Sturm, Salzburg, Rapid, Zukunft? Franco Foda spricht
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Sturm, Salzburg, Rapid, Zukunft? Franco Foda spricht

Ex-Teamchef Franco Foda war zu Gast bei 'Talk & Tore' bei Sky Sport Austria und sprach über die heimischen Topteams, seinen Nachfolger Ralf Rangnick und seine Zukunft.

Die Distanz nach vorne ist etwas geringer geworden. Salzburg ist jetzt in einer neuen Situation.

Franco Foda

Ralf macht einen guten Job. Sie sind zwar aus der Nations League abgestiegen, das konnte man bei diesen Gegnern aber auch erwarten.

Franco Foda

Franco Foda (Ex-ÖFB-Teamchef)
…über seine aktuelle Situation: „Ich genieße den Moment, die Freizeit mit den Enkelkindern. Ich bin viel unterwegs, das macht extrem viel Spaß. Wir haben unsere Enkelkinder schon sehr gern, aber es ist dann auch immer wieder schön, wenn man sie wieder abgeben kann.“

…über Sturm Graz: „In Moment ist bei Sturm Graz alles sehr stimmig. Es ist vom Präsidenten, über den Sportdirektor bis zum Trainer und der Mannschaft alles eine absolute Einheit, das spürt man auch im Stadion. Sie haben sehr viel richtig gemacht in den letzten Jahren. Sie hatten einen Plan über drei Jahre, der schneller fortgeschritten ist. Sie haben super Transfers getätigt, haben die Abgänge immer schnell und qualitativ gut ersetzt. Die Mannschaft spielt einen guten Fußball, hat ein klares System. Es macht sehr viel Spaß, der Mannschaft zuzuschauen. Sie haben auf gewissen Positionen Veränderungen vorgenommen, haben einen klaren Plan ausgegeben. Das Wichtigste ist, dass der Sportdirektor mit dem Trainer gut funktioniert. Sie denken in eine Richtung, kommunizieren nach außen immer das gleiche. Sie haben eine Mannschaft zusammengestellt, die ihrer Philosophie entspricht. Da kann man nur den Hut davor ziehen.“

…über die Vormachtstellung von Red Bull Salzburg im österreichischen Fußball: „Sie haben nach wie vor eine Top-Mannschaft, haben bisher in der Liga nur ein Spiel verloren. Die anderen Mannschaften haben aber aufgeholt gegenüber den letzten Jahren. Der LASK hat sehr viel Speed, ist eine geschlossene Mannschaft. Sturm hat sowieso aufgeholt, auch aufgrund der Transfers, die sie in den letzten Jahren getätigt haben. Die Distanz nach vorne ist etwas geringer geworden. Salzburg ist jetzt in einer neuen Situation, muss noch mehr tun, noch mehr kämpfen. Sie dürfen sich keinen Ausrutscher erlauben.“

…über etwaige negative Auswirkungen der Salzburg-Niederlage für Sturm vor dem Cupfinale: „Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird. Sie haben auch zuhause gegen Klagenfurt das Spiel verloren, da haben alle geglaubt, dass Sturm jetzt einen Knacks bekommt. Sie sind aber sofort wieder aufgestanden und haben wieder eine gute Performance hingelegt. Das Cupspiel ist einfach ein eigenes Spiel. Da gibt es so viele Emotionen bei zwei Top-Mannschaften im Finale. Da wird die Tagesform entscheidend sein.“

…über die aktuelle Lage bei Rapid Wien: „Es ist ein Traditionsverein, die Fans sind aufgrund der Vergangenheit etwas verwöhnt. Alle warten auf einen Titel. Sie haben auch mit Verletzungen zu kämpfen, haben wichtige Spieler abgegeben. Als Außenstehender ist es schwer zu bewerten, warum es nicht so funktioniert.“

