Mein Verein, wie ich ihn nie wollte"
111 Jahre ist unser Verein heuer alt, meine persönliche 25. LASK-Saison begann gestern mit dem Sieg gegen Altach – eigentlich ein Grund zu feiern, gäbe es nicht einige Entwicklungen bei unserem geliebten Sportklub, die ich schon seit einiger Zeit mit Sorge beobachte, in weniger feinen Worten: die mich richtig richtig ankotzen.
Ein Gastbeitrag von seit1908.at-Redakteur Christoph Zeppetzauer
Die Causa Juniors Oberösterreich
Wohl das aktuell verlogenste Kapitel des österreichischen Fußballsports, das derzeit geschrieben wird. Ja, der LASK bewegt sich mit diesem Satellitenklub im rechtlichen Rahmen. Ja, es dient als Plattform für junge Talente, von denen natürlich jeder froh ist, den Eintritt in den Profifußball so schaffen zu dürfen. Und ja, es ist moralisch verwerflich, Geld für einen Satellitenklub zu beziehen, der in den Dressen der Kampfmannschaft, im gleichen Stadion, mit der gleichen Taktik, mit 30-40% der gleichen Spieler spielt. Der LASK betreibt Wettbewerbsverzerrung zu Lasten unserer Konkurrenten, aber auch zu Lasten ehrlich arbeitender Zweitligateams, die mit Müh und Not Budget in Amstetten, Steyr oder Lafnitz zusammenkratzen, um ihren Traum zu leben. Dass man jetzt auch noch mit den Juniors den Cup beehrt, ist das Tüpfelchen auf dem I – beide Vereine hätten sich ein Aufeinandertreffen in Runde 2 verdient.
Die Schändung des schwarz-weißen Dresses
Der LASK hat es zum 111. Geburtstag geschafft, die hässlichste rosa Littfasssäule (böse Zungen sagen Heimdress dazu) aller Zeiten zum Kreieren. Nicht nur, dass man sich komplett an eine bestehende CI (rosa-grau, zumindest ohne blau) eines Neusponsors anbiedert, man verleugnet die zwei Farben, die diesen Verein groß und zu einer Legende gemacht haben. Dieses Dress ist eine Schande für unseren Verein und jeder, der an der Erstellung dieses Dresses mitgewirkt hat, dürfte persönliche Absichten über jene gestellt haben, die 90% im Umfeld des LASK für gut befinden. Damit man mich nicht falsch versteht – ohne Geld ka Musi und man freut sich, wenn neue Sponsoren den LASK unterstützen wollen. Aber alles in einem abgesteckten Rahmen, den der Verein vorgibt und den nicht der Sponsor aussucht. In diesem Falle eine völlige Verfehlung der Absicht, dass man einen LASK-Spieler am Dress erkennt, man könnte es auch als Wäsch der Firmenmannschaft auslegen. Im nächsten Jahr wäre der LASK dringend gut beraten, wieder zurück zu den Wurzeln zu kehren.
Das Marketing
Zwar bekommt das Zebra im neuen Look einen neuen Auftritt, man findet es aber nicht Wert, eine Saisoneröffnung zu planen, die ihren Namen auch verdient und wo man nicht erst von einem Stadion zum anderen wandern muss, ehe man die Chance hat, die neuen Spieler vorgestellt zu bekommen. Dafür aber Klatschhilfen, Apps die wenige brauchen und das Gefühl, beim LASK hinter den Sponsoren ein Fan zweiter Klasse zu sein. Generell sind die dargebrachten Marketing-Aktionen keines Bundesligisten würdig. Wie man beispielsweise im Merchandise einiges auf die Beine stellen kann, oder Inhalte aus dem Klub rüberbringt, zeigen wesentlich kleinere Vereine, wie der WAC oder Altach, wesentlich kompetenter vor. Das ist keine Geldfrage, das ist mehr eine Prioritätsfrage. Und dem eigenen Fan ein bisschen etwas zu bieten und ihn dafür auch noch freiwillig zahlen zu lassen, ist dem LASK-Vorstand offenbar wurscht. Lieber im VIP-Klub noch ein Flascherl mehr köpfen und ein Schnittchen mehr mampfen, weil die VIPs zahlen ja den Großteil von Brot und Spielen.
Wie war das mit der Ausstiegsklausel?
Lang und breit erklärt Werner und Gruber in zahlreichen Interviews, dass der LASK keine Verträge mit AKs abschließt und man nicht verstehe, wieso sich einige Vereine auf dieses Spiel mit Beratern und Spielern einließen. Dann kam der Fall Ullmann und mit ihm die Gewissheit, dass man auch von Gruber und Werner nicht immer die Wahrheit hört, vermutlich wär es oft gescheiter, 50% der sportlichen News zu überhören, weil es ohnehin kein Mensch überprüfen kann. Aber die Häme von vielen Seiten war groß, auch wenn sich der gute Max vermutlich noch nicht im Klaren darüber ist, wie schwierig es als Spieler bei Rapid sein kann. Aus Sicht der Verantwortlichen wäre es manchmal gescheiter, den Ball flach zu halten, und nicht den großen Zampano zu spielen und jede Meldung großspurig zu kommentieren. Sonst kann es leicht sein, dass einem solche Aussagen um die Ohren fliegen, dass man keinen Spieler an die Konkurrenz mit Ausnahme von RB abgibt.
Kommunikation mit der Kurve
Ich durfte mir gestern aus Sicht des Vereins und aus Sicht der Landstrassler die Situation rund um das Hausverbot eines Vorsängers schildern lassen, das erst am Freitag ganz charmant per Email eingetrudelt war und das dann auch zum Stimmungsboykott geführt hat. Die Kommunikation war in den letzten 25 Jahren oft verbesserungswürdig, in letzter Zeit aber meinem Gefühl nach wieder besser. Mit so einer Aktion lässt man nicht nur notwendige Kommunikation vermissen, man agiert von oben herab und walzt mit der Dampfwalze einfach drüber. Hier ist es dringend notwendig, dass der Verein einmal in sich geht, ob die Vorgangsweise im Nachhinein betrachtet wirklich klug war. Weil ohne die organisierte Szene und einen gesunden Mittelweg im Miteinander geht es nicht – wer ihren Beitrag verkennt, der hat für die Emotionen des Fußballs nicht viel über. Den vielfach grbrauchten Hashtag #gemeinsamsindwirlask leben vor allem die Fans untereinander, im Zusammenspiel Klub und Fans kann man dies nicht behaupten.
No one likes us, we don’t care
Ein beliebter Spruch und auch jahrelang etwas, womit ich mich als LASKler recht wohl gefühlt habe. Gerade aber weil ich seit vielen Jahren nicht mehr in Oberösterreich wohne und viel mit Fans anderer Klubs zu tun habe, merke ich in den letzten Wochen und Monaten einen Stimmungswandel. Für den LASK gab es in den letzten Saisonen so etwas wie Respekt und Anerkennung, dass man den Verein aus der 3. Liga wieder hochgehievt hat. Mittlerweile geht der Trend wirklich da hin, dass der LASK ein Red Bull II Konstrukt wird bzw. sich schon geschaffen hat. Und das wird auch anderswo wahrgenommen und schadet dem Stimmungsbild bei anderen Fußballfans massiv. Nicht aus sportlicher Hinsicht, sondern aus wirtschaftlich/politischer Hinsicht blickt man dem LASK skeptisch entgegen. Und das ist mein Verein, wie ich ihn nie wollte.