Medienkritik um Hyballa: Wer Arschloch sagt, muss zweimal Arschloch sagen
Peter Hyballa ist sozial inkompetent, respektlos und menschlich gescheitert, urteilen Journalisten. Dabei verschweigen sie dem Leser das Gesamtbild. von Gerald Gossmann .
Spricht man in diesen Tagen mit Sturm-Insidern, zeichnet sich ein klares Bild. Die Aussagen von Hyballa-Befürwortern und Gegnern gehen in dieselbe Richtung. Zwei Punkte stehen dabei im Vordergrund. Hyballa und Tumani sollen menschlich gescheitert sein. Zu respektlos ist ihr Umgang mit Spielern und Mitarbeitern, zu kompromisslos und rücksichtslos ihre Personalpolitik. Hyballa und Tumani sollen innerhalb weniger Monate zwar ausreichend Punkte, vielmehr aber Feinde gesammelt haben. Das Gefüge bei Sturm soll zerrüttet sein, Hyballa/Tumani somit gescheitert.
Jüngere und kritische Journalisten führen noch einen zweiten Punkt an. Sturm-Verantwortliche sollen bei Medienvertretern gegen Hyballa wettern, freizügig Insiderinfos weitergeben und gemeinsam mit den Medien regelrecht eine Kampagne hochziehen.
Fest steht: Die Beziehung zwischen Sturm-Spielern und Verantwortlichen auf der einen Seite und Hyballa/Tumani auf der anderen Seite ist gestört. Das zeigt sich nicht erst seit dem 1:2 gegen den Tabellenletzten. Journalisten sagen: „Kritik an Hyballa muss erlaubt sein." Ist sie auch. Das Problem in der Berichterstattung ist ein anderes. Von ihrem umfassenden Insiderwissen geben die meisten Journalisten nur einen Teil an den Leser weiter. Das liest sich dann so: Hyballa ist aufgrund seiner respektlosen, nahezu menschenverachtenden Art gescheitert. Er hat sich zu viele Feinde geschaffen, verschanzt sich mit seinem Kollegen Tumani, eröffnet zu viele Nebenkriegsschauplätze und behandelt Teile der Sturm-Familie wie Idioten. Intern drücken es viele Insiderjournalisten ganz unverblümt aus: Hyballa ist ein Arschloch, deswegen scheitert er zum Teil selbstverschuldet. Ein Haufen an Spielern und Verantwortlichen soll gleichermaßen über Hyballa/Tumani Kritisches berichten. Man kann es vielen Journalisten nicht zum Vorwurf machen, dass sie die Infos auch an den Leser weitergeben.
Doppelmoral in der Berichterstattung
Es stellt sich allerdings die Frage: Ist es okay, wenn man das eine Arschloch beim Namen nennt, das zweite aber unerwähnt lässt? Warum erwähnt man den respektlosen Umgang Hyballas mit seinem Umfeld, verschweigt aber gleichzeitig die respektlose Hinterhältigkeit der Vereinsführung im Umgang mit Hyballa?
Der Grund ist ein nahe liegender: Während Krone und Kleine Zeitung mit Hilfe von Vereinsverantwortlichen durchaus gegen Hyballa/Tumani kampagnisieren, können sich andere vereinsnahe Journalisten ein Kritisieren der Sturm-Führung einfach nicht leisten, soll der Draht um Insider-Informationen nicht abreißen. Das geben manche Journalisten unter der Hand auch zu. Einige {jcomments off}stimmen auch deshalb in den Abgesang um Hyballa/Tumani mit ein, weil sie sich den Draht zu Goldbrich & Co. nicht kappen wollen. Schließlich verlangen ihre Arbeitgeber auch zukünftig Geschichten, die hautnah an Sturm Graz dran sind. Was aber ohne Insiderinformationen schwer möglich ist. Und darin zeigt sich das verzerrte Bild der Berichterstattung: Der Leser wird mit der Hälfte der Recherche abgespeist. Die andere Hälfte wird verschwiegen, weil ein Offenlegen der Infos viele Journalisten zukünftig bei ihrer Arbeit behindern würde. Darin liegt auch die Zweischneidigkeit, die Doppelmoral, rund um die derzeitige Berichterstattung begründet.
Es mag sein, dass Hyballa/Tumani bei Sturm menschlich gescheitert sind. Jedenfalls dann, wenn vereinsnahe Journalisten die Insiderinformationen mancher Spieler und Funktionäre richtig bewerten und deutsche Direktheit nicht mit fehlender sozialer Kompetenz verwechseln. Auf der anderen Seite, soll es auch in Aachen ähnliche Vorwürfe gegenüber Hyballa gegeben haben. Die Vielzahl an Kritikern spricht nicht für das deutsche Duo. Ein Kritikpunkt bleibt: Es kann nicht sein, dass die einen aufgrund von Rückgratlosigkeit verurteilt werden, die anderen genau aus demselben Grund aber unerwähnt bleiben. Das ist nicht nur den öffentlich Verurteilten gegenüber wenig fair, sondern vor allem dem Leser.
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