…über seine Zeit beim FC Zürich: „Ich bin mit voller Überzeugung zum FC Zürich gegangen. Ich habe klar dargelegt, was mein Plan ist, dass wir etwas entwickeln wollen. Das Problem war, dass ich sehr spät erst gekommen bin. Transfers wurden schon getätigt, aber da hatte ich keine Möglichkeiten, auf gewisse Dinge nochmal einzuwirken. Drei, vier mal haben wir in der 90. Minute ein Spiel verloren und trotz allem haben wir gut gespielt. Man hatte immer so das Gefühl, jede Chance des Gegners war ein Tor. Unterm Strich: acht Spiele zwei Punkte, absolut zu wenig.“

…über seine Fehler beim FC Zürich: „Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass wir den Kader weiter verstärken müssen. Da waren wir unterschiedlicher Meinung, der Präsident und ich. Ich habe gesagt, dass wir in allen Mannschaftsteilen noch einen Spieler benötigen, habe das aber immer nur intern geäußert, vielleicht war das ein Fehler. Jetzt erkennt das auch jeder, dass die Mannschaft vielleicht doch nicht so gut war, wie es jeder angenommen hat. Ich hätte nach der Vorbereitung mehr intervenieren müssen, mehr mit Nachdruck handeln müssen. Das habe ich nicht getan.“

…über weitere Versäumnisse als Zürich-Trainer: „Die Mannschaft war die Doppelbelastung nicht gewohnt, der Kader war auch nicht dementsprechend ausgerichtet. Deshalb musste ich rotieren. Ich bin eigentlich kein Fan von großen Rotationen, trotzdem habe ich es machen müssen. Ich habe dann zu sehr den Fokus auf die internationalen Spiele gelegt, dadurch haben wir in der Meisterschaft Substanz verloren. Teilweise hat durch die vielen Wechsel vielleicht auch die Harmonie gefehlt.“

…über seinen Umgang mit „Problemspielern“: „Es ist nicht kompliziert. Ich persönlich war ja auch kein einfacher Spieler. Insofern komme ich mit sogenannten schwierigen Spielern gut zurecht. Eine gewisse Empathie gehört schon auch dazu. Es gibt aber Regeln in einer Mannschaft, daran muss sich auch jeder halten. Innerhalb dieser Regeln kann sich aber jeder frei bewegen. Das Wichtigste ist es, auch den Menschen zu sehen. Jeder Spieler hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Identität, seinen eigenen Charakter, das muss man verstehen. Man darf nicht den Fehler machen, von Spielern alles auf die Goldwaage zu legen.“

…über seine Zukunft: „Fakt ist, dass ich auf jeden Fall nochmal Trainer werde, nochmal bei einem Verein. Klar gibt es mal die ein oder andere Anfrage, es ist aber nichts Konkretes dabei. Es ist kein Wunschkonzert. Im Trainerbusiness musst du warten, bis ein Trainer beurlaubt wird. Das ist das Brutale an unserem Geschäft. Ich könnte mir auch vorstellen, Sportdirektor zu werden, um auch die andere Seite kennenzulernen. Ich war ja schon einmal kurz in der Doppelfunktion bei Sturm Graz. Auch diese Aufgabe hat mir sehr viel Spaß und Freude bereitet. Ich bin sehr offen und kann mir auch vorstellen wieder als Nationaltrainer zu arbeiten. Es muss nicht unbedingt Australien sein, weil das doch relativ weit weg wäre. Ansonsten bin ich in allen Richtungen sehr offen.“

…über seinen Nachfolger Ralf Rangnick: „Ralf macht einen guten Job. Sie sind zwar aus der Nations League abgestiegen, das konnte man bei diesen Gegnern aber auch erwarten. Es gab dort gute und weniger gute Spiele. In der EM-Qualifikation war es wichtig, dass du sechs Punkte holst, das ist der Mannschaft gelungen. Wenn du am Anfang gegen solche Mannschaften nicht gleich ein Tor erzielst, kann es schwierig werden, das war auch der Fall. Beide Siege waren aber verdient. Wichtig ist, dass man diesen positiven Schwung mit in den Juni nimmt. Im Juni kommen jetzt die entscheidenden Spiele gegen Schweden und Belgien. Belgien hat gegen Deutschland unglaublich gut gespielt. Es ist alles möglich. Die Mannschaft hat das Potenzial, die jungen Spieler haben sich weiterentwickelt. Sie haben die Möglichkeit, sich für die EM zu qualifizieren.“

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