Wiener Sportklub: 'Verfehlungen von Günes sind weitreichend genug, um Spieler zu suspendieren'
Der Vorstand des Wiener Sportklub hat sich heute ausführlich zur aktuellen Situation rund um Sertan Günes zu Wort gemeldet:
Günes-Interview mit ostliga.tv
Das von ostliga.tv geführte Interview mit Sertan Günes hat uns veranlasst, entgegen unseres bisherigen Standpunkts, eine detailliertere Stellungnahme zu den Vorwürfen und Geschehnissen rund um die Suspendierung von Sertan Günes zu veröffentlichen.
Derzeit stellen sich viele im Sportklub-Universum die Frage, warum wir nicht den ersten Schritt gemacht haben, um der Öffentlichkeit unsere Sichtweise zu präsentieren. Wir als Vorstand des WSK und somit als Verantwortung tragende Arbeitgeber des sportlichen Teams und anderer Beschäftigter des Wiener SK, sehen es nicht nur als unsere Aufgabe, sondern als unsere Pflicht an, unsere Spieler und deren Ansehen in der Öffentlichkeit zu schützen und etwaige Verfehlungen nicht stante pede breit nach außen zu tragen.
Jeder Mensch begeht Fehler und keiner von uns will diese Fehler sofort medial ausgeschlachtet wissen. Dass Konflikte nicht sofort und vollständig publiziert werden, hat nicht etwa mit einer Strategie der Intransparenz zu tun; jedem sollte einleuchten, dass es vielmehr rein um den Menschen geht, darum, Fehler und Konflikte durch interne Gespräche und deeskalierende, respektvolle Konfliktlösungen anzustreben, was unserer Auffassung nach einem funktionierenden Miteinander entspricht.
Man sollte hier nicht jenen Leuten auf den Leim gehen, deren Lebensziel darin zu bestehen scheint, dem Wiener SK zu schaden und die unsere Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber dadurch ins Lächerliche ziehen, indem sie uns unser Versprechen der Transparenz vorhalten.
Der Ablauf in diesem Fall zeigt uns jedoch auch leider wieder, dass einzelne vereinsinterne Mitarbeiter ihre persönlichen Interessen über jene des Vereins stellen und interne Informationen nach außen tragen. Denn inmitten der Gespräche mit Sertan Günes, deren Ausgang zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, kam es zu einer inoffiziellen Veröffentlichung dieser Angelegenheit* welche erst zur weiteren Eskalation der Situation geführt hat.
Hätte man den Verein und Sertan Günes nicht dermaßen und verfrüht an die Öffentlichkeit gezerrt, wäre ein anderer Ausgang, welcher uns sehr viel bedeutet hätte, wohl leichter möglich gewesen.
Uns ist weiters bewusst, dass wir mit diesem Schritt bei vielen wieder im Kreuzfeuer der Kritik stehen werden, doch nachdem Sertan Günes die Öffentlichkeit gesucht hat und von sich aus darauf bestanden hat, nicht mehr vom Verein gedeckt zu werden, haben wir uns, nach reiflicher Überlegung und um weiteren Spekulationen vorzubeugen, entschieden, unsere Sicht der Lage nun doch öffentlich darzustellen.
Für uns stellten sich bei all unserem Tun folgende Fragen:
Gelten für alle Spieler die gleichen Rechte und Pflichten? Oder haben manche aus welchen Gründen auch immer Sonderrechte oder gar Freibriefe?
Nachdem wir für uns entschieden hatten, die erste Frage mit "Ja" und die zweite mit "Nein" zu beantworten, mussten wir aufgrund folgender Vorfälle handeln:
1. Nach dem Spiel in Parndorf am 14.11.2014 hat der neue Trainer ausgegeben, dass nach der Saison noch trainiert wird, damit er die Mannschaft besser kennen lernen kann. In der ersten Woche nach Meisterschaftsende ist Sertan Günes komplett vom Training fern geblieben. Der angebene Grund war, dass unser Ex-Trainer Kurt Jusits für diese Woche freigegeben hat.
2. Am 25.11. gab es ein Testspiel zwischen Union Mauer und dem Wiener SK, bei dem Sertan Günes zum ersten Mal unter dem neuen Trainer aufgelaufen ist. In diesem Spiel kam es zu einer Disziplinlosigkeit, als unser Spieler mit einem jungen Spieler von Union Mauer in ein Handgemenge verwickelt war. Er drohte dem gegnerischen Spieler, auf ihn nach dem Spiel zu warten und bedrohte ihn mit Gewalt. Unser Trainer hat hier das Gespräch gesucht und klargestellt, dass so ein Verhalten nicht mehr akzeptiert wird.
3. Einige Tage nach dem Spiel, sprich Anfang Dezember haben wir den Spielern mitgeteilt, dass wir am WFV-Hallenturnier teilnehmen werden und dies für uns ein wichtiges Turnier ist. Am 30. Dezember 2014 hat unser sportlicher Leiter Ingo Mach den Spieler Günes per SMS informiert, dass am 3. Jänner ein Abschluss-Training für das Hallenturnier stattfindet. Erst daraufhin haben der Trainer und die sportliche Leitung per SMS erfahren, dass Sertan Günes gar nicht beim Hallenturnier anwesend sein wird, sondern in Istanbul sein wird.
4. Am 9. Jänner gab es eine Meinungsverschiedenheit zwischen Sertan Günes und unserem Trainer Johannes Uhlig im Training, woraufhin der Spieler folgende SMS an den sportliche Leiter Ingo Mach geschickt hat (Originalzitat): „Sag dem Uhlig, er soll wissen, wie er mit wem redt. I bin net sei Rotzbua, ich bin net von die neulengbacher Damen, ich bin seit 11 Jahren bei dem Verein. Wenn er sein Ego befriedigen will, dann soll ers anders machen, aber net mich vor alle Leute zampfein. So mach ich nicht mit."
