tipp3-Vorstand Philip Newald: ‚ Ob tipp3 im Bundesliga-Logo stattfindet oder nicht – dieses Problem ist lösbar‘

Seit vier Jahren ist tipp3 Hauptsponsor der österreichischen Bundesliga. Der Vertrag läuft noch zwei Jahre. Im Interview mit 90minuten.at macht sich tipp3-Vorstand Philip Newald Gedanken, was bei der Liga besser laufen könnte – ja sogar müsste. Newald hof

Seit vier Jahren ist tipp3 Hauptsponsor der österreichischen Bundesliga. Der Vertrag läuft noch zwei Jahre. Im Interview mit 90minuten.at macht sich tipp3-Vorstand Philip Newald Gedanken, was bei der Liga besser laufen könnte – ja sogar müsste. Newald hofft zudem, dass die Liga in Sachen TV-Vertrag an einem Strang zieht. Wichtig sei, dass in erster Linie das Produkt im TV verbessert wird.

Das Interview führte Michael Fiala


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90minuten.at: Bevor wir über Zukunftsthemen sprechen wollte ich noch einmal kurz auf die EM 2012 zu sprechen kommen. Wie ist diese aus Sicht von tipp3 gelaufen?

Philip Newald: Die Bilanz von tipp3 zur Euro war durchauspositiv. Viele Mannschaften haben bei der EM starke Konturen bekommen, was für Wetter prinzipiell immer sehr interessant ist, weil die Mannschaften einschätzbar werden. Es war auch für die Kunden erfreulich, weil bei diesem Turnier der Favorit öfters gewonnen hat als bei anderen vergleichbaren Turnieren. Nicht nur, dass Spanien das Turnier gewonnen hat, sondern auch bei den einzelnen Spielen gab es zumeist Favoritensiege. Wir haben einen sehr hohen Prozentsatz an Neukunden bei der Euro gewonnen, die ihrerseits eine sehr erfolgreiche Euro über die Wetten erlebt haben. Der eine oder andere Umfaller hätte uns aber auch durchaus gefreut. Wir hoffen, dass wir diese Kunden nachhaltig behalten können, insbesondere mit unseren Wetten zur tipp3-Bundesliga aber auch verstärkt mit Wetten zur Deutschen Bundesliga um die Mannschaften der österreichischen Legionäre oder zur WM-Qualifikation des ÖFB-Teams.

 

Welche Dynamik hat der österreichische Wettmarkt?

Es gibt eine weiter zunehmende Dynamik im Markt, es gibt weitere Anbieter, die auch stark präsent sind z. B wie etwa William Hill oder Tipico. Unsere Kerndomäne ist der österreichische Fußball, auch hier gibt es einen hohen Prozentsatz an Neueinsteigern. Ein Gradmesser ist hier aber vor allem das Nationalteam. Wenn das ÖFB-Team bei der WM-Quali ein gutes Bild abgibt, spüren wir das ziemlich stark. Das Pendel geht aber auch sehr schnell wieder hinunter.

 

Werden bei Großturnieren wie der EM Marktanteile gewonnen?

Derzeit ist es ein Verdrängungswettbewerb. Mit der Einführung unserer Live-Wetten haben wir den Online-Wettanteil verdoppeln können. Die Kommunikation mit den Online-Kunden ist zudem viel einfacher als über die Annahmestellen. Wir haben sicherlich auch Marktanteile zurückgewonnen, wie hoch kann man jetzt aber noch nicht detailliert sagen.

 

Sie haben immer wieder betont, dass tipp3 auch den internationalen Weg nicht scheut. Wie sieht es damit derzeit aus?

Wir sind in Belgien mit win2day gemeinsam in einem Projekt.. In Deutschland sind wir in zahlreichen Gesprächen. Seit 1. Juli ist der neue deutsche Glücksspielvertrag offiziell gültig. Wir werden uns wahrscheinlich um einen Markteintritt in Deutschland bemühen, die detaillierte Ausformung ist noch offen, wird aber in Kürze feststehen. Da gibt es zwei Varianten: Wir können selber tätig werden oder im b2b-Bereich mit einem großen Partner einsteigen und unser Know-How zur Verfügung zu stellen. Auf unsere Struktur kann man sich verlassen, wir werden in einigen Jahren wohl noch ähnlich aufgestellt sein wie jetzt, was bei vielen börsenorientierten Mitbewerbern fraglich ist. Im Herbst soll es dann so weit sein.

 


Ein heißes Thema ist die Wettmanipulation. Wie würden Sie die Rolle von tipp3 in diesem heiklen Thema beschreiben?

