Und am Ende hat Joachim Löw doch recht
Wie schon beim Halbfinale Argentinien gegen Holland schweiften die Gedanken spätestens ab der 105. Minute in Richtung Elfmeterschießen ab. Aber der Reihe erst einmal gilt es festzuhalten, dass das Endspiel zwar in der Tat sperrig war, aber weit besser als
Argentinien hat plötzlich im Sturm den Brasilien-Komplex
Argentinien schaffte im Finale kein Tor und um Weltmeister zu werden, dafür hätte der entkräftete Lionel Messi dringend Unterstützung gebraucht. Aber Gonzalo Higuain durchlebte seine eigene Krise und war von seinem Abseitstor abgesehen ein Totalausfall. Fehlpässe ohne Ende, alle Zweikämpfe und Kopfballduelle verloren, schlimmer geht es nicht. Lavezzi war präsenter und arbeitete deutlich mehr, brachte aber keinen einzigen Abschluss zustande und auch Enzo Perez gelang fast nichts. Ob man den eingewechselten Agüero als glücklos oder formlos bezeichnet, geschenkt, auch er leistete keinen messbaren positiven Beitrag.
Offensiv hing also alles an Messi, der zwar nur höchst selektiv am Spiel teilnahm, aber wohl mit etwas besseren Mitspielern an vorderster Front heute durchaus den Weltmeistertitel für Argentinien erzwingen können. Denn im Mittelfeld agierten Mascherano und Biglia höchst überzeugend, das ganze Defensivverhalten war weltmeisterlich. Das von Schweinsteiger, der zudem eine überragende Laufleistung für die Geschichtsbücher zeigte, und Boateng allerdings auch.
Und am Ende hat Joachim Löw doch recht
Irgendwann schon vor der Ende der regulären Spielzeit schlich sich bei mir das Gefühl ein, dass Deutschland heute erstmals ein Elfmeterschießen verlieren könnte. Denn mit Podolski saß der sicherte Schütze auf der Bank und ungewohnterweise liefen da reichlich Wackelkandidaten rum. Kroos Lichtjahre von der Form aus dem Halbfinale weg, Klose schon draußen, Khedira nie drin, Schürrle und Götze agierten reichlich unglücklich, alles keine guten Voraussetzungen, um vom Punkt zu bestehen. Zudem parierte Romero im Halbfinale nicht nur den Innenverteidigerelfer von Vlaar, sondern auch einen richtig gut geschossenen Penalty von Sneijder.
Vercoacht von Löw, wie Kollege van Gaal zuvor? Von wegen, in der 113. Minute spielte ausgerechnet Götze in Mittelstürmerposition seine Klasse aus, nach einer Energieleistung von Schürrle über links. Der DFB belohnte sich somit mit acht Jahren Verspätung für die Klinsmann-Revolution aus 2006, geht im historischen Kontext in Ordnung so. Ebenso wie die Wahl von Messi zum Spieler des Turniers. Es bleibt aber das unangenehme Gefühl, dass der beste Fußballer der Neuzeit eventuell körperlich nie mehr an die Jahre 2005 bis 2013 anschließen können und seine Ära ohne WM-Titel zu Ende gehen wird. Russland 2018 wird diese Frage beantworten und neue aufwerfen.