Wacker Innsbruck-Fans erheben schwere Vorwürfe gegen Polizei und Rapid
Die Faninitiative Innsbruck erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei und den SK Rapid Wien.
Die Faninitiative Innsbruck äußert sich ausführlich zu den Vorkommnissen rund um das Auswärtsspiel von Wacker Innsbruck beim SK Rapid Wien. Die Stellungnahme im Wortlaut:
Stellungnahme der Faninitiative Innsbruck zu den Geschehnissen beim Bundesligaspiel des FC WACKER INNSBRUCK gegen Rapid Wien am 26. August 2018
Wie einigen Medien bereits zu entnehmen war, protestierte die Innsbrucker Fanszene mit einem Kurzauftritt im Hütteldorfer Weststadion gegen Schikanen der Polizei und des Ordnungsdienstes. Wie es dazu kam, möchten wir in folgender Aussendung zu erklären versuchen.
Die Anfahrt per Bahn verlief ohne für uns relevante Zwischenfälle. Ab Ankunft in Wien sah man sich, wie erwartet, einem stattlichen Polizeiaufgebot gegenüber. Auch die Dimension solcher Einsätze ist selten medial Thema, hat aber unseres Erachtens schon länger jeglichen Bezug zur Realität verloren. Das besonnene Verhalten der Fans und auch die Vorfreude auf das Auswärtsspiel sorgten dafür, dass es am Weg zum Stadion zu keinen nennenswerten Zwischenfällen kam. Immer wieder wurde der Fanmarsch gestoppt und das Bedrohungsszenario, welches man für ein paar Fußballfans schuf, hatte es natürlich in sich. Jedoch stellt dies keine Ausnahme dar - wer regelmäßig seinem Verein zu Auswärtsspielen folgt, muss sich damit mittlerweile zwangsläufig arrangieren.
Dass der Fußmarsch zum Stadion alles in allem sehr ruhig verlief, wurde auch mehrmals von polizeilicher Seite gewürdigt. Anscheinend zu ruhig für die 2. Kompanie der Wiener Einsatzeinheit, welche an diesem Nachmittag im Einsatz war. Komplett überraschend kam es kurz vor der Ankunft am Gästesektor zu einem Angriff auf den Fanmarsch. Eine Gruppe von BeamtInnen stürmte in den vorderen Teil der Gruppe und versuchte, wild um sich schlagend, einzelne Personen herauszuziehen. Nur das solidarische Verhalten aller Wackerfans verhinderte hier Schlimmeres. Wohlgemerkt wurde bis zu diesem Zeitpunkt weder Pyrotechnik gezündet, noch sonst irgendein strafrechtlich relevantes Verhalten gesetzt. Der Einsatzleiter gab sehr bald auf eine seiner Position inhärenten peinliche Art zu verstehen, wer hier das Sagen hat. In Anbetracht der polizeilichen Überzahl sah man sich jedoch gezwungen kühlen Kopf zu bewahren, um dennoch rechtzeitig vor Spielbeginn im Stadion zu sein. Dass eine Eskalation um jeden Preis gewünscht war, spürte man ab diesem Zeitpunkt deutlich.
So begaben sich die schwarz-grünen Fans unter Beschimpfungen so mancher Beamter in Richtung Stadioneingang. Hier wurde die anfängliche Verwirrung ob des Einlasses genutzt um gezielt Leute aus der Gruppe zu isolieren. Von mehreren Seiten wurden offenbar wahllos Personen markiert, die als nächstes dran seien. Grund für dieses Verhalten konnte auch auf Nachfrage keiner genannt werden. Und wieder war es dem solidarischen Zusammenstehen der AnhängerInnen zu verdanken, dass die Staatsmacht mit ihrem Vorgehen keinen Erfolg hatte. Die nun künstlich provozierte Verzögerung am Einlass, welche dazu führte, dass trotz Ankunft über eine Stunde vor Spielbeginn bald klar war, dass es unmöglich werden würde rechtzeitig im Stadion zu sein, schaukelte die Stimmung weiter auf.
