Dieses ÖFB-Team braucht Marko Arnautovic
Foto © GEPA

Dieses ÖFB-Team braucht Marko Arnautovic

Der einst als enfant terrible verschriene Wiener ist längst der Leadertyp geworden, den diese Truppe nötig hat.

Es sind außergewöhnliche Momente, wenn die rot-weiß-rote Fankurve einen einzelnen Spieler mit einem Sprechchor feiert. Sie sind ganz, ganz rar gesät. Für gewöhnlich fokussiert sich der Support auf die ganze Mannschaft.

Aber als Marko Arnautovic nach seinem Doppelpack beim 5:1 gegen Norwegen den Platz unter stehenden Ovationen verließ, wurde er praktisch vom ganzen Stadion gefeiert – auch verbal.

Nur "der liebe Herrgott" entscheidet

Im Moment der riesigen Enttäuschung des EURO-Aus gegen die Türkei ließ der Rekordteamspieler seine Zukunft im Nationalteam noch offen. Das hat sich längst erledigt.

Alleine "der liebe Herrgott" entscheide, wann Schluss sei, verlautbarte der 35-Jährige nach der Glanzleistung in seinem 120. Länderspiel. Übersetzt heißt das: So lange es seine Gesundheit zulässt, spielt er für Österreich.

Und das ist gut so. Denn dieses ÖFB-Team braucht Marko Arnautovic. Einerseits wegen der Qualitäten, die er immer noch auf den Platz zu bringen vermag, andererseits wegen der unschätzbar wertvollen Qualitäten abseits davon.

Der einst als enfant terrible verschriene Wiener ist längst der Leadertyp geworden, den diese Truppe nötig hat.

Es braucht manchmal eben nicht nur Einsicht, sondern auch Trotz, um zurück in die Spur zu finden.

Weil er mit seiner offenen, ehrlichen Art die Impulse setzt, die es nach verpatzten Lehrgängen wie jenem im September braucht. Sein erstes Statement nach dem 5:1 gegen Norwegen lautete: "Nach Slowenien und Norwegen auswärts haben wieder alle geredet: 'Dies, das, funktioniert nicht.' Wir haben euch gezeigt, wer wir sind, was wir sind."

Es braucht manchmal eben nicht nur Einsicht, sondern auch Trotz, um zurück in die Spur zu finden.

Längst ein Teamplayer

Doch das alleine macht freilich keinen Leader aus. Es geht auch darum, wie Arnautovic mit seinem Stellenwert umgeht. Der Rekordinternationale ist längst zum Teamplayer geworden. Er ist nicht immer erste Wahl – der Vorzug Adamus gegen Kasachstan ist das jüngste Beispiel –, akzeptiert diesen Umstand aber ohne Murren.

Und er spielt seine Rekordjagd auf Toni Polsters 44 Länderspieltore herunter. Das sei ihm "komplett egal", sagt er, wenn er darauf angesprochen wird, dass ihm nur noch fünf Treffer fehlen, um mit dem Rekordtorschützen gleichzuziehen.

Es geht um Österreich, nicht ihn selbst. Und man glaubt es ihm auch. Wenn es sein Körper zulässt, ist er da, war er immer da, immer bereit, sich im rot-weiß-roten Trikot in die Schlacht zu schmeißen. Anders kommst du nicht auf diese beeindruckende Zahl an Länderspielen.

Mit Hingabe

Dass er sich seit Ralf Rangnicks Ankunft auch redlich bemüht, im pressing- und somit laufintensiven Fußball des Deutschen seinen Platz zu finden, ist Beleg für seine Hingabe, auch wenn sie in manchen Momenten durch Lethargie überdeckt scheint.

Wer Arnautovic gegen Norwegen in der ersten Hälfte bis tief in die eigene Spielhälfte sprinten sieht, um dem Ball bei einem Gegenstoß nachzujagen, der kann das Commitment des Inter-Stürmers nicht ernsthaft hinterfragen.

Und weil all das ein extrem stimmiges Gesamtpaket ist, fliegen Marko Arnautovic landauf, landab auch seit vielen, vielen Monaten zurecht die Herzen zu.

Kommentare