
Ferdinand Feldhofer: "Rapid ist sehr speziell, ganz besonders"
Ferdinand Feldhofer war zu Gast bei 'Talk & Tore' bei Sky Sport Austria. Viel drehte sich bei ihm um seinen Ex-Arbeitgeber SK Rapid - aber auch nicht alles.
Im Umfeld ist der größte Unterschied zu meiner Ära die positive Grundstimmung. Auch wenn sie verlieren, wird nicht immer gleich der Weltuntergang ausgerufen.
Es war alles okay vom Zoki, ich muss ihn da ein bisschen in Schutz nehmen, wenn wir über den Kader und Leistungsstärke reden.
Ferdinand Feldhofer (Ex-Rapid-Trainer)
…über seine aktuelle Situation: „Ich genieße die Zeit bei der Familie, auch entspannt Fußball zuschauen, etwas zur reisen, zu schauen welche Trends erkennbar sind und wie sich der Fußball entwickelt.“
…über Franco Fodas Sohn, Sandro Foda: „Sandro war in der Kabine sogar lange Zeit mein Sitznachbar. Für ihn war es nicht immer so angenehm. Franco hat uns alle immer streng behandelt, uns kurz an der Leine gehalten – das war auch berechtigt. Er wusste genau was er wollte und hat bei seinem Sohn keine Ausnahme gemacht.“
…über Sturm Graz: „Sie haben nach der Saison, in der sie Sechster waren, stark analysiert. Sie haben die richtigen Schlüsse gezogen, die richtigen Charaktere geholt. Nicht nur die Spieler, sondern auch im Staff, haben das auch immer weiter ausgebaut. Sie denken einen Weg, eine Philosophie. Da zeichnet sie aus und das sieht man auch. Respekt und Gratulation, wie sie da ans Werk gehen. Sie haben über lange Zeit beweisen, dass sie diese Philosophie gut praktizieren können. Sie haben auch die richtigen Spieler dafür, um dieses intensive Spiel zu praktizieren. Das ist immer das Wichtigste, denn es ist schwierig, etwas zu spielen, wofür man nicht das Material hat.“
…über Red Bull Salzburg nach dem 2:0-Sieg gegen Sturm: „In den letzten Jahren hat es nicht einmal annähernd jemand geschafft, die Salzburger mit diesem Modus zu fordern. Jetzt war das erste Mal, trotz nur einer Niederlage von Salzburg, Sturm dran. Jetzt wird es aber ganz schwierig, das lassen sich die Salzburger nicht mehr nehmen. Salzburg hat eine sehr gute Reaktion gezeigt, auch von der Körpersprache, Bereitschaft und der Intensität her. Sie sind null Risiko eingegangen, wollten gar nichts dem Zufall überlassen. Sie haben auf ihre spielerische Linie komplett verzichtet und wollten wirklich nur dieses Ergebnis.“
…über positive Überraschungen der laufenden Saison: „Wie der LASK seit dem Cut performt, ist beeindruckend. Ich habe sie letzte Woche in Salzburg gesehen, da haben sie eine bärenstarke Leistung abgerufen, auch gegen Rapid. Da greifen die Prinzipien derzeit gut. Sie haben zu Anfang der Saison schon eine starke Phase gehabt, sind dann ein bisschen nach unten gegangen. Jetzt sind die genau auf den Punkt wieder da.“
…über Rapid Wien: „Im Umfeld ist der größte Unterschied zu meiner Ära die positive Grundstimmung, die jetzt herrscht. Auch wenn sie verlieren, wird nicht immer gleich der Weltuntergang ausgerufen. Ganz im Gegenteil. Der Zusammenhalt, das positive Herausholen, war bei mir sicher nicht der Fall. Von Anfang an war eine Negativität vorhanden. Nach dem Didi war es für mich schwierig, kurzfristig wieder den positiven Trend einzuschlagen. Rapid befindet sich nach wie vor in einem Umbruch. Den haben wir im Jänner damals schon eingeleitet, im Nachhinein war das schlussendlich doch zu früh. Wir hätten den einen oder anderen, vor allem die Topscorer Kara und Fountas, nicht so einfach gehen lassen sollen. Dann hätten wird vielleicht etwas positivere Stimmung schaffen können. Es sind intern verschiedene Stimmungen aufgetaucht, auch Machtkämpfe. Das war schwierig von der Mannschaft wegzuhalten.“