Daraufhin trat der Ordnerdienst des Heimvereins auf den Plan. Komplett unbedenkliche Zaunfahnen die seit Jahren bei jedem Spiel dabei sind, mussten erst von 4 verschiedenen Personen abgesegnet werden, ehe man sich damit wieder ganz hinten in der Reihe anstellen durfte. Dieses schikanöse Vorgehen schien mit der anwesenden Polizei abgestimmt, so geschah nichts ohne die prüfenden Augen mehrerer Beamter. Den Höhepunkt bildete ein Spruchband, das trotz mehrmaliger Intervention auch von szenekundigen Beamten, vom Verein ohne Angabe von Gründen verboten wurde. All dies führte dazu, dass die letzten Auswärtsfans erst über 30 Minuten nach Spielbeginn die Kontrollen bis auf die Unterwäsche hinter sich gebracht hatten.
Sehr bald manifestierte sich der Gedanke, dass die Fanszene sich dieses Vorgehen nicht gefallen lassen würde und geschlossen das Stadion wieder verlässt. Entgegen vorheriger gegenteiliger Zusagen zeichnete sich nun auch noch das Kioskpersonal aus, in dem man Fans die Rückzahlung der Geldbeträge verweigerte, welche vorher auf eine eigene Stadionkarte gebucht wurden. Reihenweise in den Müll geworfene Karten zeugen davon, dass sich dieses Vorgehen für den Verein wohl ordentlich gelohnt hat. Nach dem Verlassen des Sektors wurden die AnhängerInnen bereits von offensichtlich übermotivierten Beamten erwartet. „Ihr Woamen ghört zammghaut!“, ist nur ein Beispiel für den homophoben Sprachgebrauch der Cops an diesem Nachmittag. Und obwohl Dienstnummern nach mehrmaligen Interventionen beim Kommandanten der WEGA herausgegeben und so gut es geht Videoaufnahmen gemacht wurden, fehlt uns ganz ehrlich gesagt auch die Muse, solche Sachen anzuzeigen. Die Gefahr einer Gegenanzeige inklusive Beschuldigungen bis hin zur schweren Körperverletzung einerseits, oder die zu erwartende Abreibung wenn das nächste Mal niemand hinschaut andererseits ist uns ein mit höchster Wahrscheinlichkeit eingestelltes Verfahren dann doch nicht wert. Wer daran zweifelt, möge sich die Diskrepanz zwischen Anzeigen im Zusammenhang mit Polizeigewalt und Verurteilungen zu Gemüte führen.
Für die Faninitiative Innsbruck ist der Glaube an Konsequenzen für die Verantwortlichen gering, zu sehr erschweren der Corpsgeist innerhalb der Staatsmacht und dessen Deckung durch die Politik eine unvoreingenommene Aufarbeitung der Geschehnisse. Die Stimmung im Land und führende Persönlichkeiten im Innenministerium, die sich solche Szenen insgeheim herbeisehnen um endlich hart durchgreifen zu können, tun ihr übriges. Und um ehrlich zu sein können wir es auch niemandem verübeln, der an unseren Ausführungen zweifelt. Wer nicht selbst in irgendeiner Form ungerechtfertigte Polizeirepression erlebt hat, kann sich schwer vorstellen wozu die Damen und Herren in Uniform bereit sind.
Wir als Faninitiative sehen es unter anderem als unsere Aufgabe darauf hinzuweisen, eine Gegenöffentlichkeit zu ermöglichen und Betroffenen Gehör zu verschaffen. Somit bleibt uns nur der Versuch Druck auf alle Beteiligten und deren Handlanger, auf Bundesliga und Vereine sowie politisch Verantwortliche auszuüben um der ausufernden Repression gegen organisierte Fußballfans Einhalt zu gebieten. Sich derartiges Verhalten nicht gefallen zu lassen, nicht trotzdem einen aufgesetzten Zirkus im Sektor zu veranstalten und damit solche Vorgehensweisen auch noch zu legitimieren gehört für uns als erster Schritt dazu.
Faninitiative Innsbruck, August 2018