleme: „Es geht um viele Einzelgespräche, dass sich die Mannschaft findet. Der Umgang miteinander ist für mich der Schlüssel. Dass wir uns ehrlich die Meinung sagen und die Sachen schonungslos analysieren. Wir sprechen von banalen Sachen wie Einstellung und Laufbereitschaft. Das sind für mich Themen, die für mich schwer nachzuvollziehen sind. Ich war nie ein Spieler, der vom Trainer motiviert werden musste. Jetzt als Trainer muss ich Wege finden, wie ich die Spieler motivieren kann. Am Schluss ist es eine Gemeinschaft, die als Mannschaft auf den Platz stehen muss. In der ersten Halbzeit waren viele Einzelspieler auf dem Platz, aber keine Mannschaft. Du holst verdammt viele Punkte durch dieses Wir-Gefühl.“
…über Marko Lazetic: „Wir haben ihn bewusst zwei, drei Wochen trainieren lassen mit wenig Spielzeit. Jetzt ist es so weit, dass er langsam von Anfang an spielen kann. Gegen den Ball zu arbeiten war er nicht so gewohnt, mit dem Ball macht er viele gute Sachen. Ich bin froh, dass wir ihn nicht ins kalte Wasser geworfen haben und geduldig waren. Das wäre für mich zu schnell gewesen. Ich hoffe, dass er uns jetzt Tore garantiert. Ich habe ihn schon bei Pioli im Training gesehen, als ich hospitiert habe. Er ist mir damals als Stürmer schon aufgefallen. Wenn man sieht, was für ein Paket er als 2004er Jahrgang mitbringt, mit seiner Schusskraft und seiner Wucht beim Kopfball. Er hat mir wirklich imponiert. Wir kennen das Alter, es ist Österreich und nicht AC Mailand. Da wird es Anpassungsschwierigkeiten geben. Dessen waren wir uns bewusst. Aber ich bin wirklich guter Dinge, dass er ein Spieler sein wird, der für Tore sorgt.“
…über Simon Nelson: „Wenn wir nur einen Spieler finden, der nur einen Deut besser ist, können wir den nicht verpflichten. Da ist das finanzielle Risiko zu groß. Deshalb haben wir mit Nelson lieber einen jüngeren genommen, auch wenn wir wissen, welchen Weg er noch gehen muss. Das ist uns bewusst, aber wir wissen auch, was für ein Potenzial in ihm steckt.“
…über die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Georg Festetics: „Wir haben viel miteinander gesprochen, um unsere Sichten auf Spieler kennenzulernen. Es ist wie in einer guten Ehe, es gibt Reibungspunkte. Wir sind ehrlich miteinander ins Gericht gegangen. Jeder durfte seine Meinung über Spieler auch offen sagen. Das schafft für mich Energie. Wir wollen beide den Erfolg von Altach. Die Zusammenarbeit funktioniert gut.“
…über seine taktische Ausrichtung: „Ich musste den einen oder anderen Kompromiss eingehen. Ich nehme die Mannschaft gerne mit ins Boot und hinterfrage viele Sachen. Aber am Ende muss ich mich entscheiden. Momentan überlege ich, auch am System was zu machen. Ich habe viel mit der Mannschaft gesprochen, die fühlen sich wohl mit einer 5er Kette. Aber ich sage, dass wir zu weit weg sind vom Tor. Wir erarbeiten uns einfach zu wenig Torchancen. Du kannst eine 5er Kette defensiv oder offensiv interpretieren. Meine Spieler sehen die 5er Kette eher defensiv, wenn ich sie spielen lasse, möchte ich sie aber offensiv interpretieren. Da müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und uns richtig einspielen.“
…über seinen Weg: „Ich werde mit Sachen konfrontiert, von denen ich nicht ausgegangen bin. Ich muss mich als Trainer auch um Sachen wie den Platzwart kümmern, damit der Platz ordentlich ist. Ich habe aber nie an meinem Weg gezweifelt. Das macht auch Spaß. Die Situationen waren neu für mich, aber es sind so viele fantastische Menschen im Verein, mit denen es so viel Spaß macht zu arbeiten. Es ist so viel Menschlichkeit beim Verein, das ist unsere große Stärke. Nicht mit Geld rumzuschmeißen, sondern auf solche Spieler zu setzen, die vom Charakter reinpassen.“
…über sein Standing: „Ich sehe das als Schutz für die Spieler. Egal wo ich hinkomme, ist mein Name. Aber irgendwann müssen sie raus aus ihrem Schneckenhäuschen.“
…über unkonventionelle Karrieren als Spieler: „Hector und Gosens sind so ähnlich wie ich Spätzünder. Aber heute durch die ganzen NLZs ist es schwierig, dass man nicht erkannt wird. Schwierig, dass man ruhig Fußball spielen kann, ohne dass die ganzen Berater auf einen einprasseln. Dann geht es los mit den Schuhverträgen. Da wird schon viel verlangt und das blendet sie ein bisschen.“
…über seinen Salto-Torjubel: „Den Salto traue ich mir noch zu. Ich hatte nie Angst, dass ich mich verletzte. Es war am Anfang eine Wette mit einem Sturmpartner, der viele Tore geschossen und danach einen Salto gemacht hat. Ich habe gesagt, wenn ich mal Bundesliga Spiele, mache ich das auch.“
…über Fair Play: „Das sind meine persönlichen Werte. Man muss mit gutem Beispiel voran gehen. Damals als ich das Handspiel gegen Napoli zugegeben habe, habe ich mir gedacht, es schauen so viele junge Spieler zu, da muss man in der Öffentlichkeit mit gutem Beispiel vorangehen. Mir ging es um die Kinder, die zuschauen.“
…über Finalniederlagen: „Ich hätte gerne eine Champions League Trophäe mitgenommen. Das wäre was Schönes gewesen. Ich glaube, dass ich grundsätzlich jemand bin, der auch viel aus großen Niederlagen mitnimmt. Man geht anders in ein nächstes Finale. Das war auch eine sehr lehrreiche Zeit.“
…über Bayern München gegen PSG: „Wenn es um was geht, sind die Bayern da.“
…über Chelsea gegen Dortmund: „Adeyemi wird Dortmund fehlen mit seiner Geschwindigkeit. Aber wenn sie das, was sie die letzten Wochen gezeigt haben, umsetzen, bin ich für Dortmund guter Dinge.“