…ob er sich in seiner Amtszeit bei Rapid mehr Rückendeckung gewünscht hätte: „Es war schwierig, weil jeder probiert hat, seine Personalie zu positionieren. Ich kann mich nicht beschweren, dass ich keine Rückendeckung hatte, ganz im Gegenteil. Ich hatte immer Rückendeckung. Natürlich waren wir nicht immer alle einer Meinung, das ist auch ganz normal. Man tauscht sich aus, es muss ein bisschen rascheln, sonst passiert keine Verbesserung. Wir haben viele Spieler gescoutet, haben uns einige Namen aufgeschrieben. Es war zu diesem Zeitpunkt aber finanziell auch nicht alles möglich.“
…über Didi Kühbauers Aussage, dass bei Rapid immer „andere Mächte im Spiel seien“: „Rapid ist sehr speziell, ganz besonders. Das wusste der Didi, wie er seinen Job angetreten ist, das wusste auch ich. Für mich war da wenig Überraschendes dabei. Die einzige Überraschung war die Präsidentschaftswahl. Dass da auf einmal so viele Parteien sind, so viele Leute, die den Präsidenten machen wollen, war unerwartet und alles andere als einfach. Die Stimmung war dann dauernd negativ. Der aktuelle Vorstand versucht sich zu positionieren, probiert Ziele auszugeben, die doch nicht so einfach zu erreichen sind. Die Neuen probieren das Gegenteil. Dann passieren Dinge, die dem Verein nicht unbedingt helfen.“
…über die Wochen vor seinem Aus als Trainer von Rapid: „Vaduz würde ich am liebsten vergessen, da gibt es auch keine Ausreden. Egal was da im Umfeld passiert war, da müssen wir drüber kommen. Das muss ich auf meine Kappe nehmen. Wir wissen, wie dann die Mechanismen greifen, in so einer Situation ist man dann schnell angezählt. Ich wäre gerne länger geblieben, hätte gerne länger gearbeitet.“
…ob er zur falschen Zeit Trainer bei Rapid gewesen sei: „Ja, das kann sein. Ich denke, dass sie jetzt sehr gefasst sind und bei Rückschlägen die positiven Schlüsse hervorheben. Ein Miteinander ist deutlich zu spüren, so soll es sein. Das ist das Einzige, worum ich Zoki ein bisschen beneide, das hätte ich auch gerne gehabt. Das war nicht der Fall. Es war alles okay vom Zoki, ich muss ihn da ein bisschen in Schutz nehmen, wenn wir über den Kader und Leistungsstärke reden. Es hat zu diesem Zeitpunkt ein gewisses Budget gegeben, mehr war dann meines Wissens nicht drinnen. Rapid wird nicht meine letzte Station gewesen sein. Man muss vorangehen, muss positiv sein.“
…ob Steffen Hofmann, auch in der Wahlkampfphase, zu ihm immer offen und ehrlich gewesen sei: „Ich gehe davon aus. Steffen hat im Frühjahr den Job als Sportkoordinator übernommen, hat mit mir sehr eng zusammengearbeitet. Das war alles okay, hat alles fein gepasst. Im Sommer und Herbst dann weniger, weil er, wie wir wissen, auch andere Themen zu bearbeiten gehabt hat. Ich könnte nicht sagen, dass ich etwas gespürt hätte, was nicht gepasst hat.“
…über seine Zeit als Trainer von Rapid Wien: „Mir war klar, worauf ich mich einlasse, dass es alles andere als einfach wird. Damals waren die Vorgaben, dass der Umbruch im Sommer stattfinden soll. Wir haben ihn dann früher eingeleitet. Mir blieb auch wenig über, dass ich das nicht akzeptiere. Im Nachhinein war mein größter Fehler, dass ich nicht schon im Jänner gesagt habe ‚Nein Stop, das ist zu früh, das war nicht so vereinbart‘. Ich Nachhinein ist man aber immer gescheiter. Ich habe jeden Tag, jede Stunde genossen, habe wunderbare Zeiten erlebt. Ich wünsche dem Verein nur das Beste.“
…über seine Zukunft: „Spannende Zeit gerade bei mir, es sind einige Dinge im Laufen. Im Winter war’s noch zu früh für mich. Wichtig ist das Projekt dahinter. Wenn ich glaube, das ist das richtige, dann werde ich auch zuschlagen. Ich sehe mich weniger als Feuerwehrmann. Es wäre natürlich toll, wenn man viele Vorbereitungen erledigen kann, das wäre natürlich ideal. Ob das im In- oder Ausland ist, ist wirklich egal.“