Scharfe Kritik: "Haben mehrmals vor den Folgen des 'Systems Stuchlik' gewarnt"

Die Interessensgemeinschaft (IG) Referee hat in einer Aussendung das intransparente Vorgehen des ÖFB rund um die Auflösung des Dienstvertrags mit Fritz Stuchlik scharf kritisiert.

Die Aussendung der IG Referee im Wortlaut:

IG Referee-Sprecher Bernhard Brugger: „Die knappe Presseaussendung des ÖFB wird der tatsächlichen Aufklärung der Causa nicht gerecht. Die IG Referee hat offenkundige Missstände im ÖFB-Schiedsrichterbereich jahrelang kritisiert und den ÖFB wiederholt darüber in Kenntnis gesetzt, ohne ernsthaft angehört zu werden. Der Verband hat sachliche Kritik stets abgeschmettert und vor absehbaren Fehlentwicklungen die Augen verschlossen, er hat die Machtkonzentration des ehemaligen Elite-Managers nicht ausreichend kritisch beleuchtet und blieb zu lange untätig – das war ein schwerwiegender Fehler und ist seinen anvertrauten Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern gegenüber als unprofessionell und unverantwortlich zu erachten. Österreichs Referees verdienen einen neuen Stil der Professionalität und Menschlichkeit. Es ist höchste Zeit für eine Kurskorrektur.“

Seit der Veröffentlichung des offenen Briefes von Harald Ruiss 2012 hat die IG Referee laufend Missstände und Fehlentwicklungen im ÖFB-Schiedsrichterwesen aufgezeigt, sie hat mehr als einmal vor den Folgen des „Systems Stuchlik“ gewarnt. Autoritätsanmaßung, Selbstinszenierung und übersteigerte persönliche Positionierung in Form von Ämterkumulation: All das wurde aller Warnungen und Vorkommnissen zum Trotz jahrelang toleriert.

Jetzt ist - unmittelbar nach seinem letzten Auslandseinsatz als Beobachter - das eingetroffen, was den Verantwortlichen in Österreich schon lange klar sein musste: Das intransparente System der einseitigen Machtkonzentration hat Schiffbruch erlitten. Die ÖFB-Schiedsrichterkommission trägt die volle Verantwortung hierfür und ist aufgefordert, eine lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse zu garantieren. Ihre Führung muss sich eingestehen, dass die IG Referee mit ihrer Haltung gegenüber „Fritz Stuchliks System“ richtig lag, sie hat sich neu aufzustellen und zu lernen, Kritik nicht als Angriff auf ihre Institution zu sehen, sondern als Chance zur Weiterentwicklung. Der ÖFB hat viel zu tun, will er die angesprochenen Fehlentwicklungen der letzten Jahre ernsthaft korrigieren und einen neuen Weg aus der Krise in die Zukunft finden.

In Anbetracht der aktuellen Vorkommnisse appellieren wir an den ÖFB, die ausständige Kursänderung ehrlich, spürbar und vor allem konsequent vorzunehmen. Unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, deren Aufgaben auf dem Spielfeld immer komplexer werden, verdienen nicht nur einen neuen Stil an Professionalität, sie sollen künftig einen angemessenen, menschlich einwandfreien Umgang seitens der Schiedsrichterführung und ihres neu zu besetzenden Managers erwarten dürfen.

In unserem Bemühen um Verbesserung waren und sind wir die Stimme vieler Referees, denn wir stehen - wie auch in der Vergangenheit schon - unmissverständlich für die Professionalisierung des österreichischen Schiedsrichterwesens. Dieses Ziel war und ist es immer wert zu verfolgen - und das bis zur letzten Konsequenz.

 

Der ÖFB hat am Donnerstag-Vormittag in einem äußerst knappen Statement über die einvernehmliche Auflösung des Dienstvertrags informiert. Zuvor gab es jedoch Medienberichte, wonach Stuchlik ursprünglich eigentlich suspendiert wurde. Für Fritz Stuchlik gilt die Unschuldsvermutung.