Eskalation in Hartberg: Auf Aktion folgt Reaktion - meistens
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Eskalation in Hartberg: Auf Aktion folgt Reaktion - meistens

Die Bilder frustrieren. Rapid hat ein strukturelles Problem. Es wird Zeit, nachhaltige Lösungen zu suchen. Doch Hartberg hätte auch anders ablaufen können.

Es ist ein schwerer Irrglaube, dass wir Schreibende unsere Freude an den Geschehnissen in Hartberg hätten.

Genervtes Raunen war die Reaktion, als die News über einen Zwischenfall abseits des Feldes fällig wurde. Wieder mal.

Die ungesunde Regelmäßigkeit stumpft nicht ab, sie frustriert genau wie die fehlenden Lösungsansätze.

Gibt es die einfachen Mittel überhaupt? Die Strukturen des Problems sind schließlich auch nicht eindimensional.

Rapids Stärke ist seine Schwäche: Der betonte Zusammenhalt, er gilt auch innerhalb der Fanszene. Es sind nicht Einzelpersonen, sondern Denk- und Handlungsmuster.

Das macht die Handhabung schwieriger, mit der Sanktionierung einzelner Auffälliger ist die Sache nicht ausgeräumt.

Wenn aus einer Verhaftung Randale werden

Berichteter Auslöser der Eskalation in der Oststeiermark: Eine Fangruppierung kommt spät an, hat wenig Freude mit den Einlasskontrollen.

Es werden verbotene Gegenstände gefunden, die Polizei stößt hinzu, es gibt eine Verhaftung.

Der Ablauf der Amtshandlung stößt auf Unmut bei den Kumpanen, es folgt Gestänker, die Polizei lässt sich natürlich nicht alles gefallen – und die Spirale dreht sich.

Die Schuldfrage ist klar, es beginnt schon beim Versuch des Umgehens der Vorschriften.

Und wer in weiterer Folge Waschbecken abmontiert, um sie als Wurfgeschosse zu verwenden, kann nicht heucheln, im Affekt zu handeln und an dieser Eskalation keinen Gefallen zu haben.

Nach Deeskalation hat das nicht ausgesehen

Umgekehrt muss die Frage erlaubt sein, ob nicht auch die Exekutive ihren Anteil daran hatte, dass die Situation gar so unschön wurde.

Dass im richtigen Umgang mit Fangruppierungen Planlosigkeit herrscht, ist auch keine erstmalig geäußerte Darstellung.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

VIDEO: Diese Strafen drohen Rapid nach dem Hartberg-Eklat

Stellt etwa der Einsatz von Pfefferspray wirklich das gelindeste Mittel dar, welches es als Maßregel guter Polizeiarbeit anzuwenden gilt? Speziell bei Gegebenheiten wie in Hartberg, wo aufgrund der Enge fast unweigerlich Unbeteiligte mit zum Handkuss kommen, weil das Ausweichen kaum möglich ist.

Nicht umsonst wurde eine richtige Katastrophe dadurch verhindert, dass die Tore Richtung Spielfeld geöffnet wurden und hunderte Anhänger bis zur Beruhigung der Situation dort ausharren mussten.

Gemäß des alten Mottos "es gehören immer zwei zum Streiten" muss bei der Aufarbeitung auch erörtert werden, ob dieses Vorgehen wirklich im Sinne einer Deeskalation stand.

Es hätte sicher nicht so hässlich werden müssen. Nicht umsonst war auch die Heldin des Tages, Brigitte Annerl, um ein gewisses Maß an Verständnis für die Rapid-Fans bemüht.

Die scheinbar unlösbare Aufgabe

Eine Frage, die sich nicht stellt, hätte es den Auslöser nicht gegeben. Und damit in zweiter Linie zu klären. Dem Problem muss die Grundlage entzogen werden.

Doch wer glaubt allen Ernstes daran, dass das alles nicht mehr vorkommt, wenn die Täter von Hartberg identifiziert und verbannt werden? Hat das nach den letzten Malen etwas gebracht? Und ist das wirklich alles, was sich machen lässt?

Das strukturelle Problem muss auch als solches behandelt werden. Und das ist für Rapid eine (zu) schwierige Frage, sind die positiven Errungenschaften der eigenen Fanszene doch ein "Unique Selling Point".

Neue Handlungsansätze statt altbekannter Beteuerungen

Und – noch – scheint es keinen Ansatz zu geben, das Eine ohne dem Anderen haben zu können. Genau DER muss "Jetzt" aber gefunden werden. Das "Jetzt" in Anführungszeichen – denn es wäre bereits seit 15 Jahren die gebotene Aufgabe.

So ist es auch wenig verwunderlich, dass die erfolgte Reaktion am Montag>>> inhaltsleer erscheint. In dieser Form schon oft gelesen, nie der Startschuss einer nachhaltigen Besserung gewesen.

Die spannende Frage bleibt, wie viele Zyklen der Verein dieses Spiel aus Aktion und kaum einer Reaktion verträgt, ehe die heißen Eisen wirklich angegriffen werden. Ein paar davon liegen längst hinter uns.

In der Hand hat es eigentlich nur Rapid selbst.

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