Das traurige Ende der spanischen Ära

Während sich die Niederlande und Chile um den Gruppensieg duellierten, verabschiedete sich ein großes spanisches Team, das in den letzten zehn Jahren sicherlich mit dem Barcelona Pep Guardiolas diesen Sport stilprägend beherrschend, praktisch unter Aussch

 

Ich schrieb vor Beginn des Turniers, „Diesmal geht es sich nicht aus, aber warum eigentlich nicht?" und konnte die Gründe nicht benennen. Hätte man dieses Ende verhindern können? Oder hätte es ohnehin schon bei der EM 2012 passieren müssen, damals aber erwies sich der designierte deutsche Thornfolger durch sein Italientrauma als nicht satisfaktionsfähig.

 

Vor dem Turnier dachte ich noch, dass Del Bosque durchaus erfolgreich neue Reize setzen könnte, indem er um Iniesta, Xavi und Torres neues Personal wie eben Diego Costa gruppiert. Dies hat nicht funktioniert, von Costa wird nur der außergewöhnlich gut herausgeholte Elfer gegen Holland in Erinnerung bleiben, eine Leistung, die allerdings zurecht wenig Chancen auf Lorbeeren mit sich bringt.


Richtig war also der fatalistische Ansatz mit „Diesmal geht es sich nicht aus", das „aber warum eigentlich nicht?" würde ich gerne streichen. Muss man die Zukunft Spaniens deshalb kritisch sehen? Nein, keineswegs. Die notwendigen und auf Grund der Verdienste nicht erzwingbar gewesenen Rücktritte der alten Garde werden nun kommen und man wird sich auf die unglaublich gut aufspielende Mannschaft der U21-EM von 2011 in Dänemark besinnen.

 

Australien – Kein unehrenhafter Salto Nullo...
...und mehr war auch nicht drin. Die Mannschaft ist im Umbruch und der Trainer war auch keiner, der mit einem Masterplan der Sonderklasse für ein Wunder hätte sorgen können. Gegen Chile und Holland hielt man brav mit und schnupperte an einem Pünktchen, vor allem dank der Klasse des alten Schlachtrosses Tim Cahill.


Die Lehrstunde gegen „das andere" Spanien im letzten Gruppenspiel ohne Cahill ist geschenkt, seit dem Holland-Spiel zählt ohnehin nur mehr die Vorbereitung auf den Asien Cup im kommenden Januar im eigenen Land. So wirklich hat sich in Brasilien aber niemand aufgedrängt, der in die Fußstapfen von Cahill, Neill, Kewell und Co. treten könnte.

 

Chile – Mit Herz und Hirn ins Achtelfinale

Chile hat es geschafft und eine der beiden europäischen Großmächte rausgekegelt und zugleich die Revanche gegen Spanien für 2010 geschafft. Leader und Herz der Truppe Arturo Vidal hat daran großen Anteil, ebenso wie die medizinische Abteilung die ihn entgegen aller Prognosen fit bekommen hat. Zweiter Erfolgsfaktor war, dass Alexis Sanchez als einziger der wenigen Barcelona-Spieler hier nicht eine veritable Unform mit nach Brasilien gebracht hat, ganz im Gegenteil. Das Hirn der Mannschaft ist aber Trainer Jorge Sampaoli, der Spanien auch systemtechnisch mit einem hochflexiblen 3-5-2 knackte und Taktikconaisseuren genau so viel Freude bereitet wie sein Vorgänger Bielsa.

 

Niederlande – Robben ist der Spieler der WM

Ja, die Abwehr von Holland ist nicht so toll, das zeigten die Australier auf und teilweise auch die Spanier bis zu deren Selbstauflösung in Spiel 1. Machte aber bisher nichts, denn im Schatten von Robben sehen Neymar, Messi oder Müller aus wie zweite Wahl. Van Persie hat auch eine Topform mit nach Brasilien gebracht und das reichte prompt schon für den Gruppensieg. Dass mit Sneijder, Kuyt und einige anderen der großen Namen jetzt noch nicht wirklich überzeugen konnten, das glich Sportkamerad Daley Blind mühelos aus, diesen können wir auch als eine der Entdeckungen des Turniers problemlos durchgehen lassen.

 

Nun werden aber die Karten neu gemischt. Und da sehe ich es gar nicht einmal so wichtig an, in welcher Konstellation es weitergeht, wenn im Laufe des Abends in Gruppe A die Frage 2 aus 3 und wer auf 1 geklärt wird. Dazu mehr morgen, wenn der Rückblick auf Gruppe A und der Ausblick auf diese Achtelfinalpartien ansteht.