Gehirnerschütterung: Schiedsrichter soll Spiel künftig für drei Minuten unterbrechen können
Nach regen Diskussionen mit den Mannschaftsärzten und den Konföderationen hat die Sportmedizinische Kommission der FIFA gestern bei einer Sitzung in Zürich beschlossen, dem Exekutivkomitee der FIFA einen Vorschlag für einen verbesserten Umgang mit solchen
Die FIFA ist bereits seit vielen Jahren auf diesem Gebiet aktiv und hat bereits mehrere Studien dazu durchgeführt und einige Konferenzen mit Beteiligung internationaler Sportverbände ausgerichtet, bei denen klare Empfehlungen für diesen Themenkomplex entwickelt wurden. Die Vorfälle bei der WM haben indes gezeigt, dass die Rolle der Mannschaftsärzte gestärkt werden muss, damit bei Verdacht auf Gehirnerschütterung ein korrektes Vorgehen auch in der hitzigen Wettkampfatmosphäre sichergestellt ist. Drei Minuten unterbrechen bei Verdacht Nach regen Diskussionen mit den Mannschaftsärzten und den Konföderationen hat die Sportmedizinische Kommission der FIFA gestern bei einer Sitzung in Zürich beschlossen, dem Exekutivkomitee der FIFA einen Vorschlag für einen verbesserten Umgang mit solchen Fällen vorzulegen. Demnach kann ein Schiedsrichter in Zukunft bei Verdacht auf Vorliegen einer Gehirnerschütterung das Spiel für drei Minuten unterbrechen, um dem Mannschaftsarzt die Gelegenheit zu geben, auf dem Spielfeld eine Untersuchung durchzuführen und festzustellen, ob tatsächlich eine Gehirnerschütterung vorliegt. Der Schiedsrichter gestattet dem verletzten Spieler das Weiterspielen nur mit Zustimmung des Mannschaftsarztes, der somit das letzte Wort hat. Die Sportmedizinische Kommission unter Vorsitz von Dr. Michel D'Hooghe betonte außerdem, dass ein Weiterbildungsprogramm für Mannschaftsärzte, Trainer, Schiedsrichter, Offizielle und Spieler eingeführt werden sollte. Auf der Sitzung der Sportmedizinischen Kommission wurde zudem ein Bericht zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ vorgelegt, die aus medizinischer Sicht ein voller Erfolg war. Es gab einen Rückgang der Verletzungen und keine positiven Dopingkontrollen. Die Anzahl der Verletzungen, die bei der FIFA Fussball-WM Korea/Japan 2002™ noch 2,7 pro Spiel betragen hatte, auf 1,7 bei der FIFA Fussball-WM Brasilien 2014™ zurück. Im Vergleich zu früheren Turnierauflagen wurden zudem weniger Verletzungen durch Fouls verursacht, was auch auf Verbesserungen im Schiedsrichterwesen hindeutet. Kein positives Dopingresultat bei der WM Erstmals mussten sich bei dieser WM alle teilnehmenden Spieler auch außerhalb des Wettbewerbs Dopingkontrollen unterziehen, die zusätzlich zu den routinemäßigen Kontrollen während des Turiners durchgeführt wurden. Während des Turniers wurden 256 Proben genommen, weitere 777 außerhalb des Turniers. Bei keiner einzigen Probe gab es ein positives Resultat. Trotz anfänglicher Bedenken bezüglich der Praxis, alle Proben zur Analyse in die Schweiz zu transportieren, da in Brasilien kein akkreditiertes Labor existiert, kamen alle Proben fristgemäß an. Die Analysen des Labors in Lausanne konnten somit stets zwei Tage vor dem nächsten Spiel des jeweiligen Teams abgeschlossen werden. Die WM in Brasilien bedeutete auch einen weiteren wichtigen Schritt in Bezug auf die Einführung des so genannten Biologischen Profils der Athleten. Mittlerweile sind 1.300 Spieler aus 55 Ländern in der Datenbank der FIFA enthalten. Davon wurden 470 Spieler bereits mindestens zwei Mal getestet, einige sogar bis zu sieben Mal. Schließlich befasste sich die Sportmedizinische Kommission auch mit der Ebola-Epidemie und deren Auswirkungen auf den Fussball in den betroffenen afrikanischen Ländern. Basierend auf den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde beschlossen, dass die FIFA vorerst keine Reiseverbote für die betroffenen Länder verhängt. Die Kommission schlug jedoch die Verschiebung aller nicht dringenden und nicht unbedingt erforderlichen Kurse in den betroffenen Ländern vor. Die Sportmedizinische Kommission sucht dringend nach Möglichkeiten, den Kampf gegen Ebola in den betroffenen Ländern zu unterstützen. Hierzu soll die Strahlkraft des Fussballs genutzt werden, um wichtige Informationen zur Verhütung der Krankheit zu verbreiten. Wir werden mit der Weltgesundheitsorganisation kooperieren, um effektive Maßnahmen zur Ebola-Prävention zu eruieren, sagte Professor Jiri Dvorak, medizinischer Leiter der FIFA.