Euphorie, Underperformer und Korrekturen
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Euphorie, Underperformer und Korrekturen

Der Druck auf das ÖFB-Team war groß, nicht alle hielten ihm in der ersten Hälfte stand. Doch das Trainerteam kann eingreifen und so zeigt die Trendkurve nach oben. Muss sie auch. Ein Kommentar:

Pflicht erfüllt.

Das klingt vielleicht ein wenig trocken, darf aber durchaus mit Euphorie aufgenommen werden.

Vielmehr als Pflichterfüllung ist der Sieg eines Teams, das den Anspruch hat, ins Achtelfinale einzuziehen, gegen den am Papier einfachsten Gegner dieser Gruppe nicht.

Doch Pflichterfüllung ist mitunter gar nicht so einfach, deshalb darf und soll man darüber auch jubeln. Der Weg in die K.o.-Phase der EURO 2024 ist geebnet, es gilt ihn nun zu beschreiten.

Nicht alle haben performt

Dass der Druck auf das ÖFB-Team nach der (alles andere als überraschenden) Auftaktniederlage enorm war, ist nicht zu bestreiten. Ralf Rangnick sprach nach dem Schlusspfiff vom wichtigsten Spiel seiner bisherigen Teamchef-Ära.

Dass dieser Druck nicht spurlos an allen Spielern auf dem Platz vorübergegangen ist, war zu bemerken. Rangnick vermutete die Symptome vor allem in der Schwächephase nach der 20. Minute, aber teilweise auch schon davor.

"Wir hatten in der ersten Halbzeit ein zu großes Leistungsgefälle. Wir hatten vier, fünf Spieler, die überragend gespielt haben, wir hatten aber auch andere, die underperformt haben. Das können wir uns nicht erlauben, so herausragend sind wir individuell nicht besetzt", sagt er.

Es müssen alle performen

Das Mantra, nur als Kollektiv funktionieren zu können, ist seit dem Start der Ära Rangnick allgegenwärtig, der Erfolg des Schwarmverhaltens auf dem Platz ist davon abhängig, dass jedes Rädchen ins andere greift.

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Das klappt über weite Strecken, aber eben nicht durchgängig. Und darin liegt die Gefahr gegen absolute Weltklasse-Mannschaften. Je höher die individuelle Qualität des Gegners, umso wahrscheinlicher, dass Schwächephasen eiskalt ausgenützt werden.

Diese Erkenntnis ist freilich nicht neu, Rangnick predigt seit Monaten, dass das ganze Team auf allerhöchstem Niveau performen müsse, um bei der EURO 2024 reüssieren zu können. Entscheidend wird sein, das auch nach einem 3:1-Sieg gegen Polen nicht zu vergessen.

Es kann korrigiert werden

Die gute Nachricht: Das Trainerteam hat gezeigt, dass es entsprechend reagieren kann. "Es ist uns eine große Hilfe in der Halbzeit, wenn ein Trainerteam sieht, was falsch läuft, und wir das sofort korrigieren können. Am Platz siehst du nicht alles", sagt Gernot Trauner.

Da wird der im Spielaufbau ungewohnt unsichere Florian Grillitsch ausgetauscht, da wird Christoph Baumgartner doch wieder ins Zentrum beordert, da wird Marcel Sabitzer vom Flügel ein wenig mehr in die Mitte geschoben.

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Wie schon gegen Frankreich war das ÖFB-Team nach personellen und taktischen Korrekturen in der zweiten Hälfte besser als in der ersten. Das stärkt das Vertrauen der Spieler in das Trainerteam.

Das Vertrauen ist da

Und auch das Vertrauen der neun Millionen Teamchef des Landes in jenen Mann, der diesen Job hauptberuflich ausüben darf, sollte ungetrübt sein.

Das just die drei "Neulinge" Gernot Trauner, Philipp Lienhart und Marko Arnautovic ihre Aufgaben ausgezeichnet erfüllt und maßgeblich zum Sieg beigetragen haben, lässt sich nicht bestreiten.

Insgesamt war im Vergleich zum Frankreich-Spiel – ja, bei einem einfacheren Gegner – auf vielen Ebenen eine Leistungssteigerung zu erkennen. Dieser Trend muss sich fortsetzen, wenn gegen die Niederlande gepunktet werden soll.

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