IG-Referee: "Sedlacek als SR-Boss ungeeignet und rücktrittsreif"

In einer Aussendung kritisiert die IG Referee die Aussagen von Schiedsrichterboss Robert Sedlacek scharf und fordert diesen zum Rücktritt auf.

Die Aussendung der IG Referee im Wortlaut:

Als Reaktion auf unsere Pressemeldung bezüglich der Sperre von BL-Schiedsrichtern nach zwei schweren Fehlern äußerte sich der Vorsitzende der ÖFB-Schiedsrichterkommission, Robert Sedlacek, in der Printausgsbe der Kleinen Zeitung vom 22.8.2019 auf die Frage, warum sich die Fehler der Schiedsrichter zuletzt häuften, wie folgt:

„Nach einer ausgedehnten, internen Diskussion wissen wir, dass es Beispiele gibt, bei denen Schiedsrichter nicht die optimale Entscheidung getroffen haben, weil sie es sich lieber angenehm machen wollten. Sie wollten keine Entscheidung treffen, die nicht bei allen gut ankommt, weil sie vielleicht gegen einen Verein geht. Da wurde auf eine elegante Weise ein Strafstoß oder eine Rote Karte nicht gegeben und somit eine etwas schlechtere Bewertung in Kauf genommen, anstatt eine Entscheidung zu fällen, die dem Regelwerk und unseren Weisungen entspricht.“

Wir empfinden Robert Sedlaceks Aussagen in der “Kleinen Zeitung” als pauschalen Vorwurf möglicher Korrumpierbarkeit, Parteilichkeit und mangelnden Pflichtbewusstseins von Schiedsrichtern der österreichischen Bundesliga. Er bezichtigt seine Schiedsrichter der bewussten Missachtung von Fußballregeln und Weisungen. Diese würden sogar eine schlechtere Bewertung in Kauf nehmen.
Robert Sedlacek nennt weder konkrete Namen noch bezieht er sich auf gegenständliche Vorkommnisse, so dass diese Unterstellungen auf alle BL-Schiedsrichter Österreichs pauschal zurückfallen. Ab sofort muss jeder Schiedsrichter Österreichs bei jedem Spiel mit dieser Pauschalverdächtigung seine Tätigkeit ausüben. Sedlaceks Aussagen sind nicht nur unhaltbar, sondern in aller Deutlichkeit zurückzuweisen.

Sedlacek als SR-Boss ungeeignet und rücktrittsreif

Bernhard Brugger: "Ein Schiedsrichterchef, der derartige Äußerung öffentlich trifft, ist für die Verwaltung von Schiedrichterangelegenheiten ungeeignet und rückrittsreif. Gleiches gilt für die Mitglieder des SR-Elite-Bereichs, die den Aussagen entsprechend von den angesprochenen inkriminierten Vorkommnissen gewusst haben müssen, da offenbar Beispiele dieses vermeintlichen Missstands laut Sedlacek intern intensiv diskutiert wurden.”

Kaste reformunfähiger Funktionäre

Der Vorsitzende der ÖFB-Schiedsrichterkommission zählt zur Kaste der reformunfähigen Funktionäre rund um Ex-SR-Manager Fritz Stuchlik. Der Fall um den gefallenen SR-Manager wurde nie aufgearbeitet. Der Verband hüllt sich seitdem in Schweigen - ein Zeichen von Intransparenz und dem fehlenden Willen, Versäumnisse einzugestehen und eine nötige Kurskorrektur vorzunehmen.
Brugger: “Sedlacek und Co dilettieren bestenfalls in ihren Funktionen, sie verfügen aber nicht über die nötigen Voraussetzungen, um dieser verantwortungsvollen Aufgabe nachzukommen. Mit ihren Handlungen betreibt die SR-Führung nicht die Vorantreibung von SR-Interessen, sondern vielmehr Schiedsrichtervertreibung.”

Ansehen des SR-Wesens geschadet

Interessant erachten wir in diesem Zusammenhang eine Bestimmung aus der ÖFB-Schiedsrichterdisziplinarordnung, die - vor allem SR trifft - aber auch für Funktionäre gilt. Demnach kann eine dieser Ordnung unterliegende Person, die durch ihr Verhalten als Offizieller (...) das Ansehen des Schiedsrichterwesens verletzt, mit einer Sperre von 2 Wochen bis 12 Monaten bestraft werden. In besonders schweren Fällen oder im Wiederholungsfall kann sogar eine Streichung von der Schiedsrichterliste erfolgen. Den Tatbestand der Verletzung des Ansehens des SR-Wesens sehen wir aufgrund der getätigten Aussagen Sedlaceks in dessen Funktion erfüllt.

Ungeachtet dessen bleibt Fakt: Wir fordern mehr denn je ein professionelles Funktionärswesen, das imstande ist, seine Aufgaben im Dienste des Fußballsports zu erfüllen. Es rächt sich, dass sich der ÖFB bis jetzt immer gegen ein professionlisiertes Schiedsrichterwesen gewehrt hat. Viele von der IG Referee in der Vergangenheit kritisierten Zustände wirken sich nun negativ auf die österreichische Schiedsrichterentwicklung aus (siehe z.B. Funktionäre / Einführung des VAR).

Im konkreten Fall darf sich die Sportöffentlichkeit eine entsprechende Stellungnahme des ÖFB zu den getätigten Vorwürfen des SR-Chefs erwarten.