Rapid präsentiert Maßnahmenkatalog gegen Homophobie und legt Protest gegen Urteil ein
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Rapid präsentiert Maßnahmenkatalog gegen Homophobie und legt Protest gegen Urteil ein

Nach dem Urteil des Senat 1 gegen mehrere Spieler des SK Rapid kündigt Rapid-Präsident Alexander Wrabetz Protest an. Außerdem präsentiert der Verein umfassende Maßnahmen an, mit denen in Zukunft gegen Diskriminierung vorgegangen werden soll.

Am Montagabend gab der Senat 1 die Urteile für mehrere Spieler des SK Rapid, sowie Co-Trainer Stefan Kulovits bekannt - für die Beteiligung an homophoben Sprechchören nach dem Wiener Derby wurden mehrere unbedingte Sperren ausgesprochen. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag kündigte Präsident Alexander Wrabetz an, Protest beim Protestkomitee einzulegen. Angesichts der gezeigten Reue der beteiligten Personen und ihrer Bereitschaft, an Maßnahmen zur Wiedergutmachung und Sensibilisierung mitzuwirken, hätte es nach seiner Auffassung in einigen Fällen auch bei bedingten Strafen bleiben können. In diesem Zusammenhang verwies Wrabetz auf einen Vorfall in Frankreich, bei dem Spieler von Paris Saint-Germain zu einer bedingten Sperre von einem Spiel verurteilt wurden. Der Protest hat keine aufschiebende Wirkung, Guido Bugstaller, Marco Grüll, Niklas Hedl, Thorsten Schick und Maximilian Hofmann verpassen damit jedenfalls das kommende Bundesligaspiel gegen Austria Klagenfurt, das über eine Platzierung in der Meistergruppe entscheidet. 

 

Der Rapid-Maßnahmenkatalog

Neben Alexander Wrabetz präsentierte auch Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger einen Maßnahmenkatalog, mit dem in Zukunft gegen Homophobie und Sexismus innerhalb des Vereins vorgegangen werden soll. Auch dem Senat 1 wurde dieser vor der Festlegung des Urteils vorgestellt. Auf einer Pressekonferenz erklärte sie: "Ich darf auf das Leitbild des SK Rapid verweisen, in dem sich der Verein zu Vielfalt und einer offenen Gesellschaft bekennt. Leider ist es nicht, so, dass alle Teile der Rapid-Familie das Leitbild auch in emotionalen Ausnahmesituationen im Kopf präsent haben, und wir deswegen etwas verändern müssen". Unter anderem werden die genannten Spieler dazu verpflichtet, auf eigene Kosten Sensibilisierungskurse zu besuchen und freiwillig Organisationen, die sich gegen Diskriminierung einsetzen, unterstützen. Sollten diese Auflagen nicht erfüllt werden, behält sich der Verein Sanktionsmöglichkeiten vor. Zudem werden pädagogische Konzepte für den Nachwuchsbereich ausgearbeitet, in denen die relevanten Themen behandelt werden - auch Führungskräfte sollen Schulungen erhalten. Mit Blick auf den gesamten Verein und die Fans wird eine kritische Selbstreflexionsstudie in Auftrag gegeben, die den Ursprung von Homophobie im Fußballstadion untersuchen soll.

Hanappi-Egger, die bei der Erstellung des Kataloges eine federführende Rolle innehatte, beendete dafür einen beruflichen Aufenthalt in Griechenland frühzeitig. "Das ist ein langfristiger Prozess, viele Dinge müssen strukturell verankert werden", erklärte sie unter anderem. Man habe aber einen strikten Zeitplan für die Umsetzung, die Arbeit soll Zeitnah beginnen. 

 

Alle Punkte des Katalogs im Überblick:

1. Verantwortung übernehmen
Die an den Vorfällen beteiligten Spieler und Funktionäre sind sich ihrer Verfehlungen bewusst und bereuen diese zutiefst. Sie übernehmen Verantwortung für ihr Handeln und werden freiwillig entsprechende Organisationen gegen Diskriminierungen unterstützen. Weiterhin werden sie sich aktiv als Botschafter für das Leitbild des SK Rapid gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung einsetzen.

2. Nachschärfung der persönlichen Verantwortung in den Arbeitsverträgen
Der SK Rapid wird in allen Arbeitsverträgen festlegen, dass sich die Mitarbeiter:innen vollumfänglich zu dem Leitbild des SK Rapid bekennen und entsprechend handeln. Gleichzeitig wird der Ethikrat beauftragt, entsprechende Sanktionsmechanismen bei Verstößen zu erarbeiten und konsequent umzusetzen.

3. Sensibilisierung und Kompetenzerweiterung
Alle an den Vorfällen beteiligten Spieler und Funktionäre unterziehen sich einer verpflichtenden Sensibilisierungsschulung, die über ihre erbrachten Eigenleistungen finanziert wird. Für einen langfristigen Effekt werden insbesondere Führungskräfte, Fanbetreuung und Schlüsselpersonen kontinuierlich hinsichtlich Homophobie, Sexismus und Diskriminierungen jeglicher Art diversitätskompetent geschult.

4. Stärkung der Zusammenarbeit mit einschlägigen Institutionen
Der SK Rapid evaluiert verschiedene Kooperationsmöglichkeiten mit gegen Homophobie und Diskriminierung engagierten Institutionen und Vereinen und setzt entsprechende Kooperationsprojekte um. Darüber hinaus wird mit den Diversitätsbeauftragten der Sponsoren an gemeinsamen Themen gearbeitet.

5. Vermittlung der Werte des SK Rapid in der Nachwuchsarbeit
Der SK Rapid baut entsprechende pädagogische Konzepte in seine Nachwuchsarbeit ein, mit Fokus auf die Akademie, da gerade diese Phase für das Selbstverständnis als Fußballer:in besonders wichtig ist. Der SK Rapid will damit auch seiner erzieherischen Funktion gerecht werden und das inklusive Leitbild des Vereins in der Nachwuchsarbeit vermitteln.

6. Diversitätskompetenz intern fördern
Es wird eine Position eines/einer Diversitätsbeauftragten mit einem entsprechenden Aufgabenprofil geschaffen.

7. Einsetzen eines Change-Teams
Der SK Rapid identifiziert Keyplayers, neben Schlüsselspieler:innen aus den Männer- und Frauenteams unterschiedliche Mitglieder aus der Rapid-Familie, die intensiv an der Veränderung der Sport- und Vereinskultur mitwirken und sich als Fürsprecher:innen und Testimonials zur Verfügung stellen werden.

8. Breite Kommunikation des Leitbildes
Das Leitbild des SK Rapid, welches Diskriminierungen jeglicher Art verurteilt, wird allen sichtbar in Erinnerung gerufen, durch u.a. Bedrucken auf Getränkebechern, Publikationen und Sichtbarmachung im Stadion. Darüber hinaus werden neue Dialogformate mit der aktiven Fanszene entwickelt und umgesetzt.

9. Der SK Rapid schafft positive Anreize für Initiativen gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung
Es wird ein eigener Preis für die besten Fan-Initiativen gegen Diskriminierung ausgelobt.

10. Forcierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Anti-Diskriminierung im Fußballsport
Der SK Rapid führt eine Studie zum Umgang mit Homophobie im Fußballstadion durch und startet die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen. Ein (internationaler) Kongress wird den wissenschaftlichen Diskurs fördern und Umsetzungsstrategien erarbeiten.

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