Wir haben unsere Rolle im Bereich der Wettmanipulation gefunden. Wir sind offizieller Partner des ÖFB, der Bundesliga und auch der wesentlichen Vereine, die auf unser Know-How vertrauen. Man kann die potenziellen Vorfälle nicht sofort beurteilen. Unsere Faustregel ist, innerhalb von 48 Stunden mit Rücksprache internationaler Experten zu wissen, ob es Auffälligkeiten gegeben hat oder nicht. Diese Rolle nehmen wir ein. Es ist hier einiges im Entstehen und die entscheidenden Player ziehen an einem Strang. Wir haben letztes Jahr konkret drei Fälle betreffend Bundesliga detailliert geprüft, die auch medial bekannt sind.

 

tipp3 hat vergangenes Jahr das Sponsoring der Liga um drei weitere Jahre verlängert. Zwei Jahre sind es jetzt noch. Wie würden Sie die Performance des vergangenen Jahres beschreiben?

Ich blicke lieber auf die letzten vier Jahre zurück. Das letzte Jahr war sportlich gesehen sicher kein Ausreißer nach oben. Es sind viele kritische Themen aufgekommen. Man hat gesehen, dass die gesamte Struktur der Liga angreifbar ist. Die Außendarstellung war phasenweise keine besonders gute ohne einen spezifischen Vorwurf machen zu können. Die Zusammenarbeit der im Vertrag vereinbarten Punkte funktioniert ausgezeichnet. In der Weiterentwicklung haben wir sicher noch Potenzial und bereits gemeinsam mit der Liga einiges in der Schublade.

 

Weiterentwicklung in welchen Bereichen?

Die Liga produziert sehr viel Content. Die Website der Bundesliga muss der „Zehner“, die zentrale Drehscheibe sein. Wenn man an österreichischen Fußball denkt, sollte man an die Bundesliga denken. Es müssten sich zum Wohle einer starken Liga alle Vereine zusammenfinden und an einem Strang ziehen. Es geht nur so, um sich von der restlichen Freizeitindustrie positiv abgrenzen zu können. Ich war bei einigen internationalen Trend-Meetings zu diesem Thema, wie etwa beim Sports Media Summit in Düsseldorf, dabei. Das Geldbörserl der Konsumenten wird immer umkämpfter und wir stehen vor einer Weichenstellung welchen Anteil daran wir uns sichern können..

 

Die Antwort mit dem „Zehner“ der Liga gab es letztes Jahr in unserem Interview bereits ein Mal. Beim Sports Media Summit in Düsseldorf war 90minuten.at auch vor Ort, Sie waren neben laola1.at einer der wenigen österreichischen Vertreter, österreichische Klubs und Verbände glänzten mit Abwesenheit. Sieht nicht gerade nach einer Weiterentwicklung aus, oder?

Das ist mir auch unverständlich. Das müsste eigentlich eine Freude sein, sich hier zu engagieren. Ich meine „gut kopiert ist besser als schlecht erfunden“. Gerade den deutschen Fußball kann man in vielen Bereichen runtergebrochen für den österreichischen Fußball als Vorbild nehmen. Die haben auch keinen Zaubertrank erfunden. Die haben ein strukturiertes Konzept umgesetzt. In Österreich habe ich den Eindruck geht es oft zwei Schritte nach rechts, zwei nach links aber nicht wirklich nach vorne. Ich sehe keine Rückschritte, aber auch keine großen Schritte nach vorne.



„In Österreich habe ich den Eindruck geht es oft zwei Schritte nach rechts, zwei nach links aber nicht wirklich nach vorne."

 

Kann man sagen, dass Österreichs Verbände/Vereine zu wenig über den Tellerrand blicken?

Der Blick über den Tellerrand wäre insbesondere bei Bundesliga-Vorstand Georg Pangl vorhanden. Nur wenn sich die Vereine nicht einheitlich commiten, Georg Pangl zu unterstützen und diese Schritte gemeinsam zu gehen, ist das ein Kampf gegen Windmühlen.

 


 

Commitment ist auch ein gutes Stichwort in Bezug auf die Vergabe des TV-Vertrags. Wie sieht der Hauptsponsor tipp3 diese Vergabe. In welche Richtung soll es Ihrer Meinung nach gehen?

Ich gehe davon aus, dass die Refinanzierung am Werbemarkt derzeit keine einfache ist, weil die Weltwirtschaft so ist wie sie ist. Da sollten wir uns nicht in die eigene Tasche lügen. Wenn man die Rechnung macht und durch die einzelnen Vereine durchdividiert und bei den Forderungen nach mehr Geld ein wenig nachlässt und mehr auf das Produkt an sich schaut und dann bei der übernächsten Rechtevergabe dann einen höheren Erlös zum Ziel hat, wäre das aus meiner Sicht nicht falsch. Die Frage ist auch, wie lange schließt man den jetzigen Vertrag ab bzw. ob man nicht das derzeitige Modell prolongieren sollte bei Steigerung der Produktqualität, um sich dann in ein paar Jahren in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen. Zum jetzigen Zeitpunkt einen Vertrag abzuschließen, ist nicht leicht.


