Afrika Cup 2013 - Der Countdown
90minuten.at präsentiert als einziges Medium Österreichs eine exklusive Berichterstattung über den Afrika Cup 2013. Mario David Balda (Infos über den Autor) ist für 90minuten.at vor Ort und wird regelmäßig seine Eindrücke hier auf 90minuten.at posten! L
Rückblick auf die letzten beiden Turniere
Die CAF, das Pendant zur UEFA auf dem schwarzen Kontinent, mag in ihren Führungsstrukturen kein Vorbild an Transparenz sein, aber was die Originalität bei der Vergabe der Veranstaltungsorte für die Afrikameisterschaft ("Cup of Nations") betrifft, da bleibt sie völlig unerreicht. Nach den drei "gemütlichen" Turnieren Tunesien 2004, Ägypten 2006 und Ghana 2008 wählte man mit Angola in 2010 eine schon deutlich komplexere Variante. Das ölreiche Land baute zwar mit Hilfe der chinesischen Freunde, die schon zuvor in Ghana einige Stadien aus dem Boden stampften, tadellose Spielstätten, aber die großen Entfernungen und die auch nach Ende des Bürgerkriegs immer noch problematische Sicherheitslage außerhalb Luandas ließen nicht gerade Vorfreude auf ein Fußballfest aufkommen. Und so blieb von diesem Turnier auch der negative Höhepunkt des terroristischen Überfalls auf das Team Togo in Erinnerung, wodurch die politisch motivierte Entscheidung in der Exklave Cabinda Spiele auszutragen, von einer Kuriostät zur katastrophalen Fehlentscheidung mutierte.
Dass alles noch viel komplizierter gehen kann, bewies dann der Cup of Nations im vergangenen Jahr mit dem Doppelhost Gabun und Äquatorialguinea. Gefühlt ein Turnier mit vier Spielorten in vier verschiedenen Ländern, also ein kleiner Vorgriff auf die UEFA-Entscheidung zur EM 2020, die Platinis Idee der europaweiten Austragung umsetzen soll. Die Referenz für eine maximale Herausforderung in logistischer Hinsicht dürfte aber auch zukünftig die Fußball-Afrikameisterschaft 2012 bleiben. Wer das anzweifelt, dem sei vorgeschlagen, mittels Googlemaps einfach mal nur die Route zwischen den beiden am dichtesten gelegenen Stadien von Libreville und Bata auszutüfteln. Dass dann auch noch Sambia mit dem Sensationstitel ein Husarenstück gelang, vergleichbar Griechenland bei der EURO 2004, das passte fraglos optimal ins Bild. Dass die Regentschaft Sambias wohl nur 12 Monate andauern dürfte, das liegt daran, dass das Turnier nun wie von Sepp Blatter seit Jahren gefordert, auf die ungeraden Jahre wechselt, um der WM aus dem Weg zu gehen.
Die Stadien für 2013
Südafrika 2013 wird nun wieder ganz anders. Zum einen bewies man am Kap mit einer blitzsauber organisierten WM 2010, dass man dem Vergleich mit den Europäern und Südamerikanern standhalten kann und zum anderen ist die Infrastruktur anders als bei allen anderen bisherigen Ausrichtern bereits in jeder Hinsicht vorhanden. Was auch unbedingt notwendig war, denn schließlich sprang Südafrika kurzfristig für Libyen ein und war eigentlich erst für 2017 vorgesehen. An Stadien mangelte es also nicht, dementsprechend mussten viele potenzielle Gastgeber enttäuscht werden. Den Zuschlag bekamen schließlich Rustenburg, Mbombela (vormals und auch in 2010 noch Nelspruit), Durban und Port Elizabeth. Eröffnungsspiel und Endspiel werden zudem natürlich standesgemäß im Soccer City zu Johannesburg ausgetragen. Damit ist klar, es wird ein Turnier der großen Distanzen, anders als beim Confed Cup 2009 wurde dieses Mal nicht alles auf die Region Gauteng und nahegelegene Provinzen konzentriert, sondern auch die großen Küstenstädte im Osten kamen zum Zug.
Leer ausgingen hingegen Pretoria und Kapstadt, eines meiner Ziele in den nächsten Wochen vor Ort wird sein, das große Rätsel zu lösen, wieso ausgerechnet Rustenburg hier schon wieder den Vorzug erhalten hat. Ebenso gilt es ein eher unreflektiertes Bild in den westlichen (bzw. nördlichen) Medien kritisch zu hinterfragen. Hier werden die Auswirkungen der WM fast ausschließlich negativ dargestellt, eine einheimische Bevölkerung, die nicht vom Turnier profitiert hat und riesige, teure und ungenutzte Stadien. Letzteres ist auch aus der Ferne kaum vorstellbar, in einem Land, in dem mit Fußball, Rugby und Cricket gleich drei Sportarten die Massen mobilisieren und dementsprechend ein Bedarf an entsprechenden Sportstätten wohl in wenigen Ländern größer ist.
