Barisic: Ohne "Onkel Dagobert" wird bei Rapid "einiges passieren"
Zu Gast bei „Talk & Tore“ war SK Rapid Wien Trainer Zoran Barisic. Er sprach über die aktuelle Lage im Verein und einen Transfersommer, in dem sich einiges tun werde.
Das Schwierigste, um Helmut Schulte zu zitieren, ist immer, wenn du den Trainer von seinen Aufgaben entbinden musst. Aus welchem Grund auch immer.
Wir machen uns natürlich Gedanken über den nächstjährigen Kader, es ist aber nicht so, dass der Onkel Dagobert Duck herkommt und mit Geld herumschmeißt.
Zoran Barisic (Trainer SK Rapid Wien):
…über die vielen frühen Gegentore in dieser Saison: „Es ist auch für mich schwer zu erklären. Wir nehmen uns sehr viel vor, von Anfang an nach vorne zu spielen, vorne zu attackieren und es passieren uns leider Gottes zu oft Fehler, die der Gegner auch eiskalt nützt. Ich kann jetzt auch nicht sagen, dass wir zehn Minuten früher aufwärmen, damit wir dann bereit sind, wenn der Schiedsrichter anpfeift. Ich glaube auch nicht, dass es Mentalitätsgründe sind. Vielleicht ist es ein fehlendes Quäntchen Qualität oder auch nicht das Glück des Tüchtigen. Aber wir müssen uns natürlich vorwerfen lassen, dass wir zu oft in dieser Saison die Anfangsphase verschlafen haben. Im Moment werden Fehler, die wir begehen, bestraft. Es ist nicht so, dass ich jemanden den Kopf abhacke, nur weil er einen Fehler begeht. Im Gegenteil, wir wissen, Fußball ist ein Fehlersport. Darum geht es in einem Mannschaftssport, dass man bereit ist auch Fehler des Mitspielers nicht nur zu akzeptieren sondern auch korrigieren. Wir werden hoffentlich so schnell wie möglich wieder dorthin kommen, dass wir diese Rückstände am Beginn des Spiels vermeiden.“
…über Führungsspieler beim SK Rapid Wien: „Wir haben genug erfahrene Spieler, ob es jetzt Sollbauer oder Burgstaller sind, auch Kerschbaum. Das sind Persönlichkeiten, wo sich die Jungs anhalten können. Es kann auch ein 19-Jähriger Querfeld sein, der aufgrund seiner Präsenz und Ausstrahlung auch ein Führungsspieler sein kann. Genauso wie ein Hedl. Ich zeige nicht mit dem Finger und sage: „Du musst jetzt ein Führungsspieler sein.“ Es kristallisiert sich heraus im Laufe einer Karriere oder Saison, wer sich bemüßigt fühlt das Sprachrohr einer Mannschaft zu sein.“
…über die schlechten Ergebnisse gegen die Topmannschaften der Liga: „Ich kann einige Spiele aufzählen, wo auch das Glück nicht auf unserer Seite war. Gegen Red Bull Salzburg gehst du knapp vor Schluss 2:1 in Führung und kriegst noch das Gegentor. Genauso hast du gegen die Austria bei 0:0 eine Topchance und bist dann wieder 0:1 in Rückstand. Auch gestern hatten wir eine Doppelchance und in genau dieser Situation fangen wir uns das 2:1 ein. Es sind Kleinigkeiten entscheidend. Sowohl hinten als auch vorne. Im Moment haben wir nicht das Glück, das man braucht im Fußball. Der Faktor Glück wird oftmals sehr unterschätzt. Du kannst noch so gut spielen, aber wenn das Glück nicht auf deiner Seite ist, kannst du Spiele nicht gewinnen. Wir müssen nach vorne blicken, aus der Vergangenheit lernen und es beim nächsten Match besser machen. Das Positive ist, dass wir nicht viel Zeit haben, um zu viel nachzudenken, denn das nächste Spiel steht schon an.“
…über Schwierigkeiten in den letzten Jahren: „Das Schwierigste, um Helmut Schulte zu zitieren, ist immer, wenn du den Trainer von seinen Aufgaben entbinden musst. Aus welchem Grund auch immer. Das ist immer am schlimmsten. Es war auch diese Phase, wo die Stimmung negativ war, wir es nicht geschafft haben unser Ziel zu erreichen in die Gruppenphase eines europäischen Bewerbs einzuziehen. Da kann die Stimmung schnell kippen und dann ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dann kam die Zeit des Umbruchs im Präsidium, das war auch alles andere als einfach. Mit der Neubestellung ist dann schlussendlich wieder Ruhe eingekehrt, aber es waren sehr viele Phasen und Situationen dabei, die ziemlich mühsam waren. Aber es gehört auch dazu zu unserem Job.“
…über seine verschiedenen Positionen bei Rapid Wien: „Jede Rolle hat mich ausgefüllt. Ich war leidenschaftlich gerne Co-Trainer von Peter Pacult, wo ich sehr viel dazugelernt habe war als ich Individualtrainer und Trainer der zweiten Mannschaft war, da hat man auch mehr Ruhe und Zeit dich weiterzuentwickeln und fortzubilden. Der Fokus liegt nicht auf einem und man ist nicht so unter Druck. Trotzdem waren die Rollen als Cheftrainer und Geschäftsführer Sport oder Sportdirektor auch sehr herausfordernd, haben aber Spaß gemacht. Der Job macht nicht immer Spaß, aber grundsätzlich habe ich mich mit jeder dieser Positionen zu 100% identifizieren können.“
…über seine Trainerentlassungen bei SK Rapid Wien: „Es ist wichtig, die Schuld bei sich zu suchen und sich bestmöglich zu reflektieren. Es ist mit Sicherheit so, dass ich möglicherweise mehr hätte tun können, schon im Vorfeld oder im täglichen Ablauf. Natürlich hinterfragt man sich immer wieder, ob man den jeweiligen Trainer bestmöglich unterstützt hat, ob man Fehler im Umgang oder in der Kommunikation gemacht hat.“
…über die Kaderplanung für die kommende Saison: „Ich bin natürlich in engem Austausch mit Steffen Hoffmann und Markus Katzer. Wir machen uns natürlich Gedanken über den nächstjährigen Kader, es ist aber nicht so, dass der Onkel Dagobert Duck herkommt und mit Geld herumschmeißt. Wir werden einerseits versuchen in einen europäischen Bewerb zu kommen und auf der anderen Seite auch in Zukunft von Verkäufen leben. Wir wollen Spieler auch so entwickeln, dass sie den nächsten Step machen können in ihrer Karriere. Es wird einiges passieren. Es werden uns Spieler verlassen, es werden auch neue Gesichter zu uns dazustoßen. Es wird im Hintergrund natürlich am Kader für die kommende Saison gebastelt. Trotzdem weiß man bis zum 31.08. nicht, was passieren kann. Wir sind schon überrascht worden, dass kurz vor zwölf ein Angebot am Tisch liegt, wo weder Spieler noch Verein Nein sagen können.“
…über das Cup Halbfinale gegen die SV Ried: „Von der Papierform ist es natürlich die einfachste Aufgabe. Trotzdem sehr gefährlich. Gerade dann ist es wichtig, den Gegner ernst zu nehmen und nicht zu unterschätzen. Wir haben das Ziel ins Finale zu kommen und da ist es wichtig, gegen Ried zu gewinnen. Es gibt nur ein Spiel und ein Ergebnis, das am Ende steht. Ich hoffe auf die Unterstützung unserer Fans, gerade das ist im Moment sehr wichtig für die Jungs.“