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Die Deutsche Liga oder die Premier League konnten aber deutliche Steigerungen erzielen …

Aber da habe ich das Gefühl, dass sich Sky die Golden Nuggets der internationalen Unterhaltungsindustrie mit allen Mitteln sichern wollten. Wenn man sich überlegt, auf ein paar hunderttausend Euro zu verzichten, dafür von der Steigerung der Übertragungs-Qualität nicht abzuweichen, die Ankickzeiten zu evaluieren, etc. – das würde mir besser gefallen. Lieber jetzt in das Produkt zu investieren als am Stand zu treten. Gerade in Krisenzeiten kann man eher auf strukturelle Veränderungen fokussieren. Dieses Bewusstsein muss aber vorweg bei allen Vereinspräsidenten angekommen sein, damit dann im Verhandlungsprozess keine Überraschung erlebt. Die Liga ist aber derzeit zu auseinanderdividierbar und zieht nicht an einem Strang. Ich hoffe, dass diese Gespräche von Seiten der Liga derzeit stattfinden.



Der Fokus der Liga sollte eher aus neuen Erlösquellen und innovative Übertragungsmethoden im Bereich mobiler Medienkanäle liegen.

 

Das klingt nachhaltig. Die letzten Verhandlungen waren diesbezüglich das komplette Gegenteil. Ist es realistisch, dass etwa Rapid-Präsident Rudi Edlinger sagt, er will lieber in die Qualität des Produkts investieren als in eine Steigerung der TV-Erlöse?

Der Fokus der Liga sollte eher aus neuen Erlösquellen und innovative Übertragungsmethoden im Bereich mobiler Medienkanäle liegen. Ich maße mir jetzt nicht an, auf eine detaillierte Paketierung in diesen Bereichen einzugehen, ich denke aber, dass sich hier neue Erlösquellen ergeben haben. In der Livespiel-Berichterstattung und Zusammenfassung muss es jedoch primär einen Qualitätssprung geben. Die „Sportschau“ – wie auch immer das in Österreich heißen wird – macht nur Sinn, wenn sie hohe Qualität besitzt, sonst ist es besser, diese Sendung nicht zu übertragen. Diese Sendung sollte ein Treffpunkt sein, wo quasi die ganze Familie vor dem TV-Gerät versammelt ist. Davon leitet sich natürlich auch das Image für die kommende Woche ab, was man machen wird, ob man ein Fußballspiel besuchen wird oder nicht.


 

Wie sieht die derzeitige und künftige Sponsoring-Strategie von tipp3 derzeit aus?

Wir haben zwei wesentliche Verträge. Jenen als Hauptsponsor und Namensgeber der Bundesliga und einen als Partner des ÖFB. Darüber hinaus gibt es im Sponsoring nichts Relevantes. Für den Fall, dass wir nicht mehr Ligapartner sein sollten, entwickeln sich andere Sportarten wie Eishockey oder Tennis aus unserer Sicht sehr gut, was auch am Format liegt – hohe Frequenz beim Eishockey oder hoher Livewettenanteil beim Tennis. Das Zugpferd ist und bleibt aber Fußball mit einem Anteil von rund 80% der Wetten. Als Hauptsponsor eines Fußballvereins kommt tipp3 jedoch nicht in Frage – das kann ich ausschließen.


 

Sie haben jetzt in der Antwort angedeutet „für den Fall, dass man nicht mehr Hauptsponsor der Liga sein sollte.“ Es gibt gewisse Tendenzen, Bewerbs- und Vereins-Logos wieder sponsorenfrei zu machen. Die Deutsche Liga verzichtet zur Gänze, auch Sturm Graz denkt intensiv darüber nach, wie man Puntigamer anders einbinden kann. Spüren Sie diese Tendenz auch in Bezug auf das Bundesliga-Logo und –Namingright? Wie sieht die Alternative aus, wenn tipp3 nicht mehr Namenssponsor der Liga sein kann oder will?

Wir sind da relativ schmerzfrei. Wir sind zu erfahren und professionell vernetzt – wir werden immer Wege finden, um unser Produkt rund um den österreichischen Fußball bestmöglich positionieren zu können. Trotzdem ist für einen Wettanbieter diese starke Fokussierung auf die Liga und Verband fast zwingend, weil ein Engagement bei einzelnen Sportlern oder Vereine gerade in Zeiten von Matchfixing nicht sehr stimmig ist. Nichts desto trotz finden wir über Verträge direkt mit den Medien, Vermarktern, etc. genug Möglichkeiten. Das Thema ist, die Marke zunächst bekannt, dann sie relevant zu machen und schlussendlich die Marke zu positionieren, was mir mit der Liga und dem Verband machen. Ob tipp3 im Bundesliga-Logo stattfindet oder nicht – dieses Problem ist lösbar.

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