Marcus Knipping: Wer hobelt, lässt Späne fallen…
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Marcus Knipping: Wer hobelt, lässt Späne fallen…

Und macht sich nicht nur Freunde. Außen kam die Arbeit des Deutschen beim SK Rapid gut an, intern sorgte es für Verstimmung. Aber warum die sofortige Trennung?

Ruhe und Ordnung beim SK Rapid? Das wäre ja langweilig.

Kaum scheint der sportliche Fehlstart ins Jahr nach dem Kantersieg über Altach lange genug vom Stutzen geschüttelt, um mit der gebotenen Ruhe nach Banja Luka fliegen zu können…

Da gibt es eine interne Blutgrätsche auf organisatorischer Ebene.

Das abrupte Aus von Marcus Knipping als Geschäftsführer Wirtschaft hat sich nicht abgezeichnet. Nach außen nicht.

Wie auch: Der Deutsche agierte seit seinem Amtsantritt im Juni 2023 im Hintergrund, seine öffentlichen Auftritte und Statements ließen sich an einer Hand abzählen.

Erst im Dezember stand der Finanzchef erstmals länger bei "90minuten" Rede und Antwort. Vor zwei Wochen folgte im "Kurier" ein aktuelles Interview mit dem 60-Jährigen, der jahrzehntelange Erfahrung beim Riesen Borussia Dortmund mit nach Wien brachte.

In den dortigen Zeilen: Alles eitel Wonne. Zwischen dem Klub, den Verantwortlichen, der Stadt und ihm. Sowie auf Rapids Konto.

Außen hui

Tatsächlich sprach das, was sich in den letzten 21 Monaten auf der wirtschaftlichen Ebene bei Rapid tat, für die getane Arbeit. Soweit sich das von außen bemerken und beurteilen ließ.

Bei den Fans wurde sein Tun dadurch wohlwollend zur Kenntnis genommen, umso größer haften den Reaktionen Schock und Verwunderung an.

Intern scheint sich die Sache anders ausgeformt zu haben.

Innen pfui

90minuten hörte sich auf Ursachenforschung im erweiterten Vereinsumfeld um. Auf so viel Gegenliebe wie außen dürfte Knippings Treiben im Verein nicht immer gestoßen sein. Zitiert werden will verständlicherweise niemand.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

VIDEO: Rapid-Sieg gegen Altach Pflicht oder Start einer Trendwende?

Der Deutsche griff kleinere und größere Stellschrauben an, stand für einen gewissen Kulturwechsel. Manche Schrauben dürften zu viel gewesen sein, sorgten für Irritation.

Deutsche Überkorrektheit trifft Altbewährtes, da kann es bei allem Wissen um die Notwendigkeit einer Professionalisierung zu Unstimmigkeiten kommen. Ein konkret von einem Gesprächspartner genanntes Beispiel: Die Einführung einer Arbeitszeitaufzeichnung. (Anmerkung: Der SK Rapid reagierte auf diese Darstellung gegenüber 90minuten bereits: Arbeitszeitaufzeichnungen gibt es im Verein demnach bereits seit Herbst 2014).

Auch beim Umgang mit den Derby-Vorfällen vor einem Jahr, als von Spielern homophobe Gesänge mitgesungen wurden, wäre Knipping für einen härteren Kurs eingestanden, als dann gefahren wurde. Spätestens ab da war das Verhältnis zwischen Steffen Hofmann und Knipping angespannt. Ein entscheidender Konflikt.

Knippings Änderungen bis ins Präsidium?

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Insbesondere, wenn der Personalbereich das Werkstück darstellt. Dann gibt es Verlierer. Und Spannungen.

Da half auch nicht, dass Knipping von Partnern und Sponsoren geschätzt wurde. Eher im Gegenteil: Das Wort "Neid" kam in unseren Recherchegesprächen vor.

Dass es bei Rapid immer um das Sagen geht und ging, ist sowieso ein alter Hut. Das bestehende Präsidium um Alexander Wrabetz geriet zwischenzeitlich in die Zukunftsfrage. Immerhin war der ehemalige ORF-Chef als SPÖ-Minister der neuen Regierung im Gespräch.

Auch, wenn sich das mittlerweile erledigt hat, seien da intern gewisse Dynamiken entstanden.

Warum jetzt sofort?

Am Ende sei eine Opposition zur Marcus Knipping entstanden, der gegenüber er mittelfristig auf verlorenem Posten gewesen sein soll. Speziell gegenüber Hofmann und seinen Vertrauten. Im Umfeld war die Möglichkeit, dass von einer Vertragsverlängerung Abstand genommen wird, keine Neuigkeit mehr.

Die letztgültigen Ursachen für die sofortige Trennung - und vor allem ihre Unmittelbarkeit sowie die Einstimmigkeit des Beschlusses - bleiben aber genau wie die konkreten Ausformungen der zwischenmenschlichen Verhältnisse weiterhin bei den beteiligten Personen.

Auch dieser Kommentar soll lediglich das Stimmungsbild weitervermitteln, welches 90minuten durch die Schnellrecherche zusammentragen konnte. Eines, das sich vom bisher bekannten unterscheidet.

Wir alle müssen warten, bis konkreteres auf den Tisch kommt, warum die Trennung jetzt sofort erfolgte. Einen Tag vor dem wichtigsten Europacup-Spiel seit langer Zeit.

"Kein weiterer Kommentar" wird nicht durchgehen

Eines lässt sich aber festhalten: Die Kommunikation vor allem hinter der Unabsehbarkeit dieses Schrittes mit einer kurzen Aussendung und einem bestimmten "kein weiterer Kommentar" abzuhaken, wird zu wenig sein. Überhaupt beim Mitgliederverein Nummer 1.

Dass die Fans dadurch angestachelt jetzt die wildesten Theorien durch den Raum werfen und nicht wissen, welche Gründe dem Handeln des von ihnen gewählten Präsidiums zugrunde liegen, kann auch nicht gewollt sein.

Alles Gute für das Hinspiel in Banja Luka - die Nachfragen zu der Thematik wird es trotzdem geben.

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