ÖFB: Von einigen Erfolgsgeschichten und zwei Sorgenkindern

Noch bevor das erste Mal das österreichische Nationalteam im März um Punkte für die Euro 2016 kämpft, zog ÖFB-General Gigi Ludwig eine wirtschaftliche Bilanz. Demnach sind alle ÖFB-Sponsorenpakete verkauft, das Budget betrug 2014 rund 27 Mio. Euro. Wenige

 

Insgesamt 26 Sponsorengespräche wurden laut Gigi Ludwig im Auftrag des ÖFB im Jahr 2014 geführt, „dabei gab es nur eine Absage, mit drei weiteren Partnern laufen die Gespräche gerade, zwei Abschlüsse stehen unmittelbar bevor", sagte Ludwig. Mit den ÖBB, Sports Direct und T-Mobile konnten 2014 drei neue Partner begrüßt werden.

 

Budget von 27 Mio. Euro
Im vergangenen Jahr verzeichnete der ÖFB ein Budget von 27 Mio. Euro. „16-18% des Budgets erwirtschaften wir durch die Zuschauer, 44-45% durch die TV-Verträge und das Sponsoring, knapp über 1% durch Merchandising", erklärt Ludwig auf Nachfrage von 90minuten.at. Der Rest – rund 35% bzw. 10 Mio. Euro - wird laut Ludwig durch Förderungen, FIFA/UEFA-Gelder, Sportförderungen, Mitgliederzahlungen und Refundierungen gedeckt. Wie sich diese Beträge der restlichen 35% genau aufteilen, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Wie sich eine mögliche Qualifikation zur Euro 2016 auf das ÖFB-Budget auswirken würde, wollte Ludwig nicht prognostizieren: "Es wird jedenfalls kein Verlust für den ÖFB werden, auch wenn die Quartiere in Frankreich mit 20.000 - 70.000 Euro pro Tag nicht gerade billig sind."

 



 

Merchandising soll ausgebaut werden
Lediglich 350.000 Euro kommen derzeit durch Merchandising zustande, was Ludwig nicht zufriedenstellt. Mit einem Relaunch der digitalen Kanäle soll hier künftig mehr Umsatz erreicht werden. Dafür werden zusätzlich 350.000 Euro aus dem ÖFB-Budget locker gemacht, um den ÖFB im weltweiten Internet fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Einzelne Facebook-Postings wie im November 2014 zeigten, wie groß die Strahlkraft des ÖFB auf Facebook sein kann (siehe Posting).

 



 


Bei Brust-Sponsor „leider" keine Bewegung
Eine weitere potenzielle Einnahmequelle bleibt dem ÖFB jedoch vorerst weiterhin verschlossen: Bei der Vermarktung der Länderspiel-Trikots mit einem Brustsponsor sieht Ludwig „leider" keine Bewegung Seitens der FIFA, obwohl „viele kleinere und mittelgroße Verbände dafür wären, aber die Begeisterung bei den Traditionalisten auf der Insel ist enden wollend", so Ludwig gegenüber 90minuten.at. Ludwigs Idee – angelehnt an die Regelung für die Champions- und Europa-League: ein Brustsponsor pro Team. Derzeit dürfen die Nationalteams nur in den Trainings mit Sponsoren-Trikots spielen.

 

Mehr Zuschauer im TV und im Stadion
Die erfolgreich abgeschlossenen Sponsorenverhandlungen sind nicht zuletzt auch aufgrund der guten medialen Präsenz des ÖFB-Teams zustande gekommen. Im Schnitt sahen 824.000 Zuschauer pro Spiel die Länderspiele im Jahr 2014 (2013: 784.000 Zuschauer pro Spiel). In den vergangenen sieben Jahren gab es eine deutliche Steigerung (siehe Grafik). Insgesamt kam der ÖFB über alle Medienkanäle im Jahr 2014 auf einen Werbewert von 65,742 Mio. Euro. Allein der Doppeltermin im November mit dem Qualifikations-Spiel gegen Russland und dem freundschaftlichen Match gegen Brasilien brachte einen Werbewert von 21,081 Mio. Euro. Die beiden Spiele erreichten auch die größte Zuschauerzahl im TV mit 1,229 Mio. (Russland) bzw. 1,254 Mio. (Brasilien). Der meiste Werbewert wird durch den Einsatz der Interview-Wand erzielt, knapp gefolgt von der Bande und den Trikots.

 

Einschaltquoten ORF 2014

oefb TV Einschaltquoten 2014

 

Entwicklung durchschnittliche Einschaltquoten ORF 2007-2014

TV einschaltquoten 2007 bis 2014

 

Schwankend ist – trotz des sportlichen Erfolgs - jedoch die Anzahl der übertragenen TV-Stunden im: Widmete sich der ORF im Jahr 2011 rund 50 Stunden dem Nationalteam, waren es im vergangenen Jahr „nur" 40 Stunden, was sich aber auch durch weniger Spiele im Jahr 2014 erklären lässt. Spitzenwert ist das Euro Jahr 2008 mit 57 TV-Stunden.

 

Auch im Stadion entwickelte sich die Zuschauerzahl positiv. Mit einem Schnitt von 37.417 Zuschauern pro Spiel erreichte der ÖFB den höchsten Wert seit 2008, als man vor durchschnittlich 39.817 Fans kickte. Ein Wert, der laut Ludwig übrigens nicht mehr erreicht werden kann, da die zusätzlichen Tribünen der Euro 2008 wieder abgebaut wurden.

 

Entwicklung Durchschnittliche Zuschauer im Stadion 2007 - 2014

Entwicklung zuschauer stadion oefb 2007 bis 2014

 


Happel Stadion Securiy Gepa Pictures

 

Sorgenkind Ernst Happel Stadion

 

Sorgenkinder Nationalstadion und ÖFB-Samsung-Cup

Bei all den Erfolgsgeschichten gibt es aber auch zwei Themen, die nicht so positiv besetzt sind: Nationalstadion und ÖFB-Cup. Beim Thema Nationalstadion ist Gigi Ludwig weniger gesprächig als bei den Wirtschaftskennzahlen:  "Das Thema ist eine 'Never Ending Story'", so Ludwig und verweist so wie auch schon Leo Windtner auf die Arbeitsgruppe "2020", die bis Juni Vorschläge herausarbeiten soll. Mehr gäbe es derzeit dazu nicht zu sagen. 

 

"Cup ist kein Stiefkind"

Eine generell positive Entwicklung sieht Ludwig beim ÖFB-Cup: "Ich verwehre mich dagegen, dass der Cup ein Stiefkind ist. Wir haben vieles getan, ein Konzept erarbeitet", so Ludwig, der unter anderem auf 13 Live-Spiele und einem höhen Zuschauerschnitt als in der Saison 2013/14 verweist. Zudem sind sämtliche Sponsoren-Verträge bis 2016/17 unter Dach und Fach. Dennoch sind 18.677 Zuschauer in den Achtelfinalpartien nicht zufriedenstellend, wie auch Ludwig zugeben muss: "Der Cup ist besser geworden, aber noch nicht optimal." Das Endspiel wird dieses Jahr am 3. Juni um 20:30 erstmals in der Primetime in Klagenfurt stattfinden. Ausnahme: Sollten Rapid und Austria ins Finale vorstoßen, findet das ÖFB-Samsung-Cup-Finale in Wien statt.