5. Am 30. Jänner war Sertan Günes im Kader beim Spiel gegen den FAC. Dem Trainer wurde sehr kurzfristig mitgeteilt, dass er doch nicht zum Spiel erscheinen kann. Gründe waren mangelhaft.
6. Am 7. Februar fand das Spiel gegen Post SV statt. Auch hier kam es nach der 1. Halbzeit zu einer Disziplinlosigkeit und einem Handgemenge zwischen Sertan Günes und einem Spieler von Post SV.
7. Am 12. Februar fand ein Training im TRZ statt, wo es zwischen Sertan Günes und Semsudin Mehic zu einem Streit gekommen ist, der zur Suspendierung der beiden für das Gersthof-Spiel geführt hat. Beide Spieler sollten aber trotz Suspendierung beim Match gegen Gersthof anwesend sein. Zusätzlich fand nach dem Training ein Gespräch des Trainers mit Sertan Günes statt unter Anwesenheit von Ingo Mach, Robert Popovits und Peter Radostits. Dabei erwähnte der Trainer nochmals explizit die Pflichten und vor allem die Vorbildwirkung des Kapitäns einer Mannschaft.
8. Am 14. Februar fand ein Spiel beim Gersthofer SV statt. Von diesem Spiel ist Sertan Günes unentschuldigt ferngeblieben.
9. Auf die Vorwürfe, wir hätten dem Spieler Sertan Günes das Trainingslager „weggenommen", möchten wir entgegnen, dass Sertan Günes schon mehrere Wochen vorher mehrmals darum gebeten hat, vom Trainingslager früher abreisen zu dürfen, da er es vorzieht Besiktas Istanbul vs FC Liverpool anzusehen, als mit der Mannschaft zu trainieren. Das Europa-League Spiel fand am 26.2. in Istanbul statt, das Trainingslager ging von 21.-27.2. 2015. Nur zum Vergleich: Ein anderer Spieler unserer Mannschaft, der namentlich nicht genannt werden möchte, hatte bereits am 27.2. einen standesamtlichen Hochzeitstermin in Wien vereinbart. Dieser Spieler hat den Hochzeitstermin jedoch verschoben, da ihm das Trainingslager sehr wichtig erschien und hat komplett am Trainingslager teilgenommen.
10. Bis heute gab es keine Form einer Entschuldigung für einen der genannten Punkte. Selbst im Interview hat der Spieler Sertan Günes zugegeben, mit einem Ex-Trainer Stirn an Stirn gestanden zu sein und gegenüber einem Mitspieler handgreiflich geworden zu sein. Leider zeigen diese Vorfälle, dass der Spieler ein Problem mit Autorität und Teamfähigkeit hat. Dies sei aber für den Spieler völlig „normal". Wir als Verein sehen dies jedoch anders. Gewalt und Intrigen haben bei uns nichts verloren!
11. Es gab auch immer wieder Aufrufe von Sertan Günes zu Revolten gegenüber ehemaligen und aktuellen Trainern, wie auch im Interview von Sertan Günes persönlich bestätigt (Stirn-an-Stirn-Zitat), die wir uns nicht mehr gefallen lassen wollen.
12. Von einem Kapitän erwarten wir, ein Vorbild zu sein und die Grundwerte des Vereines zu vertreten. Das war leider nicht immer der Fall.
Wir wissen, Sertan Günes ist für viele von uns DIE Identifikationsfigur beim WSK.
Wir bedauern zutiefst, dass wir diese Schritte setzten mussten, doch aufgrund all dieser belegbaren Tatsachen hielten wir eine vorläufige Suspendierung und eine mögliche Rehabilitation über die 1b für gerechtfertigt. Da es seitens Sertan Günes in einem Gespräch zwischen ihm und Teilen des Vorstands keine Einsicht eines Fehlverhaltens seinerseits gab, wurde von einer Rückkehr von Sertan Günes in die Kampfmannschaft abgesehen. Auch das Angebot eines möglichen Abschiedsspiels schlug er bereits im Vorfeld aus.
Heute im Nachhinein betrachtet, hätten wir nach den Vorfällen am 9. Jänner 2015 bereits einen Schlussstrich ziehen sollen, da es vermutlich schon zu diesem Zeitpunkt ein eher aussichtsloses Unterfangen war. Doch wir haben weiterhin versucht, die Wogen zu glätten und Sertan Günes eine Chance zu geben. Da hätte der Spieler noch 3 Wochen Zeit gehabt sich einen neuen Verein zu suchen. Aber wie gesagt, auch wir sind nicht fehlerfrei.
Bereits im Sommer 2014 wollte Herr Kurt Jusits nicht mehr mit Sertan Günes planen. Wir konnten beide Parteien davon überzeugen, noch eine Saison gemeinsam zu arbeiten. Das Ende der Geschichte ist leider ebenfalls bekannt.
Schließlich hat uns das nicht autorisierte Interview mit ostliga.tv, welches einen weiteren definitiven Vertragsbruch durch Sertan Günes darstellt, in unserer viel diskutierten Entscheidung, Sertan Günes zu suspendieren, bekräftigt.
Auch wir sind über die Situation und deren Ablauf nicht glücklich, denken aber die aufgezählten Punkte sind weitreichend genug, einen Spieler zu suspendieren.
Der Vorstand des Wiener SK