In welcher Gruppe spielt eigentlich...
Aber dazu später im Laufe des Turniers direkt von Ort und Stelle. Bevor ich am Mittwoch in den Flieger nach Johannesburg steigen werde, folgt in den kommenden Tagen noch ein Ausblick auf die einzelnen Gruppen. Montag geht es los mit der Gruppe A. Und zum Schluss gibt es natürlich auch noch eine mutige Prognose, wer das Turnier warum gewinnen wird. Auf jeden Fall keiner aus der virtuellen Gruppe E, mit der ich diesen ersten Blogeintrag schließen möchte. In dieser sind die vier Qualiversager Ägypten, Kamerun, Senegal und Gabun. Letztere waren nach eine starke Leistung im Vorjahr durchaus auf dem Zettel, aber ohne Heimvorteil musste man gegen Togo die Segel streichen. Das stets prominent besetzte Kamerum zeigt seit der Finalniederlage 2008 eigentlich durchwegs furchtbare Leistungen und ausgerechnet der Verband vom übermächtigen CAF-Präsidenten und FIFA-Schwergewicht Issa Hayatou wird aus Schaden einfach nicht klug. Paul Le Guen und Javier Clemente scheiterten als Trainer und nach der blutleeren Vorstellung bei der WM 2010 wurde in der Quali für dieses Turnier mit dem Ausscheiden gegen die Kapverden ein noch tieferer Tiefpunkt in bester Völlerscher Tradition erreicht.
Auch Ägypten verpasst nun zum zweiten Mal in Folge das Turnier, deren Rekordtitelträger man ist und das man zuvor drei Mal in Serie gewonnen hat. Diesmal hat man aber immerhin eine brauchbare, nein, sogar höchst nachvollziehbare Ausrede parat. Im Zuge des Bürgerkriegs und der Unruhen bereits im Vorfeld des Mubarak-Sturzes versank die dortige Meisterschaft mehr und mehr im Chaos und das ist natürlich für ein Land mit verhältnismäßig wenigen Legionären eine kaum zu bewältigende Hypothek. Zudem markierte der Titel in 2010 das Ende einer Goldenen Generation, die auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen war. Keine Frage, die Aufgabe von Trainer Bob Bradley ist sicherlich eine, um die er nicht zu beneiden ist. Die derzeitige Elf der Pharaonen werden wir aber in Südafrika kaum vermissen, statt dessen erinnern wir uns lieber an die großen Spiele der jüngeren Vergangenheit.
Und dann ist da noch der Senegal. Der versagte sicherlich nicht in der entscheidenden Phase der Qualifikation, denn gegen die Elfenbeinküste ist derzeit jedes andere afrikanische Team wohl der Papierform nach Außenseiter. Der Fehler lag einige Monate zurück, denn der punktelose Auftritt im Rahmen der 2012er Auflage sorgte dafür, dass man haarschaft im zweite Qualitopf landete und dann als stärkstes Team aus diesem prompt das stärkste Team aus Topf 1 zugelost bekam. Alles eine Folge der peinlichen Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Libyen. In diesem ging es eigentlich um nichts mehr mehr, aber dieses "eigentlich sollte ein tragischer Irrtum sein. Und ein mahnendes Beispiel, dass man grundsätzlich kein Spiel abschenken sollte, aber dies ist nun wahrlich kein afrikanisches Spezifikum.
Über den Autor:
Mario David Balda ist als gelernter Wirtschaftsredakteur zwar eigentlich eher auf dem Börsenparkett denn dem Fußballplatz zuhause, doch dieses tauschte er in den letzten Jahren immer mehr zugunsten einer exzessiven Beschäftigung mit seinem Lieblingssport ein. So studiert er statt Aktiencharts nun selbstgemalte Taktiktafeln und berichtet für diverse Medien über die Deutsche Bundesliga und die europäischen Wettbewerbe. Für seinen Blog zum Afrika Cup 2012 auf 90minuten.at hat er sich mit Reisen zu internationalen Turnieren wie der Asienmeisterschaft Katar 2010, dem Confed Cup 2009 in Südafrika oder eben zum CAN 2008 in Ghana gründlich aufgewärmt. Als Quereinsteiger will in den nächsten Wochen ohne starre Vorgaben den Blick beizeiten vom reinen Gekicke abschleifen lassen und auch wirtschaftliche, kulturelle und touristische Aspekte einfließen lassen. Persönliche Erfahrungen werden nicht zu kurz kommen, was passiert, wird auch berichtet, egal ob im hypermodernen Soccer City Stadion von Johannesburg oder auf der Landstraße durch Mosambik, wenn es gilt, den kürzesten Weg von Nelspruit nach Durban zu finden.
Mail an Mario David Balda: md.balda@90minuten.at